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BUND: Klimakrise beschleunigt menschengemachte Wasserkrise

15. Juni 2020 | Stadtnatur, Stadtentwicklung, Wasser, Klimaschutz, Flächenschutz

Berlin muss Regenwasser vor Ort halten

(c) klimkin auf Pixabay

Info 12 / Berlin, 15. März 2020: Am 20. Juni ist kalendarischer Sommeranfang und vielerorts sind schon jetzt Trockenheit und niedrige Wasserstände in den Flüssen an der Tagesordnung, die Gewässer in Deutschland sind nicht gegen die Auswirkungen des Klimawandels gerüstet. Das gilt auch für die Wasserkörper in Berlin. Angesichts der verheerenden Zustände vieler Gewässer im Stadtstaat fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Berlin (BUND) ein radikales Umdenken in der Gewässerpolitik.

Hierzu erklärt Dr. Richard Karty, promovierter Stadtökologe im Landesarbeitskreis Wasser: „Die Klimakrise schreitet fort und unseren Seen, Flüssen und Bächen geht es immer schlechter. Deshalb muss Senatorin Regine Günther endlich den Gewässerschutz an die erste Stelle stellen.“ Bislang erreicht kein Wasserkörper in Berlin den von der europäischen Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten ökologischen Zustand. Die größten Defizite ergeben sich durch die eingeschränkte Durchgängigkeit, die geringen Abflüsse und die Strukturarmut in den Fließgewässern. Hinzu kommt, dass europaweit ein Großteil der oberirdischen Gewässer durch den Klimawandel, Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft, Querbauwerke und Flussbegradigungen sowie in Berlin und Brandenburg durch hohe Sulfatwerte aus dem Braunkohletagebau belastet sind.

Die Temperaturentwicklung der vergangenen Jahre ist für die Natur dramatisch. Auch mit Blick auf den Welttag für die Bekämpfung der Wüstenbildung und Dürre am 17. Juni erklärt Karty weiter: „Die Jahre 2014, 2018 und 2019 waren die drei wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung in Deutschland. Die daraus folgenden sinkenden Grundwasserstände sowie steigenden Wassertemperaturen haben fatale Folgen auf Mensch und Umwelt. Berlin muss das Regenwasser vor Ort halten. Dazu hat die Millionenstadt reichlich ungenutzte versiegelte Flächen, um wie in New York City und zahlreichen anderen Kommunen eine „Schwammstadt“ durch Versickerungsflächen (Regengärten) zu errichten.“

In Zeiten von Klimakrise und Artensterben braucht es Flüsse und Bäche, Teiche und Seen, die Hitze und Trockenheit gut verkraften und Landschaften, die Wasser zwischenspeichern können. Dies gelingt aus Sicht des Naturschutzverbandes nur, wenn der Gewässerschutz in allen Politikbereichen mitgedacht wird. „Es ist längst überfällig, den Verpflichtungen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie und den Pariser Klimazielen nachzukommen“, der Stadtökologie-Experte weiter. „Dazu gehört das 1,5 Grad-Ziel wie auch ein verbessertes Wassermanagement und die Entsiegelung für Maßnahmen wie Regengärten. Wasser muss in der Fläche bleiben, um in trockenen und heißen Zeiten dort zur Verfügung zu stehen, wo es gebraucht wird. Noch gibt es Wasserreserven, doch wir stecken mitten in der Klimakrise – und müssen jetzt handeln.“

Um die europäische Wasserrahmenrichtlinie und die Gewässerkrise nachhaltig zu lösen, fordert der BUND:

  • Die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen und den CO2-Ausstoß verbindlich zu reduzieren.
  • Den Flüssen mehr Raum geben, statt sie einzudeichen, denn nur so können Aue und Fluss wieder verknüpft und die Biodiversität gestärkt werden. Auen müssen renaturiert werden.
  • Wasser in der Landschaft halten, statt es direkt abzuleiten, sodass sich die Grundwasserspeicher wieder auffüllen können.
  • Flächenversiegelung stoppen, denn besonders in Städten wird das Wasser schnellstmöglich abgeführt und kann nicht versickern.
  • Abbau von Querbauwerken, denn das Aufstauen der Flüsse erhitzt das Wasser, verschlechtert die Wasserqualität und versperrt Fischen den Weg, sodass diese ihre Laichgebiete nicht mehr erreichen können.
  • Zum Schutz des Grund- und Trinkwassers müssen Vorsorge- und Verursacherprinzip umgesetzt werden, denn nur wenn vorausschauend gehandelt wird, kann die Gewässerqualität verbessert werden. Die Gewässer müssen vor Einträgen von Nähr- und Schadstoffen geschützt werden.
  • Wassernutzungskonflikte müssen gerecht und nachhaltig gelöst werden.
  • Statt Flüsse für immer größer werdende Schiffe weiter auszubauen und zu vertiefen, müssen die Schiffe an die Flüsse angepasst werden. Es muss überprüft werden, auf welchen Flüssen die Schifffahrt unter sich ändernden klimatischen Verhältnissen überhaupt noch sinnvoll ist.
  • Auch in der Landwirtschaft ist ein nachhaltiges Wassermanagement notwendig, das beispielsweise eine bodenschonende Bearbeitung, den Rückbau von Drainagen und den Anbau standortangepasster Kulturen beinhaltet. Die EU-Agrarpolitik muss an die klimawandel-bedingten Herausforderungen angepasst werden.

Mehr Informationen:

Das BUND-Gewässerpapier „Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt“ finden Sie in einer Kurzfassung unter: www.bund.net/gewaesserpapier_kurz bzw. in der Langfassung unter: www.bund.net/gewaesserpapier

Den BUND Berlin-Blog-Beitrag und den Flyer zu Regengärten und Raum in der Stadt finden Sie unter: www.umweltzoneberlin.de

Dr. Richard Karty ist aktuell Berater für die Anpassung an das Stadtklima für den BUND Berlin und Mitglied im Landesarbeitskreis Wasser. In New York City lehrte und forschte er am Urban Systems Lab der New School über städtische Ökosysteme und arbeitete in einer Umweltplanungs- und Ingenieurberatungsfirma. Zuvor forschte er an der Yale University zum Thema Klimakommunikation.

 

Kontakt: Dr. Richard Karty, Ph. D. in Yale und BUND-Expert*in für Stadtökologie, E-Mail: karty[at]bund-berlin.de

 

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Für Rückfragen:

BUND-Pressestelle                                          fon: (030) 78 79 00-12

Carmen Schultze                                            mobil: 0179-593 59 12

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