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Was hat der Ausbau des Sacrow-Paretzer-Kanals für die Binnenschifffahrt gebracht?

07. März 2023 | Infrastruktur, Nachhaltigkeit, Verkehr, Wasser, Flüsse & Gewässer

Vor 10 Jahren reichte der BUND Klage ein - Zeit für einen Rückblick

Im Rahmen der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit gab es und gibt es immer noch das Projekt 17, das den Ausbau der Schifffahrtsverbindung via Mittelandkanal über Hannover zum Ziel hat. Bei Magdeburg wurde dazu zur Überquerung der Elbe eine Trog-Brücke errichtet. Ab der Stadt Brandenburg sollte die seenartige Mittlere Havel und daran anschließend der Sacrow-Paretzer Kanal (SPK) ausgebaut werden.

Vorgesehen waren auf den Fluss- und Kanalabschnitten Vertiefungen auf 4 m, bei den Havel-Seen auf 3,50 m und Verbreiterungen des Gewässerbetts bis zu 55 m. Zusätzlich sollten Gewässerkurven für Großschubverbände weitläufig begradigt und auf 75 m erweitert werden. Die Baukosten wurden auf ca. 2,6 Mrd. € veranschlagt.

Dieses naturzerstörerischen Verkehrsprojekt wurde mit Phantasie-Prognosen für den Güterverkehr begründet: Für das Jahr 2010 mit 14 Mio t. Güterumschlag. Im Laufe der Zeit sanken die Prognosewerte stark, so ging der Berliner Hafenmasterplan von 2001 nur noch von 8-9,2 Mio. t Umschlag aus. Trotz enormer Proteste und zahlreicher Kritiker*innen sowie der errechneten Unwirtschaftlichkeit wurde das Projekt unverändert weiter vorangetrieben.

So wurde in Brandenburg der Planfeststellungsbeschluss zum Aubau des Sakrow-Paretzer-Kanal gefasst. Dagegen reichte der BUND stellvertretend am 19.9.2009 Klage ein. 

Bereits am 29.12.2009 erfolgt ein Vergleich vor dem Bundesverwaltungsgericht. Ergebnis: keine Verbreiterung des Kanals zum Schutz des Altbaumbestands, aber weiterhin Vertiefung des Kanals auf 4 m. Dieses Ergebnis hatte auch weitreichende Folgen für den weiteren Ausbau. Die Reduzierung der Ausbaumaße wurde nunmehr aber für die weiteren Bauabschnitte in Berlin und Brandenburg beibehalten, was durchaus als Erfolg zu werten ist.

Das Projekt 17 ist aber noch immer nicht abgeschlossen. Unter Umständen stehen Baumaßnahmen am Deetzer Knie bei Brandenburg an.

Der Ausbau hat für die Binnenschiffahrt nicht die gewünschte Verlagerung gebracht. Prognostiziert waren ein Güterumschlag der Berliner Häfen für das Jahr 2010 von 14 Mio. t. Der tatsächliche Umschlag betrug 2010 aber nur rund 3,6 Mio. t. 

Containertransporte per Schiff finden bis heute nicht statt. Die Container vom Hamburger Hafen bis zum Berliner Westhafen werden allesamt per Bahn oder auch in geringem Umfang per LKW transportiert. Das Binnenschiff ist hier viel zu langsam und wohl auch zu teuer. Der Klimawandel mit langen Trockenperioden macht die Binnenschifffahrt nicht attraktiver.

Fazit:

Durch die Klage des BUND, die immerhin zu einer Reduzierung der Ausbaumaße führte, konnten wir die Naturzerstörung zwar reduzieren aber nicht völlig verhindern, haben aber dem Verkehrsminister eine Menge Geld erspart.

Lesen Sie dazu unseren Blogbeitrag

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