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Ausflugstipp: Bäume mit Aussicht

03. Mai 2019 | Artenvielfalt, Bäume, BUNDzeit-Artikel, Garten, Lebensmittel, Naturerleben, Stadtnatur, Streuobstwiese

In Berlin gibt es fast 100 Streuobstwiesen. Die Besichtigung gleich mehrerer dieser potenziell ökologisch wertvollen Flächen lässt sich schön mit einem Spaziergang nach Gatow kombinieren.

Streuobstwiese am Windmühlenberg in Berlin-Gatow. Foto: Eckart Klaffke

Wer hätte das gedacht? In der Bundeshauptstadt gibt es 97 Streuobstwiesen mit einer Fläche von jeweils mindestens 1.000 Quadratmeter, wie eine BUND-Studie von 2018 zeigt. Insgesamt nehmen sie 66,5 Hektar ein. Im Vergleich zu den öffentlichen Grünflächen (5.500 Hektar) ist das verschwindend wenig. Allerdings dürften die Bäume der Streuobstwiesen in den kommenden Jahren im Stadtbild sichtbarer sein: Fast drei Viertel von ihnen wurden nach 1990 gepflanzt. Und es dauert nun einmal ein paar Jahre, bis Obstbäume eine gewisse Größe erreichen, Früchte tragen und ihre Stämme so weit entwickelt haben, dass diese den verschiedensten Vögeln, Insekten und Spinnen als Lebensraum dienen.

Nicht alle Streuobstwiesen sind öffentlich zugänglich, einige befinden sich in Naturschutzgebieten oder in Privatbesitz. Wer diese Form des Kulturbiotops besichtigen möchte, kann entweder die BUND-Streuobstwiese in Stahnsdorf besichtigen oder sich nach Gatow begeben, wo die höchste Streuobstwiesendichte Berlins herrscht.

Wir starten an der Haltestelle „Zur Haveldüne“ (Busse X34, 134), folgen der Gatower Straße nach Süden und biegen bei erster Gelegenheit schräg links auf einen Wanderweg ein, der durch eine Schlucht hinab in Richtung Havel führt. Wenn Sie nach wenigen Minuten an einem rund drei Meter hohen Türmchen vorbeikommen, sind Sie richtig. Es handelt sich um den Jaczoturm, den sich der Charlottenburger Chemiefabrikant Emil Beringer Anfang des 20. Jahrhunderts erbauen ließ. An der nächsten Gabelung geht es rechts in Richtung Süden auf den Uferweg, der immer wieder schöne Blicke auf das andere Havelufer mit Grunewaldturm und Teufelsberg erlaubt. Bald erreichen wir auf dem Plesschen Gelände die erste Streuobstwiese. Südlich der Wiese führt der Weg von der Havel auf die Durchgangsstraße, weil die imposante Villa Lemm (wo von 1945 bis 1990 der Kommandant des Britischen Sektors residierte und die Queen bei ihren Berlin-Besuchen übernachtete) das Ufer für sich beansprucht.

Unmittelbar hinter der Dorfkirche Gatow biegen wir westwärts ab, um der Beschilderung zum Windmühlenberg zu folgen. Vom Sträßchen „Am Berghang“ führt ein mit Holzgeländern versehener Fußweg auf die 52 Meter hohe Düne, die seit 1969 unter Naturschutz steht. Auf dem von Sandtrockenrasen bewachsenen offenen Plateau finden sich seltene Pflanzen wie Ohrlöffel-Leimkraut und Steppen-Lieschgras. Laut Umweltsenatsverwaltung leben hier über 70 Laubkäferarten, 25 Blattund Rüsselkäferarten sowie 120 Spinnenarten. Lässt man den Blick Richtung Osten schweifen, erheben sich die Hügel auf der gegenüberliegenden Havelseite. Im Vordergrund fällt eine Windmühle ins Auge. Es ist allerdings nicht jene, dem der Berg seinen Namen verdankt. Die brannte 1921 planmäßig bei den Dreharbeiten zum Film „Die Liebesabenteuer der schönen Evelyne oder die Mordmühle auf Evanshill“ ab.

Die Hauptrolle spielte Lee Parry. Ihren Namen trägt heute ein Fußweg, der vom Windmühlenberg hinab in Richtung Südwesten führt. Beiderseits des Wegs erstreckt sich eine Streuobstwiese, deren ältesten Bäume aus den frühen Sechzigerjahren stammen. Damals wurde das Gelände als Kleingartenkolonie genutzt. Dank Schautafeln wissen auch Laien, was hier blüht und reift: alte Apfelsorten wie der Purpurrote Cousinot, die Ulmer Butterbirne und die Große Schwarze Knorpelkirsche.

Am Fuße des Windmühlenbergs stoßen wir an der Sackgasse „Weiter Blick“ (der Name ist Programm: gen Westen sieht man kilometerweit über ehemalige Rieselfelder bis zur Stadtgrenze) auf zwei weitere Streuobstwiesen, diesmal wirtschaftlich genutzte und daher eingezäunte. Hier könnte die Tour mit der Einkehr im Café des Schaubauernhofs Vierfelderhof enden. Oder in Richtung Kladow fortgesetzt werden. Auf dem Weg dorthin passieren wir weitere Streuobstwiesen an den Havelmathen (eher Streuobstäcker mit Urban Gardening) und im Gutspark Neukladow.

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2019-2 

BUND-Studie zu den Berliner Streuobstwiesen

Streuobstwiesenfest
Der BUND lädt zum Sommerfest auf seiner Streuobstwiese in Stahnsdorf. 2.6.2019, ab 13 Uhr, Güterfelder Straße gegenüber des Reitstalls, Stahnsdorf-Ruhlsdorf  
 

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