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Der Eichen-Prozessionsspinner dieses Jahr wieder häufiger in Berlin

16. Juni 2020 | Artenvielfalt, Bäume, Flächenschutz, Naturerleben, Stadtnatur

Zurzeit können an sonnenbeschienenen Park- und Waldrändern wieder vermehrt Raupen und Gespinste des Eichen-Prozessionsspinners entdeckt werden. Die anhaltend warme Witterung und das trockene Frühjahr boten günstige Bedingungen für die Vermehrung des Falters. Die Raupen fressen an den Blättern von Eichen, in sehr seltenen Fällen sind sie auch an Hainbuchen zu finden. In der Regel können die Bäume die gefressenen Blätter mit dem Johannistrieb (rund um den Johannistag am 24. Juni) wieder regenerieren. Fällt der Fraß besonders stark aus, wiederholt er sich von Jahr zu Jahr und kommen noch andere schwächende Faktoren wie Trockenstress, Befall durch andere Schadorganismen oder z. B kaputte Wurzeln durch zurückliegende Grabungen dazu, dann kann der Blattfraß jedoch zu einem ernsten Problem für den Baum werden.

Problematisch für uns Menschen sind die Brennhaare, die die Raupen ab dem dritten Larvenstadium ausbilden. Die Härchen dienen zur Abwehr von Feinden, sie brechen leicht und sind mit Widerhaken ausgestattet, der Wind kann die Härchen weitertragen. Sie enthalten ein Nesselgift, das beim Einatmen oder beim Kontakt mit der Haut oder den Augen eine Raupendermatitis und auch einen schweren allergischen Schock auslösen kann. Die Raupen und ihre Nester sollten auf jeden Fall gemieden werden.

Eine Tötung der Raupen mit Gift macht zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn mehr, da die Brennhaare nicht nur an den lebendigen Raupen, sondern auch in den Nestern und den verlassenen Puppen- und Häutungshüllen ihre giftige Wirkung behalten. An von Menschen, insbesondere Kindern, Alten und Schwachen frequentierten Orten können die Raupennestern von Fachfirmen abgesaugt werden. Bei befallenen Straßen- und Parkbäumen wenden Sie sich bitte an die zuständigen Bezirksämter:

https://www.berlin.de/sen/gesundheit/themen/gesundheitsschutz-und-umwelt/umwelteinfluesse/eichenprozessionsspinner/

Seinen Namen hat der Eichen-Prozessionsspinner daher, dass die geselligen Raupen in langen Prozessionen aneinandergereiht auf Nahrungssuche gehen oder nach dem Fraß wieder in ihre Gruppennester wandern. Nach fünf bis sechs Larvenstadien verpuppen sich die Raupen Ende Juni und schlüpfen dann als kleine gräuliche Falter. Fraßfeinde der Raupen sind der immer seltener werdende Kuckuck, und es mehren sich in den  letzten Jahren auch Berichte, dass Kohlmeisen mit den Raupen ihren Nachwuchs füttern. 

Der Eichen-Prozessionsspinner sollte nicht mit den Gespinstmotten verwechselt werden, die auch in diesem Jahr im Mai in vielen Berliner Parks aufgefallen sind. Die vollkommen kahl gefressenen und eingesponnen Sträucher sehen sehr dramatisch aus, sie erholen sich aber Jahr für Jahr mit dem Johannistrieb von dem Fraß. Von den gepunkteten Raupen und Gespinsten der Gespinstmotten gehen keine Gefahren aus und wenn möglich sollten sie auch nicht entfernt werden, da auch diese Raupen eine wichtige Proteinquelle für die brütenden Vögel sind. 

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