Andere Hauptstädte machen es vor. Paris macht Straßen zu Fußgängerzonen und Wien entsiegelt und begrünt, um Innenstadtquartiere zu kühlen. In Berlin ist die Politik sehr zögerlich mit derlei Maßnahmen. Wer Verkehrsberuhigung und Begrünung will, muss selbst aktiv werden und Ausdauer beweisen.
Wie das funktioniert, haben die Anwohner*innen der Steinmetzstraße in Schöneberg gezeigt, die sich seit 2018 für eine Verkehrsberuhigung einsetzen. 2022 schafften sie es, die Straße für einen Tag zu sperren und die lokale Politprominenz in den Kiez zu locken. 2023 beschloss der Bezirk, die Steinmetzstraße von Mai bis Oktober als „Sommerstraße“ zu einem Experimentierfeld machen. Die Straße wurde in der Mitte gesperrt und mit Blumenkübeln und Bänken versehen. Um die Bepflanzung kümmerten sich die Anwohner*innen, die die vormals eher unwirtliche Durchgangsstraße nun als erweitertes Wohnzimmer für heiße Sommertage nutzten. Die Bezirksverordnetenversammlung sprach sich anschließend für eine dauerhafte Verkehrsberuhigung aus.
So sollte es häufiger gehen. Wohnen Sie auch in einer Straße, die zumindest zeitweilig verkehrsberuhigt und begrünt werden sollte? Schließen Sie sich mit den Nachbar*innen zusammen, gründen Sie eine Initiative, nehmen Sie Kontakt zu Ihrem Bezirksamt auf:
Fordern Sie eine Sommerstraße!
Eine andere Form der vorübergehenden Verkehrsberuhigung ist die temporäre Spiel- und Nachbarschaftsstraße. Wie man sie einrichtet, lesen Sie auf der Website des Bündnisses Temporäre Spielstraßen, zu dem der BUND gehört.
Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 4/2024. Mehr zum Schwerpunktthema „Gute Beispiele”:
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