Berlin, 16. April 2025: Die öffentliche Fernstraßen-Planungsgesellschaft Deges denkt laut über einen Abbruch des laufenden Planfeststellungsverfahrens für den Neubau der Westendbrücke nach, auf der die Fahrbahn Richtung Norden der A100 kurz vor dem S-Bahnhof Westend die Ringbahngleise quert. Denn ursprünglich war im Auftrag der Autobahn GmbH des Bundes ein Neubau in veränderter Lage vorgesehen, um während der Bauzeit den Autoverkehr aufrecht erhalten zu können. Diese Überlegungen haben sich mit dem laufenden Abbruch der 1963 fertiggestellten Brücke erledigt.
Dazu erklärt Gabi Jung, Geschäftsführerin des BUND Berlin: „Die Sperrung der Ringbahnbrücke war der größte Beitrag zur Verkehrswende in Berlin seit Antritt der schwarz-roten Regierungskoalition auf Landesebene. Wenn sowieso ein neues Genehmigungsverfahren für den Bau der Westendbrücke aufgesetzt werden soll, können mit dem Neubau auch gleich die positiven Auswirkungen verstetigt werden. Für den BUND Berlin heißt das: Wiederaufbau der Westendbrücke mit maximal zwei statt bisher drei Fahrstreifen pro Richtung.
Zwei Fahrspuren, die auch von Lkw genutzt werden dürfen, wären eine massive Verbesserung gegenüber dem aktuellen Zustand mit einer Fahrspur Richtung Norden. Sowohl die Autobahn GmbH des Bundes als auch die Senatsverkehrsverwaltung betonten mehrfach auch vor Beginn der Osterferien, dass sich trotz der Sperrung und des nun erfolgenden Abbruchs von Ringbahn- und Westendbrücke der Autoverkehr im Bereich des Dreiecks Funkturm weitgehend normalisiert habe. Insofern ist kein unabweisbarer Bedarf für drei Fahrstreifen pro Richtung begründbar.“
Die Planungsgesellschaft Deges hat die vom BUND Berlin geforderte Fahrstreifenreduzierung beim Neubau der Ringbahnbrücke abgelehnt. Begründet wurde das mit dem erforderlichen neuen Genehmigungsverfahren und dem daraus resultierenden Zeitverlust. Wenn die Deges für die Westendbrücke nun selbst das laufende Verfahren abbrechen will, ist dieses Argument nicht gültig. Dass auch mit einem gegenüber dem Planfeststellungsverfahren wesentlich einfacheren Plangenehmigungsverfahren ein Brücken-Ersatzneubau deutlich schmaler ausfallen kann, zeigt die Mühlendammbrücke in Berlin-Mitte. Der Neubau wird sechs Meter schmaler als das ursprüngliche Bauwerk.
Dass eine erhebliche Reduktion des motorisierten Individualverkehrs auf A100 und Avus nach Sperrung der Ringbahnbrücke beobachtet werden kann, überrascht Verkehrs-Fachleute keineswegs. Seit Jahrzehnten wird in der Wissenschaft das als „Verkehrsverdunstung“ oder „Verkehrsverpuffung“ bezeichnete Phänomen beschrieben. Die Fahrten verlagern sich, werden mit einem anderen Verkehrsmittel als dem Auto unternommen oder finden gar nicht statt. Insgesamt nimmt das Autoverkehrs-Volumen dabei auch unter Berücksichtigung von Umfahrungen deutlich ab – erfahrungsgemäß in der Regel um 20 bis 40 Prozent. Eine Übersicht zur Verkehrsverdunstung in Folge der Sperrung von Autoverkehrsarterien in Städten finden Sie in dem englischsprachigen, folgend verlinkten, bereits 2002 erschienenen Fachartikel: https://www.icevirtuallibrary.com/doi/epdf/10.1680/muen.2002.151.1.13
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Gabi Jung, Geschäftsführerin BUND Berlin: jung(at)bund-berlin.de