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Zweites Leben für Beton, Sand und Steine

13. Mai 2023 | Abfall, BUNDzeit-Artikel, Infrastruktur, Stadtentwicklung, Zero Waste, Klimaschutz

Derzeit berät das Land Brandenburg über seinen Umgang mit mineralischen Abfällen. Das wäre die Gelegenheit, strengere Regeln für Bauschutt zu beschließen – und damit auch die Berliner Bauwirtschaft zu mehr Recycling zu bringen.

Sanierung statt Neubau: Um echte Kreislaufwirtschaft zu etablieren, müssten nicht einzelne Stoffe nach dem Abriss recycelt, sondern die Häuser selbst wiederverwendet werden. Foto: Sebastian Petrich

Mit 229 Millionen Tonnen (Stand 2020) machen Bau- und Abbruchabfälle die mengenmäßig größte Abfallgruppe in Deutschland aus. In Brandenburg fielen 2020 8,5 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle an, von denen 44 Prozent aus Berlin stammten. Angesichts des Baubooms reißt der Nachschub nicht ab; für das Jahr 2025 rechnet allein Berlin mit einem Aufkommen von 5,7 Millionen Tonnen. Die Recyclingquote von Bau- und Abbruchabfällen lag 2020 in Brandenburg gerade einmal bei 11,8 Prozent, mit fast 3,3 Millionen Tonnen wird der größte Teil lediglich verwertet. Wobei „verwertet“ in der Regel bedeutet, stillgelegte Tagebaue und Kiesgruben mit Bauschutt aufzufüllen oder alte Mülldeponien abzudecken. Über 795.000 Tonnen Bau- und Abbruchabfälle landen zur Beseitigung auf einer der momentan 16 in Brandenburg betriebenen Deponien.

Den Umgang mit dem Bauschutt regelt der Teilplan Mineralische Abfälle (TMA), den die Brandenburger Landesregierung derzeit fortschreibt. Dieser definiert als übergeordnetes Ziel für Bauabfälle die Entsorgungssicherheit, nicht aber Vermeidung und Wiederverwendung. Der BUND fordert, eine Deponierungsquote von unter zehn Prozent – die Beseitigung von Schutt auf Deponien muss die absolute Ausnahme sein. Deshalb müssen angehende Architekt*innen und Ingenieur*innen mehr über den Einsatz von Rezyklaten und Ersatzbaustoffen lernen.

Zudem gehören Deponien nicht in den engeren Berlin-Brandenburger Verflechtungsraum. Hier entstehen immer wieder Nutzungskonflikte durch die Inanspruchnahme von knappen Siedlungs-, Infrastruktur-, Schutz- und Naherholungsgebieten und anderen wertvollen Biotopen und  Landschaftsteilen. Der Ausweis geeigneter Deponie- und Zwischenlagerflächen sollte darum zukünftig in die jeweiligen Regionalplanungen aufgenommen und nicht der Auswahl durch die Unternehmen nach deren wirtschaftlichen Interessen überlassen werden.

Gegenwärtig ist es gängige Praxis, auch prinzipiell verwertbare Stoffe wie unbelasteten Bodenaushub auf Deponien zu beseitigen, weil es zu dem Zeitpunkt, an dem der Bauabfall anfällt, keine Verwendungsmöglichkeit gibt. Um dies zu vermeiden, fordert der BUND Zwischenlager für die vorübergehende Aufbewahrung sortenreiner Bauabfälle. Dies würde den Bedarf an Deponiefläche ebenso wie die Förderung von Rohstoffen aus der Natur reduzieren. Solche Zwischenlager müssten auch in Berlin eingerichtet werden, um die Transportwege kurz zu halten – dies wäre auch im Sinne der Berliner Zero-Waste- Strategie, die mit mehr Recycling von Baustoffen rechnet. In seiner Stellungnahme kritisiert der BUND außerdem, dass der TMA kein permanentes Monitoring der Abfallströme in Brandenburg vorsieht und die Einflussmöglichkeiten der Behörden unterschätzt.

Allerdings beginnt das Problem mit den Bauabfällen jedoch nicht erst beim Abriss, sondern schon beim Bau. Schon in dieser Phase müsste die spätere Wiederverwendung der Baumaterialien berücksichtigt werden. Das passiert gegenwärtig jedoch noch so gut wie gar nicht. Und grundsätzlich gilt: Sanierung vor Neubau reduziert Bau- und Abbruchabfälle und schont das Klima, schließlich ist die Betonproduktion für einen gewaltigen Treibhausgasausstoß verantwortlich.

Zur BUND-Stellungnahme zum Teilplan Mineralische Abfälle

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2023-2.

 

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