Ampeln fußverkehrsfreundlich schalten statt Wartezeiten anzeigen

12. Juni 2023 | Autoverkehr, Fußverkehr, Verkehrssicherheit

Mehr temporäre Fußverkehrsübergänge sind sinnvoll, Countdown-Ampeln allerdings Geldverschwendung ohne Beitrag zur Verkehrssicherheit.

Foto: Kryp (CC0 1.0)

Berlin, 12.06. 2023: Im am Sonntag vorgestellten Sofortprogramm des neuen Senates kündigt Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) an, die Verkehrssicherheit für Fußgänger*innen erhöhen zu wollen. Neben der vermehrten Einrichtung temporärer Überwege sollen demnach schrittweise „Ampeln mit Countdown-Anzeigen versehen“ werden.


Dazu erklärt Martin Schlegel, Fachreferent für Mobilität des BUND Berlin:

„Temporäre Überwege für Fußgänger*innen können tatsächlich einen Beitrag für mehr Sicherheit im Verkehr leisten. Countdown-Ampeln für den Fußgänger*innen sind nutzlos und deshalb eine ärgerliche Geldverschwendung. Diese Gelder sollten lieber für das Zebrastreifenprogramm und andere Maßnahmen genutzt werden, die tatsächlich die Verkehrssicherheit erhöhen. Dazu gehört die bereits von etlichen Koalitionen angekündigte Regelung, dass Zufußgehende Straßen mit Mittelinseln in einem Zug queren können.“

Die Fußgängerampel schaltet endlich auf Grün, die Passant*innen machen sich auf den Weg – und kaum angekommen auf der Mittelinsel, springt die zweite Ampel gerade auf Rot um. So ergeht es an etlichen Kreuzungen vielen Berliner*innen, die zu Fuß in der Stadt unterwegs sind. Der BUND Berlin hat bereits während der letzten Berliner Großen Koalition vor sechs Jahren dazu aufgerufen, fußgängerfeindliche Ampelschaltungen zu melden und dann 343 Stellen gesammelt, an denen Fußgänger*innen gegenüber Autofahrer*innen benachteiligt werden. So schaffte es die Frankfurter Allee auf den unrühmlichen Spitzenplatz in der Kategorie „Längste Wartezeit“ mit Querungszeiten von sage und schreibe vier Minuten.

Etliche Ampelschaltungen in Berlin sind nicht nur lästig, weil sie die Zufußgehenden lange warten lassen, sondern auch lebensgefährlich. So gibt es immer noch Kreuzungen, an denen Autos zweispurig abbiegen, während Fußgänger gleichzeitig Grün haben – diese sogenannten Doppelabbieger sind seit 20 Jahren unzulässig. Nicht minder gefährlich sind Ampeln, die sowohl schmale Mittelinseln als auch so kurze Grünphasen haben, dass das Queren der Straße in einer Phase nicht möglich ist. Zu Stoßzeiten drängeln sich dort mehr Menschen, als auf die Mittelinseln passen. Und fast überall verkürzen die Schaltungen die Grünphasen für Fußgänger, um dem Autoverkehr viel Zeit zum Abbiegen zu geben. Der BUND fordert weiterhin, sämtliche Berliner Ampeln wirklich fußverkehrsfreundlich zu programmieren, statt Geld für sinnlose Maßnahmen zu verschwenden.
 
Kontakt:
Martin Schlegel, BUND-Fachreferent Mobilität, Tel. 030-78 79 0017, E-Mail: schlegel(at)bund-berlin.de

 

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