Foto: berlinschneid (CC BY-SA 4.0)
Berlin, 16. März 2025: Diesen Montag wird für den Erhalt und sicheren Ausbau des nach wie vor provisorisch angelegten Radwegs an der Charlottenburger Kantstraße demonstriert. Viel Energie muss in den Erhalt der erreichten Fortschritte gesteckt werden, dabei müsste es um die Ausweitung gehen. Denn ein konsequenter Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur kann die Anzahl tödlich im Verkehr verunglückender Radfahrender um knapp die Hälfte reduzieren. Sie hätte auch ein Drittel weniger Schwerverletzte und knapp 40 Prozent weniger Leichtverletzte zur Folge.
Das geht aus der jüngst vom Baden-Württembergischen Verkehrsministerium vorgelegten „Szenarien-Untersuchung Radverkehrssicherheit“ hervor. Die Abschätzung beruht auf der Auswertung von Unfalldaten sowie vorliegender Untersuchungen über die Sicherheitswirkung von baulichen und verkehrsregelnden Maßnahmen. Die Erkenntnisse gelten für den städtischen Raum, sollten sich also auf Berlin vergleichbar übertragen lassen.
Bemerkenswert ist, dass die hohe Reduktion an Toten und Verletzten sich unter anderem auf einen Ausbau nach den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) von 2010 bezieht. Diese gelten in manchen Sicherheitsaspekten inzwischen als veraltet. Die Standards des Berliner Mobilitätsgesetzes liegen höher. Vorausgesetzt wurde in der Untersuchung auch eine Schließung von Netzlücken, die deutliche Markierung von Radwegen an Einmündungen sowie stark frequentierten Einfahrten sowie die Sicherung guter Sichtbeziehungen an diesen Stellen. Dazu getrennte Ampelphasen für sich kreuzende Wege von Auto- und Radverkehr.
Dazu erklärt Gabi Jung, Geschäftsführerin des BUND Berlin:
„Der Berliner Senat und viele Bezirke müssen endlich die Dringlichkeit des Schutzes von Leib und Leben der Radfahrenden und zu Fuß gehenden erkennen. Durch Untätigkeit oder sogar aktive Blockade nehmen sie Tote und Verletzte billigend in Kauf. Die Auswertung aus Baden-Württemberg zeigt schwarz auf weiß, dass sich die Anzahl der im Straßenverkehr getöteten Radfahrenden mit richtigem Infrastrukturausbau und konsequenter Ahndung von Geschwindigkeits- und Parkverstößen um fast die Hälfte reduzieren ließe.
Doch CDU-Verkehrssenatorin Ute Bonde würgt den Ausbau der Rad-Infrastruktur mit Verweis auf Haushaltsnöte ab, während Gelder in Millionenhöhe in unnütze Straßenprojekte gesteckt werden. Und SPD-Innensenatorin Iris Spranger scheint eine konsequente Ahndung von Verkehrsverstößen für nicht so wichtig zu halten, sodass millionenschwere Einnahmepotenziale für die klamme Landeskasse liegen gelassen werden. Die Koalition in ihrer Gesamtheit zeigt sich maximal apathisch bei der Erschließung neuer Einnahmemöglichkeiten, um den Umweltverbund aus ÖPNV, Fuß- und Fahrradverkehr zu stärken. In vielen Bezirken werden Verkehrsberuhigungsmaßnahmen so verwässert oder unterlassen, dass eine Aufzählung den Rahmen sprengen würde.“
Die Studie des Baden-Württembergischen Verkehrsministeriums finden Sie zum Download unter diesem Link: https://vm.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-mvi/intern/Dateien/PDF/Studie_Szenarien-Untersuchung_Radverkehrssicherheit_barrierefrei.pdf
Auf Seite 27 der Studie findet sich eine tabellarische Übersicht der Vermeidungspotenziale einzelner Maßnahmen.
Informationen zur Fahrraddemo auf der Kantstraße am Montag, 17.03., 17.30 Uhr, finden Sie unter diesem Link: https://berlin.adfc.de/pressemitteilung/offener-brief-und-5-fahrraddemo-fuer-eine-sichere-kantstrasse-fuer-alle
Kontakt:
Gabi Jung, Geschäftsführerin BUND Berlin: 0178-631 00 32, jung(at)bund-berlin.de