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Müllverbrennung ist nicht die Lösung

12. Mai 2020 | Abfall, BUNDzeit-Artikel, Klimaschutz

Stimmen aus Politik und Abfall- und Energiewirtschaft plädieren für mehr Müllverbrennung, um die Energieversorgung zu dekarbonisieren. Das ist ein Fehler. Erstens ist die „energetische Abfallverwertung“ nicht CO2-neutral und zweitens gehen so wertvolle Rohstoffe für immer verloren.

Foto: Chmee2, CC BY-SA 2.0, www.kurzlink.de/ccbysa

Zwölf neue oder erweiterte Anlagen zur Verbrennung von Müll und oder aufbereitetem Abfall sollen in Deutschland gebaut werden. Damit können pro Jahr 2,6 Millionen Tonnen mehr Müll „verfeuert“ werden. Darauf machte der NABU bereits im Herbst in einer Studie aufmerksam. Das betrifft auch unsere Region. Im brandenburgischen Premnitz entsteht eine Müllverbrennungsanlage mit einer Kapazität von 150.000 Tonnen pro Jahr und in Berlin setzte sich die landeseigene BSR im Streit mit dem Senat durch und darf künftig am Standort Ruhleben mit 580.000 Tonnen 60.000 Tonnen mehr als bisher pro Jahr in den Ofen ihrer Anlage stecken. Außerdem diskutieren Senat und Vattenfall die „energetische Müllverwertung“ heiß, wenn es um den Berliner Ausstieg aus der Kohle geht.

Daher muss einmal wieder festgehalten werden: Müllverbrennung ist nicht klimaneutral. Rund 45 Prozent des CO2- Ausstoßes bei der Müllverbrennung stammen aus fossilen Quellen, vor allem aus Kunststoffabfällen. Kein Wunder, denn von den 5,2 Millionen Tonnen Plastikmüll, die in Deutschland jährlich aus gewerblichen und haushaltsnahen Bereichen anfallen, wandern 3,15 Millionen Tonnen in die Müllverbrennungsanlagen.

Das Verbrennen von erdölbasierten Produkten ist nicht der einzige Grund für die negative Klimabilanz. Ebenso problematisch ist, dass wiederverwendbare Dinge und wiederverwertbare Stoffe dem Wirtschaftskreislauf für immer entzogen werden. Denn wenn Papier, Glas und Kunststoffe verbrannt werden, fehlen sie in der Kreislaufwirtschaft und müssen neu produziert werden. Das kostet in jedem Fall mehr Energie, als bei der Verbrennung gewonnen werden kann, wie das Beispiel Papier zeigt.

Der Heizwert von Papier liegt bei rund 15 Megajoule pro Kilogramm (MJ/kg), dieselbe Menge Energie erfordert aber auch die Produktion. Bei Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt die „energetische Verwertung“ nur etwa 5,3 MJ/kg Energie, von den bei Produktion und Verbrennung insgesamt eingesetzten 30 MJ/kg gehen also 24,7 MJ/kg verloren. Effizienter ist es, das Papier zu recyceln, denn dafür ist pro Kilo ein Energieaufwand von nur 8 MJ nötig. Dieses Prinzip lässt sich auf Glas und Kunststoffe übertragen.

Aber wenn Müllverbrennung nicht die Lösung ist, was dann? Die Wärmeversorgung muss zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Das geht, wenn Solarthermie, Abwärme, Abwasser und Erdwärme konsequent genutzt und die Gebäude (sozialverträglich!) energetisch saniert werden.

Positionspapier von BUND und anderen Verbänden zu Kohleausstieg und Wärmeversorgung in Berlin

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2020/2.

 

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