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30. Oktober 2019 | BUNDzeit-Artikel, Bäume, Garten, Klimaschutz, Klimawandel, Landwirtschaft, Stadtnatur, Wälder

Der zweite Hitze- und Dürresommer in Folge hat seine Spuren in der Landschaft hinterlassen. Wie hoch die Schäden tatsächlich sind, wird wohl erst 2020 deutlich werden.

Bessere Parkpflege hätte die schlitzblättrige Buche im Kleistpark vor dem Verdursten bewahren können.

Trotz mehrerer extremer Hitzewellen und trotz des heißesten bislang registrierten Juni hat es am Ende „nur“ für den dritten Platz gereicht: Mit einer bundesweiten Durchschnittstemperatur von 19,2 °C war 2019 nach 2003 (19,7 °C) und 2018 (19,3 °C) der heißeste Sommer seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen in Deutschland 1881. Auch wenn die höchsten Tageswerte im niedersächsischen Emsland (42,6 °C am 25. Juli) gemessen wurden, waren Berlin und Brandenburg mit Durchschnittstemperaturen von 21,3 °C und 20,6 °C die wärmsten Bundesländer.

Die Niederschläge fielen von Juni bis August zwar mit 135 Liter pro Quadratmeter in Brandenburg und 170 Liter pro Quadratmeter in Berlin etwas stärker als im Vorjahr (damals waren es 105 und 110 Liter), aber immer noch rund ein Drittel schwächer als im langjährigen Mittel. Seit 1961 begonnen wurde, die Bodenfeuchte zu ermitteln, war der Boden noch nie so trocken wie 2019. Das ist neben dem trockenen Sommer dem regenarmen Frühjahr geschuldet, das das 2018 angelegte Wasserdefizit verschärft hat. Anfang Juli verboten die Behörden in den südbrandenburgischen Landkreisen allen Privatleuten, Wasser aus Flüssen, Seen und Gräben zu pumpen. Zwischen Kleinkoschen und Senftenberg lag die Schwarze Elster auf einer Strecke von vier Kilometern trocken.

Waldsterben und Baumsterben

Die Brandenburger Landwirtschaft meldete Ertragsausfälle beim Getreide. Zwar konnten die landwirtschaftlichen Betriebe im Vergleich zu 2018 ein Fünftel mehr ernten, doch diese Menge liegt immer noch 13 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Interessanterweise hielten sich die Verluste bei Ökobetrieben in Grenze, ihre Getreideernte ging nur um zwei Prozent zurück.

Besonders stark macht die Dürre den Wäldern zu schaffen. Nach Angaben der Forstbehörde sind allein im südlichen Brandenburg 25.000 Hektar Kiefernwald geschädigt (zum Vergleich: Die gesamte Brandenburger Waldfläche misst 1,1 Millionen Hektar). Dazu kam eine dreistellige Zahl von Waldbränden, deren Ausbreitung von der Dürre begünstigt wurde. In drei Fällen waren Flächen von mehr als 100 Hektar betroffen, das Feuer auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog ging mit 744 Hektar als der bislang größte Waldbrand Brandenburgs in die Geschichte ein.

Erfreulicherweise hielten sich die Schäden durch den Nonnenspinner in Grenzen. Einen großflächigen Pestizideinsatz zur Bekämpfung dieses Fraßinsekts konnten Naturschützer*innen im Frühsommer gerichtlich stoppen.

Mit Hitze und Trockenheit hatten auch die Stadtbäume zu kämpfen. Allein im Bezirk Tempelhof-Schöneberg sind 1.000 Bäume stark geschädigt oder abgestorben. Zahlen aus den anderen Bezirken liegen noch nicht vor, vermutlich wird das volle Ausmaß der Schäden, die zwei Dürresommer in Folge angerichtet haben, erst im kommenden Jahr zu sehen sein. Auch in Parkanlagen, die sich eigentlich intensiverer Pflege erfreuen sollten, erlitten Bäume schwere Schäden. So ließ der Betreiber des Potsdamer Buga-Parks 120 Bäume fällen, weil die weitgehend abgestorbenen Bäume aus seiner Sicht die Verkehrssicherheit gefährdeten. Im Schöneberger Kleistpark fielen Anfang September und damit noch deutlich vor Ende der Vegetationsperiode mehr als ein Dutzend Bäume der Säge zum Opfer, darunter auch eine seltene schlitzblättrige Buche. Der Zustand der gefällten Bäume ließ auf Schädigung durch Trockenheit schließen.

Mehr zum Fall Kleistpark im BUND-Blog

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 19-4.

 

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