Der BUND fordert
- Um die Lebensqualität in der wachsenden Stadt zu sichern, braucht Berlin eine definierte grüne Infrastruktur für die Erholung, ein verträgliches Stadtklima und den Erhalt der Artenvielfalt.
- Damit Naturschutzbehörden und Grünflächenämter diese grünen Freiflächen wirksam schützen und ihre Aufgaben bewältigen können, müssen sie personell gestärkt werden.
- Die Berliner Stadtnatur ist ein wertvoller Schatz, der naturnah und nach ökologischen Kriterien gepflegt werden muss. Dafür müssen ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Ein Sicherheitsnetz für Berlin
Das Grün in der Stadt stirbt scheibchenweise, und dass obwohl die grünen Freiflächen von unschätzbarem Wert für Berlin sind. Sie bieten Erholung, ein verträgliches Stadtklima, Naturerleben und Lebensräume und gewährleisten so ein gutes Leben für Menschen, Tiere und Pflanzen.
Berlin wächst und gerade um auch in der wachsenden Stadt neuen und alten Bewohner*innen bei allen anstehenden Veränderungen eine verlässliche Lebensqualität zu bieten, braucht es eine definierte grüne Infrastruktur. Dazu gehören die Parks und Wälder, die Brachen, Friedhöfe und Kleingärten, die Weide- und Landwirtschaftsflächen und die natürlichen Uferstreifen. All diese Flächen zusammen durchziehen die Stadt wie ein Netz: ein Sicherheitsnetz für Berlin.
Mit der Kampagne Immer.Grün setzt sich der BUND Berlin dafür ein, diese grünen Freiflächen im ganzen Stadtgebiet verlässlich zu sichern. Ein erster Erfolg war es, dass der Berliner Senat den fortschreitenden Freiflächenverlust mit der Charta für das Berliner Stadtgrün aufhalten möchte.
Lesen Sie dazu unsere Stellungnahme!
Häufig gestellte Fragen
Erholung: Hierunter versteht bekanntlich jeder etwas anderes. So suchen die einen Ruhe und Vogelgezwitscher, während die anderen lieber joggend ihre Runden drehen oder gerne auch den Grill anwerfen. Für alle Aktivitäten aber gilt, sie sollten wohnugsnah möglich sein.
Stadtklima: Über grünen Freiflächen entsteht frische und kühle Luft, die dann in die bebauten Quartiere strömen kann. Auch heizen sie sich von vornherein gar nicht erst so auf wie Asphalt und Beton. Straßenbäume beschatten die Fassade und sorgen so auch dafür, dass sich die Häuser nachts schneller abkühlen.
Lebensräume für Tiere und Pflanzen: Gerade die Vielfalt der grünen Freiflächen, von der Brache bis zur Parkanlage bietet ein Mosaik an unterschiedlichsten Lebensräumen. In Berlin wurden bis heute 7.087 Arten erfasst. Davon gelten leider bereits 13 % als ausgestorben oder verschollen und nahezu ein Drittel ist gefährdet.
Naturerleben: Grünflächen stellen für viele Stadtbewohner oftmals den einzigen Kontakt zur Natur her. Sie sind als Erfahrungsbereich für unmittelbares Naturerleben essentiell geworden.
Die Berliner Bezirke entscheiden mit dem Rechtsinstrument der Bauleitplanung (darunter versteht man Flächennutzungspläne und Bebauungspläne) über die groß- und kleinräumige Ordnung und Steuerung der Bodennutzung in der Stadt. In der Bauleitplanung verfolgt der Bezirk auf der räumlichen Ebene soziale, wirtschaftliche, kulturelle sowie ökologische und allgemeine klima- und ressourcenschützende Ziele. Diese Ziele müssen im konkreten Einzelfall von den zuständigen Ausschüssen gewichtet und die öffentlichen und privaten Interessen gegeneinander abgewogen werden.
Der BUND beobachtet zunehmend, dass bei der Abwägung die ökologischen Ziele, die im Landschaftsprogramm dargestellt sind, ggü. den baulichen privaten oder sonstigen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Interessen gar nicht oder nur noch mangelhaft berücksichtigt werden.
