Ein bisschen weniger Vogelsterben

15. Februar 2025 | Artenvielfalt, BUNDzeit-Artikel, Flugverkehr, Vögel

Endlich hat die Flughafengesellschaft Teile der Glasfassaden am BER mit gemusterter Folie beklebt. Das kann aber nur der Anfang sein.

Alltag am BER. Foto: J. Hertel

Schon seit Beginn der Zehnerjahre, lang vor Beginn des Flugbetriebs auf dem neuen Hauptstadtflughafen, kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen am Terminal 1, weil Vögel die spiegelnden Fassaden nicht als Hindernis erkennen. Wie viele Vögel dort bisher verunglückten, weiß niemand genau. Doch dass die von der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten etablierte Signifikanzschwelle von zwei toten Vögeln auf 100 Meter Fassade pro Jahr deutlich überschritten wird, zeigen allein schon die regelmäßigen Stichproben von BUND-Vogelschutzexpertin Claudia Wegworth. Pro Rundgang zählte sie meist rund 100 Aufprallspuren, wobei sie nur öffentlich zugängliche Bereiche inspizieren konnte und die Kollisionen kleinerer Vögel oft keine sichtbaren Spuren hinterlassen. Das Spektrum der tot aufgefundenen Vögel reicht von Eisvogel, Turmfalke und Waldschnepfe über Haubenlerche, Singdrossel und Mehlschwalbe bis zu Dohle, Blaumeise und Waldkauz.

Der BUND begrüßt, dass die Glasfassade von Terminal 1 nun eine gemusterte Folie bekommen hat, die Vögeln signalisiert, dass sie auf ein Hindernis zufliegen. Doch leider ließ die Flughafengesellschaft bislang nur 3.750 Quadratmeter bekleben, das entspricht ungefähr einem Fünftel der Fassadenfläche. Bei der Beklebung handelt es sich um Punkte mit neun Millimeter Durchmesser im Abstand neun Zentimetern, der Deckungsgrad beträgt weniger als ein Prozent.

Der BUND fordert, umgehend die gesamte Fassade mit Folie gegen Vogelschlag zu sichern. Schließlich gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass die nicht beklebten Flächen weniger gefährlich sind. Dabei müssen auch die untersten drei Meter beklebt werden, die mit einem vorgeschobenen Hinweis auf eine mögliche Beeinträchtigung des Brandschutzes ausgelassen wurden. Vor allem aber müssen endlich ausgewiesene Fachleute Zugang zu allen Bereichen des BER-Geländes erhalten, um Gefahrenquellen und Ausmaß des Vogelsterbens zu dokumentieren. Wichtig ist, dass es sich dabei nicht um Personal der Flughafengesellschaft, sondern um externe Expert*innen handelt.

Effektiver Vogelschutz beschränkt sich an Glasfassaden nicht allein auf gemusterte Folien. Auch Lichtschächte müssen gesichert werden, weil verletzte Vögel dort hinabstürzen und verenden. Unabdingbar ist ein vogelfreundliches Beleuchtungskonzept, das statt ganzer Räume gezielt Wege auf dem Boden erhellt. Große Werbedisplays sollten nicht die ganze Nacht leuchten. Grundsätzlich gilt es den Artenschutz bei jeder Planung von Anfang an zu berücksichtigen. Claudia Wegworth: „Die Tatsache, dass artenschutzrechtliche Bestimmungen im Baugesetzbuch fehlen, bedeutet nicht, dass einschlägige Bestimmungen aus anderen Gesetzen ihre Gültigkeit verlieren. Bauherr*innen haben die Pflicht, sich entsprechend zu informieren.“

Gemusterte Folie gibt es im BUNDladen, geben Sie einfach „Vogelschutz“ in das Suchfenster ein: www.BUNDladen.de

Zur Broschüre „Vogelfreundlich Bauen mit Glas und Licht“: www.vogelglas.info

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2025-1. Zur ganzen Zeitschrift

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