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Was unter Berlin lebt

04. Mai 2022 | Grundwasser, Artenvielfalt, BUNDzeit-Artikel, Wasser

Ein neues BUND-Projekt will die Organismen im Grundwasser erforschen und für die Hauptstädter*innen besser sichtbar machen.

Niphargus laisi. Foto: Karsten Grabow

Rund 7.700 ausschließlich im Grundwasser lebende Arten haben Forscher*innen weltweit bisher beschrieben, vermutlich gibt es aber viel mehr. In Deutschland sind zurzeit etwa 250 echte Grundwassertiere bekannt und in Berlin ein gutes Dutzend Krebse und Würmer, darunter zwei echte Grundwasserarten. Von Natur aus können aber auch Bakterien, Pilze und bestimmte Tiere aus Oberflächengewässern im Untergrund leben. Mehr Wissen über die Zusammensetzung der Tierwelt des Grundwassers (Stygofauna) wäre hilfreich, weil dies Rückschlüsse auf den Zustand des Grundwassers zulässt. Die Grundwassertiere tragen zusammen mit den Mikroorganismen zur guten Qualität unserer Trinkwasserquellen bei, indem sie problematische Stoffe abbauen, organisches Material zersetzen und verhindern, dass die Porenräume des Grundwassers verstopft werden. Ihnen ist außerdem zu verdanken, dass krankheitserregende Keime nicht überhandnehmen.

Mit seinem neuen, von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekt „Vom Labor ins partizipative Management: das Grundwasser nachhaltig nutzen, wertschätzen und schützen mittels aktiver Bürger*innenbeteiligung“ möchte der BUND helfen, die bestehenden Wissenslücken über die Grundwasserfauna zu schließen. Das Leben im Untergrund ist nämlich noch weniger erforscht als die Tiefsee. Zusammen mit interessierten Bürger*innen soll über Grundwassermessstellen und öffentliche Schwengelpumpen das oberflächennahe Grundwasser beprobt werden. Bevor es um das Vorkommen der Grundwassertiere geht, wird die chemisch-physikalische Beschaffenheit des Wassers darauf untersucht, ob der Ort einen Lebensraum für sie bietet.

Wer schon immer wissen wollte, wie Wasserproben entnommen und ausgewertet werden, hat bei diesem Projekt die Gelegenheit, dies zu lernen und anschließend an einer bestimmten Messstelle drei bis vier Mal im Jahr Beprobungen in Eigenregie durchzuführen. Bei jeder Probe kann ein Sensationsfund dabei sein. In Pankow haben BUND-Aktive erstmalig in Berlin den Muschelkrebs entdeckt.

Die Beprobungen sind aber nur erste Schritte. Parallel wird der BUND die gewonnenen Erkenntnisse mit der (Fach-)Öffentlichkeit und den zuständigen Behörden diskutieren, um Schutzmaßnahmen für das Grundwasser und seine Tierwelt zu entwickeln. Diese Empfehlungen sollen den Behörden helfen, bei Planungs- und Genehmigungsverfahren den Schutz des Grundwassers besser zu berücksichtigen, das durch schwindende Regenfälle, zunehmende Versieglung und viele Baumaßnahmen unter Druck geraten ist.

Mitmachen: Wenn Sie als Privatperson, Gruppe oder Schulklasse die Wasserproben an einer Messstelle in Ihrer Nähe übernehmen wollen, schreiben Sie an Christian.Schweer(at)BUND-Berlin.de

Informiert bleiben: Abonnieren Sie unseren Newsletter „Info-Hüpfer“ mit einer E-Mail an Verena.Fehlenberg(at)BUND-Berlin.de
Nächste öffentliche Grundwasserbeprobung: 24.6.2022 auf der Museumsinsel im Rahmen des Geotags der Natur, mehr unter www.BUND-Berlin.de/grundwasser

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2022-2.

 

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