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BUND-Kleingewässerreport: Fünf vor zwölf für Berlins Frösche und Co. in vier Berliner Bezirken

09. März 2021 | Artenvielfalt, Flächenschutz, Immer.Grün, Klimaschutz, Naturerleben, Stadtentwicklung, Stadtnatur, Wasser

Über 50 Prozent der Biotope befinden sich in extrem schlechtem Zustand

Info 7 / Berlin, 09. März 2021: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Berlin) dokumentiert den Zustand von insgesamt 224 Kleingewässer bis zu der Größe von einem Hektar in den vier Bezirken Marzahn-Hellersdorf, Neukölln, Reinickendorf und Tempelhof-Schöneberg. Die im Sommer 2020 gemachten Beobachtungen, die nun in dem BUND-Kleingewässerreport veröffentlicht wurden, belegen das erschütternde Ergebnis: Insgesamt wiesen 55,3 % der  Gewässer große Mängel auf. Am häufigsten lagen die Gewässer trocken oder waren sehr stark zugewachsen. Fast 10 Prozent der Kleingewässer waren zum Beobachtungszeitraum als solche gar nicht mehr erkennbar.

Die Ergebnisse stimmen in erschreckender Weise mit der Ursachenbeschreibung der ‚Rote Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia) von Berlin‘ zum Rückgang der Amphibienbestände überein. Dort werden das Trockenfallen und die zunehmende Verlandung als einer der Hauptgründe für den Niedergang dieser Artengruppe aufgeführt.

Neben Niederschlagsdefiziten und partiellen Grundwasserabsenkungen verstärkt ein brisanter Pflegenotstand das Verschwinden von Amphibienbeständen. Eine der Hauptursachen für die mangelnde Pflege ist die Unterfinanzierung des Kleingewässer-Unterhalts in bezirklicher Obhut. Wie aus dem Haushaltsplan von Berlin hervorgeht, wurden in den letzten drei Jahren kaum und in einem Bezirk sogar gar kein Geld für die Kleingewässerunterhaltung bei der Senatsverwaltung beantragt. Darüber hinaus sind diese Mittel keineswegs zweckgebunden, sondern können auch für andere bezirkliche Vorhaben verwendet werden.

„Die Stadt muss sich jetzt entscheiden, ob es hier in Zukunft überhaupt noch Frösche und Kröten geben soll oder ob diese nur noch im Tierpark begutachtet werden können“, so Norbert Prauser vom BUND Berlin.

Kleingewässer spielen aber nicht nur für Amphibien eine wichtige Rolle, sondern wirken sich sehr positiv auf das Stadtklima aus, dienen einer nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung und erhöhen die Freiraumqualität erheblich.

Der BUND Berlin fordert eine systematische Erfassung und ein regelmäßiges Monitoring aller Kleingewässer sowie die Aufstellung eines Notprogramms zur Sicherung der Amphibienbestände in Berlin. Darüber hinaus müssen Kleingewässer dringend in die Maßnahmenpläne der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) aufgenommen werden. Diese gibt vor, dass alle Gewässer bis spätestens 2027 einen guten ökologischen, chemischen und mengenmäßigen Zustand erreichen müssen.

 

zum Kleingewässerreport

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Für Rückfragen und Vor-Ort-Besichtigung:

Carmen Schultze, Pressereferentin: fon (030) 78 79 00 -12         

Nobert Prauser, BUND-Naturschutz: fon (030) 78 79 00 - 39

Verena Fehlenberg, BUND-Naturschutz: fon (030) 78 79 00 - 19
 

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