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Geplante Speiserestvergärungsanlage in Pankow nur nach neuesten Klimastandards

17. März 2023 | Abfall, Klimaschutz, Zero Waste

Zusätzliche moderne Vergärungsanlage kann ein wichtiger Beitrag für eine aus Klimaschutz-Aspekten bestmögliche Abfallverwertung sein.

Zwischenspeicher der BSR-Biogasnalage in Ruhleben. Foto: Assenmacher (CC BY-SA 4.0)

Info 12 / Berlin, 17. März 2023: Der BUND Berlin begrüßt grundsätzlich Pläne zum Bau einer neuen Anlage zur Speiserestvergärung an der Schönerlinder Straße und A10 in Berlin-Pankow. Denn aktuell werden Speisereste aus Berliner Gastronomie und Gewerbe teilweise zu weit außerhalb des Stadtgebiets gelegenen Behandlungsanlagen verbracht. Die durchschnittliche Transportentfernung von 121 Kilometern inklusive diverser Umladevorgänge tragen dabei zu unnötigen Emissionen, Aufwand und Kosten bei.

In einer über die Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz e.V.(BLN) gemeinsam mit anderen Umwelt- und Naturschutzverbänden verfassten Stellungnahme fordert der der BUND Berlin jedoch die hochwertige und vor allem emissionsarme Verwertung der Lebensmittelabfälle.

„Besonderes Augenmerk muss auf das aus der Anlage entweichende Biogas gerichtet werden. Denn es entspricht chemisch Methan, das mehr als 25 mal so klimaschädlich wie CO2 ist. Daher ist eine Minimierung des sogenannten Methanschlupfes nötig“, sagt Tobias Quast-Malur, Fachreferent für Abfall- und Ressourcenpolitik beim BUND Berlin. „Die Anlage sollte daher zum einen den Vorgaben der Technischen Anleitung Luft und mindestens dem aktuellen Stand der Technik entsprechen. Es reicht nicht aus, wenn lediglich die entsprechenden Grenzwerte für Biovergärungsanlagen eingehalten werden. Die bereits vor zehn Jahren in Betrieb genommene Anlage der Berliner Stadtreinigung in Ruhleben kann heute nicht mehr als Stand der Technik angesehen werden“, so Quast-Malur weiter. Eine technische Lösung wäre die Reinigung methanbelasteter Abluftströme durch eine Abluftnachverbrennung.

Sowohl der gesamte Prozess in der Vergärungsanlage – von der Anlieferung, über die Fest-/Flüssigtrennung, die Aerobisierung bis zur Nachrotte – als auch alle weiteren Schritte der Kompostierung müssen komplett eingehaust bzw. in geschlossenen Anlagen mit Ablufterfassung erfolgen, um den Anforderungen an eine hochwertige Verwertung von Bioabfällen gerecht zu werden, wie sie das Umweltbundesamt 2019 formuliert hatte. Laut Umweltbundesamt entstehen relevante Treibhausgasemissionen insbesondere auch im Zuge der Lagerung der flüssigen Gärreste. Diese sollte vor allem gasdicht und durch das Verbrennen methanhaltiger Abluft mittels einer Fackel emissionsarm gestaltet werden.

Die Nutzung der durch die Anlage erzeugten Energie ist ein wesentlicher Faktor für die Bewertung ihrer Funktion im Sinne des Klimaschutzes. Für eine optimale Ausnutzung der energetischen Potenziale erscheinen Anschluss und Einspeisung von Energie in das Gas- und/oder Fernwärmenetz der Hauptstadt aus Klima- und Umweltsicht von großem Vorteil.

„Im Rahmen der Aufbereitung in der Pankower Anlage muss eine vollständige Trennung des biologischen Gärguts von möglichen Verpackungen und anderen Störstoffen vor dem weiteren Behandlungsprozess gewährleistet werden“, fordert BUND-Experte Tobias Quast-Malur.

Kritische Punkte des Bauvorhabens aus Naturschutzsicht sind auch der hohe Grundwasserstand der ehemaligen, potenziell schadstoffbelasteten Rieselfeldfläche sowie der geplante Umgang mit Zauneidechsen im Gebiet. Bei letzterem Punkt sind dringend Nachbesserungen erforderlich.

Bereits seit vielen Jahren fordert der BUND Berlin von der Berliner Stadtreinigung den Bau einer zweiten Biogasanlage, denn weiterhin reichen die Kapazität der bestehenden Anlage in Ruhleben nicht aus und die übersteigende Menge von Abfällen aus der braunen Biotonne zusammen mit Restmüll in veraltete Anlagen in Brandenburg verbracht oder verbrannt. Das ist aus ökologischen und Klimaschutzgründen keine gute Lösung. Weiterhin werden nicht alle Bioabfälle in geschlossenen Anlagen kompostiert, was relevante Mengen an Klimagasen freisetzt. Dabei wurde die geschlossene Kompostierung bereits 2007 erstmals im Abgeordnetenhaus beschlossen und die Umsetzung war Teil des Abfallwirtschaftskonzepts 2020 – 2020. „In den laufenden Koalitionsverhandlungen müssen CDU und SPD Vereinbarungen zur Umsetzung sowohl einer zweiten Biogasanlage der BSR als auch der geschlossenen Kompostierung treffen“, fordert BUND-Abfallexperte Tobias Quast-Malur.

Kontakt:
Tobias Quast-Malur, Fachreferent für Abfall- und Ressourcenpolitik beim BUND Berlin, Tel. 030-78 79 00 55, E-Mail: quast-malur@bund-berlin.de

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