Hinzu kommt, dass der aktuelle Entwurf für den Stadtentwicklungsplan Wohnen (STEP Wohnen) vorsieht, alles, was im Flächennutzungsplan (FNP) als Wohnbaufläche ausgewiesen ist, zu bebauen. Problematisch ist dabei, dass der FNP im Jahr 1994 das letzte Mal grundlegend überarbeitet wurde. Seither hat Berlin aber den Stadtentwicklungsplan Klima (STEP Klima) erarbeitet, Schutzgebiete ausgewiesen und eine Biodiversitätsstrategie verabschiedet. All diese für die Ökologie und das Stadtklima bedeutenden Pläne finden sich im FNP nicht wieder.
Auch die geplanten Radschnellverbindungen sollen häufig auf grünen Freiflächen verlaufen. Dabei sollte der Radverkehr zulasten des motorisierten Verkehres und nicht auf Kosten des Grüns ausgebaut werden.
Die Immer.Grün-Kampagne ist die Konsequenz eines jahrelangen Kampfes zum Erhalt einzelner grüner Freiflächen. So entschieden sich die Berliner Naturschutzverbände, nicht mehr nur reaktiv auf die Überplanungen einzelner Grünflächen zu reagieren. Vielmehr möchten wir proaktiv die für Berlin wichtigen grünen Freiflächen dauerhaft und verbindlich sichern, noch bevor Begehrlichkeiten für anderweitige Nutzungen Realität werden können. Die Rettung einzelner Flächen ist meist schon verloren, noch bevor wir von einem Bauvorhaben erfahren. Die Planungen zur Bebauung sind oft so weit fortgeschritten, dass Änderungen nicht mehr gewollt oder als unmöglich erklärt werden.
Mit der Immer.Grün-Kampagne möchte der BUND erreichen, dass der Senat verbindliche, vertragliche Festsetzungen für Parkanlagen, Brachen, Kleingärten, Wälder, Friedhöfe und natürliche Uferstreifen schafft und die Qualität der Flächen in Bezug auf die Biodiversität durch eine fachgerechte Pflege sicherstellt.
Der BUND fordert gemeinsam mit den Berliner Naturschutzverbänden seit vielen Jahren, die Grünflächen in Berlin verbindlich und dauerhaft zu schützen. Ein großer Erfolg der BUND Immer.Grün-Kampagne war es, dass die Regierung 2006 die Sicherung in den Berliner Koalitionsvertrag aufnahm.
Am 28. August 2018 folgte ein erster wichtiger Schritt zur Umsetzung: Der Berliner Senat hat auf Vorlage der Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Regine Günther, beschlossen, die Erhaltung und Entwicklung der grünen Räume sicherzustellen.
Dieses Ziel sollte mit der Erarbeitung einer Charta für das Berliner Stadtgrün bis Ende 2019 unter Einbeziehung der Stadtgesellschaft, den Senatsverwaltungen, den Bezirken und der Fachöffentlichkeit erreicht werden. Unter dem Begriff "Charta" versteht der Senat eine dauerhafte freiwillige Selbstverpflichtung, die grüne Infrastruktur zu erhalten. Die Charta soll konkrete, zu schützende grüne Flächentypen sowie Instrumente zur Umsetzung benennen und am Ende mit einem Beschluss des Abgeordnetenhauses festgesetzt werden.
Diese Charta steht nun kurz vor dem letzten Schritt! Das Berliner Abgeordnetenhaus hat sie zur Beratung in die zuständigen Ausschüsse übersendet. Damit ist die Charta mit dem dazugehörigen Handlungsprogramm mit einer Senatsvorlage in der letzten politischen Abstimmung.
Damit ist eine Garantie aber noch nicht gegeben! Verabschiedet wird bisher erst mal nur eine Selbstverpflichtung. Damit Grünflächen de facto auch geschützt und naturnah gepflegt werden, müssen wir noch einige Wege bestreiten. Dazu zählt neben verbindlichen Flächensicherungsinstrumenten vor allem auch ein Paradigmenwechsel in der Wohnungspolitik.
Machen Sie sich für eine wirksame Charta Stadtgrün stark und unterschreiben jetzt unsere Forderung stadtbrauchtgrün