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Ein neuer für zweieinhalb alte

14. Mai 2021 | Bäume, BUNDzeit-Artikel, Immer.Grün, Stadtnatur

Trockenheit, Stürme und mangelnde Pflege haben den Berliner Straßenbäumen schwer zugesetzt. Und immer noch werden deutlich mehr Bäume gefällt als nachgepflanzt. Es gibt aber Grund zur Hoffnung.

Der Bestand der Berliner Straßenbäume ist zwischen 2012 und 2019 weiter geschrumpft. Das geht aus dem aktuellen Baumreport des BUND hervor, der das Berliner Straßenbaumkataster auswertet. Demnach sank die Zahl der Bäume innerhalb dieser sieben Jahre von 439.971 auf 431.101. Während in den ersten vier betrachteten Jahren jeweils zwischen 4.000 und 5.200 Straßenbäume der Säge zum Opfer fielen, waren es im Sturmjahr 2017 fast 7.900 und in den beiden Dürrejahren 2018 und 2019 jeweils über 6.000. Die Gründe, aus denen Bäume gefällt werden, lassen sich nicht eindeutig erfassen. Oft ist es eine Kombination mehrerer Schäden: zu klein bemessene Baumscheiben, Wurzelschäden durch Tiefbauarbeiten, Belastung durch Streusalz und Hundeurin, Trockenheit, Fäulnis infolge des geschwächten Zustands.

Mit dem Nachpflanzen kommen die Grünflächenämter nicht hinterher, auf 43.664 gefällte Bäume kamen 18.117 neugepflanzte. Im berlinweiten Durchschnitt der sieben Jahre muss jeder neugepflanzte Straßenbaum 2,4 gefällte ersetzen. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Bezirken. Am besten sieht das Verhältnis von neugepflanzten zu gefällten Bäumen in Mitte aus, dort muss ein Jungbaum „nur“ 1,24 gefällte ersetzen. Auf dem Ausgleichsindex folgen Tempelhof- Schöneberg mit 1,55 und Reinickendorf mit 1,94; den Schluss markieren Steglitz-Zehlendorf (3,05) und Spandau (4,99). Der BUND fordert die „grüne Null“, dass also jede Fällung mit einer Neupflanzung ausgeglichen wird.

Erhalt vor Ersatz

Die ökologischen Unterschiede zwischen alten und jungen Bäumen sind erheblich: Ausgewachsene Bäume tragen durch Schattenwurf und Verdunstungskälte mehr zur Milderung von Hitze bei und sind auch als Lebensraum für Insekten und Vögel deutlich wertvoller für die städtische Biodiversität. Ungeachtet dessen gibt es in Berlin immer noch häufig Bestrebungen, ältere, pflegeintensivere Straßenbäume zu fällen, auch wenn sie die Verkehrssicherheit nicht gefährden. Das entlastet das laufende Pflegebudget, so das nüchterne Kalkül. Neugepflanzte Bäume dagegen bereiten nach der Anwuchspflege kaum noch Arbeit, bis sie wieder das „gewisse Alter“ erreicht haben.

Erstmals seit Jahren stehen die Chancen aber gut, dass Erhalt vor Ersatz geht. Im aktuellen Doppelhaushalt stehen den Grünflächenämtern zusätzlich insgesamt 14,8 Millionen Euro zur Verfügung, das entspricht etwa 80 Euro pro Jahr und Straßenbaum. Der BUND fordert, dieses Geld unter anderem für einen regelmäßigen Frühjahrsdienst aufzuwenden. Zu Beginn des Blattaustriebs sollen die Bäume gedüngt und gewässert werden, denn in den letzten Jahren waren die Winterniederschläge bereits im April aufgebraucht. Außerdem muss jede Möglichkeit genutzt werden, die Baumscheiben zu vergrößern, sodass die Bäume mehr Wurzelraum haben und entsprechend mehr Wasser aufnehmen können. Nicht zuletzt muss das Engagement der Bürger*innen für die Straßenbäume stärker unterstützt werden.
www.BUND-Berlin.de/baumreport  

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2021-2.

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