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Keine Schweinemast in Haßleben

22. Juli 2020 | BUNDzeit-Artikel, Landwirtschaft, Massentierhaltung, Lebensmittel

Jetzt steht es fest: Die geplante Schweinefabrik in der Uckermark darf nicht in Betrieb gehen. An anderen Orten Brandenburgs geht die Massentierhaltung unverändert weiter, obwohl es auch hier Corona-Infektionen in Schlachthöfen gibt.

Herbst 2019: Protest gegen den Wiesenhof-Schlachtbetrieb in Königs Wusterhausen

Anfang Juli hat das Oberverwaltungsgericht in letzter Instanz entschieden, dass die Schweinemastanlage im uckermärkischen Haßleben ihren Betrieb nicht aufnehmen darf. 2013 hatte das Landesamt für Umwelt den Megastall mit 37.000 Mastplätzen genehmigt. Dagegen hatten BUND, NABU und der Deutsche Tierschutzbund geklagt. Das Verwaltungsgericht Potsdam hatte ihnen 2017 Recht gegeben, woraufhin der Schweinemäster in Berufung gegangen war. Die juristische Auseinandersetzung drehte sich um die bauplanrechtliche Frage, ob sich die Schweinemastanlage in das Gefüge des kleinen Dorfes einfügt und als Teil des Innenbereichs gelten darf.

In Haßleben stand zu DDR-Zeiten die größte Mastanlage des Landes mit bis zu 140.000 Mastplätzen, die schon damals aufgrund ihrer Gülleproduktion höchst umstritten war. In dem 16 Jahre dauernden Kampf gegen die industrielle Schweineproduktion hatten sich neben den jetzt vor Gericht siegreichen Verbänden zahlreiche Initiativen und Privatpersonen engagiert.

Corona bei Wiesenhof

Unterdessen geht die industrielle Massentierhaltung in Brandenburg weiter. Allerdings hat die Corona-Pandemie auch auf diesen Sektor Auswirkungen. Brandenburger Tiermäster klagen über einen „Tierstau“, nachdem mit Tönnies Deutschlands größter Schlachtbetrieb aufgrund von Corona- Ausbrüchen in der Belegschaft schließen musste. Sie fordern nun von der Landesregierung neue Großschlachthöfe.

Bei einem dieser Großschlachthöfe kam es Anfang Juli ebenfalls zu einem Corona-Ausbruch: Neun der 700 Beschäftigten der Wiesenhof-Fabrik in Niederlehme (Königs Wusterhausen) wurden positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Das verwundert kaum, sind die Arbeitsbedingungen in der Schlachtbranche deutschlandweit fast überall gleich schlecht.

Die Schlachtbranche in Brandenburg ist hoch konzentriert. Mit 1,2 Millionen Tieren im Jahr hat der zum Vion- Konzern gehörende Schlachthof in Perleberg bei Schweinen ein Quasi-Monopol. Bei Geflügel ist Wiesenhof in Niederlehme relevant. Für die als Sponsor des Fußballvereins Werder Bremen bekannte Marke darf die PHW-Gruppe dort 160.000 Hähnchen täglich schlachten und hat eine Erhöhung auf 230.000 beantragt. In der Vergangenheit wurden dort bereits mehr Hähnchen geschlachtet als genehmigt. Diesen Zustand hatte das Landesamt für Umwelt nachträglich legalisiert.

Spenden für juristischen Kampf gegen Wiesenhof

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 20-3.

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