Verkehrsverwaltung will Baum-Massaker am Tempelhofer Damm

19. Februar 2025 | Bäume, Autoverkehr, Verkehr

60 gerettet geglaubte Bäume sollen nun doch abgeholzt werden, damit Autofahrer keinen Umweg fahren müssen

Foto: Leonhard Lenz (CC0-1.0)

Berlin, 19. Februar 2025: Böse Überraschung aus der Senatsmobilitätsverwaltung kurz vor Baustart der Grunderneuerung des Tempelhofer Damms zwischen Platz der Luftbrücke und Borussiastraße: Entgegen bisheriger Planungen sollen auf dem Mittelstreifen auf 2,2 Kilometern Länge nun 60 bisher gerettet geglaubte Straßenbäume doch abgeholzt werden. Die Bäume sind laut Kataster bis zu 60 Jahre alt.

Grund sei eine „bessere Ökobilanz und Flexibilität in der Baustellenlogistik“, informierte die zuständige Tempelhof-Schöneberger Bezirksstadträtin Saskia Ellenbeck (Grüne) am späten Dienstagnachmittag auf Bluesky (https://bsky.app/profile/saskiaellenbeck.bsky.social/post/3lihnwsu2e32w). Darüber sei sie am Montag durch ein von Verkehrs-Staatssekretär Johannes Wieczorek (CDU) unterzeichnetes Schreiben informiert worden.

Der BUND Berlin lehnt die Fällung vitaler Straßenbäume ohne zwingenden Grund vehement ab. Denn bis neue Bäume Funktionen wie Schatten erfüllen, vergehen 30 Jahre; bis zu Naturschutzfunktionen wie Bruthöhlen 60 bis 80 Jahre. Einfach Straßenbäume zu fällen und später junge Bäume nachzupflanzen ist die schlechteste Lösung, zumal laut Angaben von Stadträtin Ellenbeck 90 Prozent der Bäume gesund sind.

Zum einen überleben nicht alle jungen Bäume die ersten Jahre, da sie aufgrund ihrer noch kurzen Wurzeln Trockenperioden schlechter überstehen. Zum anderen sind die ökologischen „Dienstleistungen“ junger Bäume noch recht übersichtlich – sie können nicht im gleichen Maße Staub filtern, Luft über Verdunstung befeuchten und Kohlendioxid in Sauerstoff umwandeln wie gestandene Exemplare. Um die Funktionen eines ausgewachsenen Baums zu übernehmen, bedarf es mehrerer junger Bäume. Berlin braucht mehr mehr Grün, besonders in diesen Zeiten der Klimakrise.

Die Kehrtwende der Senatsmobilitätsverwaltung ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Denn die Planungen für die umfangreichen Bauarbeiten im Tempelhofer Damm, bei denen von Wasserleitungen über U-Bahn-Tunnel bis zur kompletten Oberfläche alles erneuert werden soll, sind ursprünglich 2022 noch einmal neu gestartet worden, um die 60 Bäume auf dem Mittelstreifen zu retten.

Im März 2024 stand der neue Plan mit einem ausgearbeiteten Umfahrungskonzept. Doch offenbar gab nun der bedingungslose Pro-Auto-Kurs der Mobilitätsverwaltung seit Übernahme durch die CDU den Ausschlag, den Erhalt von Straßenbäumen als nachrangig anzusehen. Wir fordern die Senatsmobilitätsverwaltung auf: Stoppen sie dieses offenbar unnötige Baummassaker!

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