5 Jahre Volksentscheid Tempelhofer Feld: BUND fordert Task-Force „Bauen im Bestand“

24. Mai 2019 | Artenvielfalt, Flächenschutz, Immer.Grün, Stadtentwicklung, Stadtnatur

Info 18 / Berlin, 24. Mai 2019: Mit dem Volksentscheid zum Erhalt des Tempelhofer Feldes am 25. Mai 2014 gaben die Berlinerinnen und Berliner nach Ansicht des Berliner Landesverbandes des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Berlin) ein sehr deutliches Votum für den Erhalt der Natur- und Erholungslandschaft des ehemaligen Flughafengeländes ab.
Zugleich setzten sie ein klares Signal für die Sicherung des grünen Erbes in einer wachsenden Stadt und den Vorrang einer ökologischen Stadtentwicklung mit vorrangiger Nutzung von ineffizient genutzten Siedlungs- und Verkehrsflächen für erforderlichen Wohnungsbau.

Ein Erfolg des Volksentscheids sei es daher auch gewesen, dass der Berliner Senat nach dem Scheitern der Bebauungspläne die Forderungen des BUND Berlin und der Initiative 100 % Tempelhofer Feld  aufgegriffen habe und verstärkt die Baupotenziale auf bereits versiegelten Flächen wie Discountern, überdimensionierte Verkehrs- und Parkplatzflächen oder Gebäudedächern angehe. Nach den zwischenzeitlich erstellten Analysen läge hier ein Vielfaches an Wohnbaupotenzialen im Vergleich zur Bebauung des Tempelhofer Feld. Allerdings werde die Nutzung dieser Möglichkeiten eines ökologischen Stadtumbaus noch zu wenig vorangetrieben.

Tilmann Heuser, Landesgeschäftsführer des BUND Berlin: „Das Tempelhofer Feld mit seiner offenen Wiesenlandschaft, vielfältigen Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten sowie als identitätsstiftender Ort der Berliner Geschichte ist einzigartig. Der Volksentscheid machte eindrücklich deutlich, wie sehr den Berlinerinnen und Berlinern die Natur in der Stadt am Herzen liegt. Er hat aber auch gezeigt: Eine Stadtentwicklung, die vor allem auf die scheinbar alternativlose Bebauung von Grünflächen setzt, ist zum Scheitern verurteilt. Mit dem Thematisieren der vorhandenen, ökologisch verträglichen Baupotenziale in der Stadt ist es gelungen, einen Strategiewechsel in der Stadtentwicklungspolitik einzuleiten. Mit diesem kann deutlich mehr Wohnraum in kürzerer Zeit geschaffen werden als auf dem Tempelhofer Feld realisierbar ist – wenn zügig und entschlossen gehandelt wird.“

Die Entwürfe des Stadtentwicklungsplans Wohnens 2030 von Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher sowie der Charta für das Berliner Stadtgrün von Umweltsenatorin Regine Günther zeigen nach Analyse des BUND Berlin zwar, dass der rot-rot-grüne Senat aus dem Volksentscheid gelernt habe. Die Sicherung wertvoller grüner Freiflächen für Natur, Erholung und Stadtklima habe in dieser Wahlperiode eine höhere Priorität gewonnen.
Weiterhin mangele es jedoch an der Konsequenz in der Umsetzung dieser Absichten. Umso ärgerlicher seien daher die mantraartig wiederholten Forderungen nach einer Bebauung des Tempelhofer Feldes.

Tilmann Heuser: „Einige Akteure haben die Gründe ihrer Niederlage beim Volksentscheid offenbar bis heute nicht verstanden. Aber auch wer in einer Grünfläche vor allem potenzielles Bauland sieht, sollte als wirtschaftlich denkender Mensch zumindest begreifen, dass die Realisierung von Wohnungen auf derartigen Flächen das Mehrfache an Aufwand und politischer Energie kostet wie die konsequente Hebung von Baupotenzialen einer ökologischen Stadtentwicklung. Statt uns beim Tempelhofer Feld und anderen Konfliktflächen im Kreise zu drehen, schlagen wir daher vor, zügig zu klären, wo und wie in Berlin noch gebaut werden kann und wo nicht. Denn gemeinsames Ziel muss es sein, zügig den erforderlichen Wohnraumbedarf zu decken.“

Der Umweltverband forderte daher den Senat auf, mit einer Task Force „Bauen im Bestand“ zügig umwelt- und nachbarschafts-verträgliche Bauprojekte in der Stadt voranzutreiben und bei Konflikten gute Lösungen zu finden. Dem Ausbau von Dachgeschossen stünden meist keine Bäume im Weg, sondern die überkommene Anleiterstrategie der Berliner Feuerwehr und bauplanerische Festsetzungen. Für die Überbauung von Supermärkten, Parkplätzen und überdimensionierten Verkehrsflächen sowie dem Wohnungsbau in lärmarmen Misch- und Gewerbegebieten seien Bebauungspläne anzupassen. Die Verdichtung in Wohngebieten müsse vor Ort zu einer Verbesserung der Lebensqualität und der sozialen und ökologischen Infrastruktur beitragen. Zudem sei dieser Stadtumbau mit energetischer Sanierung und dem Ausbau einer dezentralen Energieerzeugung verknüpft werden. Diese Herausforderungen seien mit der bisherigen Verwaltungsstruktur in Berlin kaum zu leisten.

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