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Spaziergänge in Krisenzeiten

11. Mai 2020 | BUNDzeit-Artikel, Naturerleben

Die Parks sind voll und in die Bahn Richtung jwd möchte man sich nicht setzen: Bewegung mit Abstand im Grünen macht neue Pläne nötig.

Grünanlagen

An einem sonnigen Frühlingstag eine nur mäßig besuchte Grünanlage zu finden, dürfte in Corona-Zeiten eine der schwierigeren Freizeitaktivitäten sein. Tempelhofer Feld, Tiergarten und die großen Volksparks scheiden schon einmal aus und auch viele der kleinen Parks in den Kiezen sind oft zu voll. Wie also finden wir die B- und C-Promis unter den Grünanlagen? Hilfreich ist ein systematischer Blick auf openstreetmap.org mit Konzentration auf die grün grundierten Flecken – am besten in Gegenden, in denen wir momentan nicht so viele Menschen vermuten.

Zum Beispiel im Regierungsviertel. Da ist etwa die Reinhardtstraße, die den Beinamen „Straße der Verbände“ trägt. Wo sie die Albrechtstraße kreuzt, tut sich ein Pärkchen mit immerhin einer Tischtennisplatte auf. Für einen Spaziergang ist es zu klein, aber zum Glück führt hinter der ukrainischen Botschaft ein Fußweg auf den Campus der Humboldt-Universität, wo es sich entlang der Süd-Panke bequem zwischen verwaisten Institutsgebäuden spazieren lässt. Apropos Universität: An der FU in Dahlem ist derzeit auch nicht so viel los.

Oder wir suchen nach Faktoren, die den Aufenthalt in Grünanlagen weniger attraktiv machen, etwa Lärm – und werden an der Grenze zwischen Tempelhof und Neukölln fündig. Wo die Stadtringautobahn A 100 in den Untergrund abtaucht, entstand 1999/2000 als Ausgleich für den Autobahnbau der langgestreckte Carl-Weder-Park über dem Tunnel; etwas Rasenfläche, mehrere Spielplätze, ein paar Rosenstöcke, dazu einige mittlerweile 20 Jahre alte Kiefern und Birken. Westlich der Gottlieb-Dunkel-Straße bekam der Park 2013 eine Erweiterung, die von der hier wieder an die Oberfläche auftauchenden A 100 beschallt wird. Auch an den sonnigen Ostertagen herrschte hier kaum Publikumsverkehr.

Ufer

Es muss ja nicht immer Spree oder Landwehrkanal sein: In Berlin gibt es jede Menge weniger populäre Gewässer, zum Beispiel den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal zwischen Schleuse Plötzensee und Einmündung in die Havel. Am nördlichen Ufer laufen wir eine kleine Ewigkeit an Kleingartenanlagen vorbei, bis es nicht mehr weitergeht. Dann befinden wir uns auf einer Halbinsel im Tegeler See, die den klangvollen Namen „Auf der Hallig“ trägt. Ihre westliche Spitze gehört zum Naturschutzgebiet „Inseln im Tegeler See“. Von hier aus führt ein Uferweg in Richtung Norden nach Tegel. Falls dieser zu bevölkert ist, empfiehlt sich einer der vielen Waldwege durch den Forst Jungfernheide ebenfalls nach Tegel oder zum Flughafensee.

Ein weiteres Spaziergewässer im Norden Berlins und schöne Alternative zum allzu beliebten Tegeler Fließ ist der Nordgraben. Startpunkt ist der S-Bahnhof Tegel, von dem aus es parallel zur Bahn nordwärts geht, bis man hinter dem Tierfriedhof nach rechts auf den Uferweg am Nordgraben abbiegt. Diesem Kanal können wir nun kilometerweit bis zum Märkischen Viertel oder darüber hinaus folgen, etwa in die ausgedehnten Kleingartenkolonien von Rosenthal.

Kleingärten

Laubenpieperkolonien wirken zuweilen recht abgeschlossen, manchmal geradezu als exterritoriales Gebiet. Doch dieser Eindruck täuscht, wie schon aus den Verwaltungsvorschriften über Dauerkleingärten und Kleingärten auf landeseigenen Grundstücken hervorgeht. Dort heißt es gleich in Paragraf eins: „Dauerkleingarten- und Kleingartenanlagen sollen verstärkt auch der Erholungsfunktion für die Allgemeinheit dienen und sind daher öffentlich zugänglich zu machen.“ Auf den Wegen der Kleingartenkolonien spazieren zu gehen, ist also bestes Bürger*innenrecht.

Ausgedehnte Kleingartentouren lassen sich unter anderem in Charlottenburg zwischen Spandauer Damm und Spree, in Friedenau am Priesterweg, in Karlshorst an der verlängerten Waldowallee und rund um den Britzer Garten unternehmen.

Gute Anregungen für Spaziergänge bietet auch das Netz der grünen Hauptwege

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2020/2.

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