Zum Tag des Waldes: Der Berliner Wald ist ein empfindlicher Patient

20. März 2025 | Stadtnatur, Artenvielfalt, Bäume

Ökologische Waldentwicklung statt Waldumbau im Hauruck-Verfahren

Foto: Dirk Ingo Franke (CC BY 3.0)

Berlin, 20. März 2025: Nur noch vier Prozent aller Berliner Waldbäume sind gesund. Daher sollte zukünftig in den Berliner Wald nur so wenig wie nötig und so vorsichtig wie möglich eingegriffen werden. Das fordert der BUND Berlin anlässlich des Internationalen Tag des Waldes am 21. März.

Bisher hatten die Berliner Forsten mit dem „Berliner Mischwaldprogramm“ vor allem ältere Kiefernreinbestände aufgelichtet, um darunter junge Laubbäume zu pflanzen. Ziel ist es, die naturfernen reinen Kiefernforsten zu heimischen klimaangepassten Laubmischwäldern zu entwickeln. Genutzt wurden dafür tonnenschwere Erntemaschinen und Laubholz-Setzlinge aus der Forstbaumschule.

Damit ist glücklicherweise seit März 2024 vorläufig Schluss. Berlins Umwelt-Staatssekretärin Britta Behrendt (CDU) beendete diese Praxis mit einem „Einschlagsmoratorium“. Sie kam damit einer langjährigen Forderung der „Waldinitiative Berlin“ und von Naturschutzverbänden wie dem BUND Berlin nach.

Das bisherige Berliner Vorgehen war auch wenig erfolgreich. Da die wenigen verbliebenen Kiefern auf den entsprechenden Flächen nur noch wenig Schatten spenden konnten, waren die Jungbäume Hitze und Trockenheit voll ausgesetzt und können sich nicht gut entwickeln. Hitze und Trockenheit sind laut Waldzustandsbericht aber der Hauptgrund, warum die Berliner Waldbäume geschädigt sind. Zudem benötigen die Holzerntemaschinen breite Fahrwege und verdichten mit ihrem Gewicht den Waldboden so stark, dass er sich, wenn überhaupt, erst nach Jahrzehnten regenerieren kann.

„Wir hoffen, dass die Berliner Forsten diese Pause nun nutzen, um neue Wege einzuschlagen. Denn ein richtig verstandener Wald‘umbau‘ sollte aus unserer Sicht vor allem durch das Ökosystem Wald selbst erfolgen und von ihm entsprechend den Umweltbedingungen gesteuert werden. Das nimmt allerdings Jahrzehnte in Anspruch und geht nicht in einem Hauruck-Verfahren“, so Angela von Lührte vom BUND Berlin.

„Mit einer kleinteiligen maschinellen Aussaat, der Unterstützung von Vögeln wie dem Eichelhäher, der Samen im Boden vergräbt und der Pflanzung von widerstandsfähigeren Bäumen, die sich nicht in der Baumschule, sondern im Wald entwickelt haben, kann hier nachgeholfen werden“, so Angela von Lührte weiter.

Diese Methode hat sich bereits in anderen Teilen Deutschlands wie dem Nürnberger Reichswald, dem Stadtwald in Lübeck oder dem Brandenburger Wald um Neuzelle bewährt.

Für zukunftsfähige Wälder wichtig ist, dass sie nicht weiter durch Straßen und Wege verkleinert und zerschnitten werden. Außerdem müssen weiterhin die Luftschadstoffe sowie die exzessive Grundwasserentnahme durch die Berliner Wasserbetriebe reduziert werden.

Der BUND Berlin wird über die ökologische Waldentwicklung in Berlin auch beim Waldkongress sprechen. Der Kongress wird am Freitag kommender Woche von der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus ausgerichtet: Freitag, 28.03.2025, ab 17 Uhr

Das Programm und wie Sie sich zum Waldkongress anmelden können, finden Sie unter folgendem Link.


Kontakt:

Verena Fehlenberg, Referentin für Stadtnaturschutz BUND Berlin, 030-78 79 00-59, fehlenberg(at)bund-berlin.de

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