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Ökotipp: Flugreisen kompensieren

05. November 2020 | BUNDzeit-Artikel, Flugverkehr, Klimaschutz, Tourismus, Umweltgerechtigkeit

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Der Begriff „Flugreisen kompensieren“ ist eigentlich ein Widerspruch in sich. Denn sobald ein Flugzeug seinen Motor anwirft, gelangen klimaschädliche Abgase in die Atmosphäre. Eine Geldzahlung kann das nicht ungeschehen machen. Klimaneutrale Flugreisen gibt es nicht – daran ändern auch Kompensationszahlungen nichts.

Wer meint, den einen oder anderen Flug nicht durch eine Bahnfahrt ersetzen zu können, reist also zu Recht mit schlechtem Gewissen. Das ist ein guter Anlass, mit einer freiwilligen Zahlung Klimaschutzprojekte zu unterstützen. Damit ermöglicht man CO2-Einsparungen, zu denen es sonst nicht käme. Das zur Kompensation gezahlte Geld fließt in der Regel in Maßnahmen zur Energieeffizienz oder -einsparung in Entwicklungsländern; beispielsweise in Biogaserzeugung aus Abwasser in Burkina Faso, Solarlampen in Äthiopien, effiziente Backöfen in Nigeria oder Windräder in Nicaragua.

Einige Modelle für Kompensationszahlungen setzen in Deutschland an. Wer in Moor-Futures investiert, fördert die Wiedervernässung von Mooren hierzulande, etwa in Brandenburg. Moore sind wahre Alleskönner, denn sie speichern nicht nur CO2, sondern bieten auch vielen bedrohten Tieren und Pflanzen einen Lebensraum.

So funktioniert die Kompensation: Geben Sie auf der Internetseite eines Kompensationsdienstleisters die Strecke ein, die Sie unbedingt fliegen müssen. Die Höhe der Kompensation wird automatisch berechnet und hängt von der Länge des Flugs und vom beanspruchten Platz ab. Die folgenden zwei Beispiele stammen vom Emissions- und Kompensationsrechner der Organisation atmosfair. Für einen einfachen Flug von Berlin nach Palermo in der Economy-Klasse schlagen 367 kg CO2 zu Buche, der Kompensationsbetrag beläuft sich auf 9 Euro. Reist man dagegen First Class nach Buenos Aires und zurück, ist man für den Ausstoß von 17.083 kg CO2 verantwortlich, die vorgeschlagene Kompensation beträgt 393 Euro.

Fazit: Nicht fliegen ist besser als fliegen und kompensieren. Fliegen und kompensieren ist aber weniger schlimm als fliegen ohne kompensieren. Das Modell „Flugreisen kompensieren“ deutet zudem an, welchen Preis Flugreisen mindestens kosten müssten, wenn sie die Klimafolgen berücksichtigten.

Ausgewählte Kompensationsdienstleister
www.atmosfair.de
www.myclimate.org
www.moorfutures.de
Kompensationsdienstleister im Test der Verbraucherschutzzentrale

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 20-4. Mehr zum Thema Fliegen:

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Flughafenkonzept
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NGO-Konzept
Wie Wettbewerbsnachteile der Schiene gegenüber dem Luftverkehr ordnungsrechtlich abgebaut werden können, welche Lenkungsmöglichkeiten die Politik auf nationaler Ebene nutzen sollte, um externe Kosten der Fliegerei den Verursachern anzulasten und warum sogenanntes Bio-Kerosin keine Lösung ist, steht im NGO-Luftfahrtskonzept, das der BUND mit anderen Verbänden erarbeitet hat. Zum NGO-Luftfahrtskonzept

Überflüssige Regionalflughäfen
Sie rechnen sich nur dank üppiger Subventionen, sind für die regionale Wirtschaft verzichtbar und tragen zur globalen Erhitzung bei: Den 14 Regionalflughäfen in Deutschland stellt eine Studie von BUND und Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft ein miserables Zeugnis aus. Im Durchschnitt liegen die Regionalflughäfen nur 90 Bahnminuten von internationalen Flughäfen entfernt und dienen fast ausschließlich Urlaubsflügen. Nur zwei von ihnen erwirtschaften nach Abzug der staatlichen Beihilfen Gewinne. Der BUND fordert, die Hälfte der 14 Regionalflughäfen sofort zu schließen. Zur BUND-Regionalflughafenstudie 

Mit dem Zug nach Istanbul
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