Grafik: openstreetmap.org (CC BY-SA 2.0)
Berlin, 27. Januar 2025: Weitgehend unter dem Radar der Berliner Stadtöffentlichkeit arbeitet die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung an den Grundlagen für ein weiteres der 24 neuen Stadtquartiere unter dem Namen Dreieck Späthsfelde. Auf rund 100 Hektar könnten im Nordwesten Treptow-Köpenicks laut Überlegungen der Verwaltung ab 2035 mindestens 2000neue Wohnungen entstehen. Bereits vorliegende Entwurfsideen, die in enger Abstimmung mit der Senatsverwaltung entstanden sind, kommen aber auch auf ein Baupotenzial von 3600 Wohnungen im Bereich zwischen Königsheide, Autobahn 113 und Britzer Verbindungskanal. Über den Stand der Voruntersuchungen für das Neue Stadtquartier informiert die Senatsverwaltung die Öffentlichkeit am 30. Januar.
Der BUND Berlin lehnt großflächigen Wohnungsbau in Späthsfelde ab. Wir fordern den Erhalt und die Qualifizierung der Kleingärten, Grün- und Freiflächen sowie die Weiterentwicklung als Standort für Erholung, Freizeit und Umweltbildung. Die Bedeutung des Dreiecks Späthsfelde ist wegen des Nutzungsdrucks auf die umliegenden Flächen, wie Wald, Friedhöfe und Grünzüge enorm gestiegen. Nicht nur für den Wohnungsbau würden zusätzliche Flächen versiegelt, sondern auch für die dafür notwendige soziale und verkehrliche Infrastruktur.
Das angrenzende Waldgebiet Königsheide und die Kompensationsflächen im Gebiet können ihrer Biotopfunktion bereits jetzt kaum noch gerecht werden. Durch eine weitere Bebauung würde der Grundwasserpegel weiter sinken. Die Schäden des Kiefern-Eichenwaldes in der Königsheide sind bereits heute markant, der Heidekampgraben fällt teilweise trocken.
Die betroffenen Gewässer Untere Spree Berlin und Teltowkanal 1 und 2 verfehlen derzeit deutlich die Anforderungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Durch weitere Versiegelung und Schadstoffeinträge, Erwärmung, sowie Entnahmen droht eine Verschlechterung des Zustands. Zudem können die Lebewesen im Grundwasser, die zu dessen Reinhaltung beitragen, empfindlich auf Veränderungen ihrer Umwelt reagieren. Entsprechende Grundwasserorganismen konnten wie der streng geschützte Biber im Umfeld des geplanten Vorhabens durch den BUND Berlin bereits nachgewiesen werden.
Dazu erklärt Andrea Gerbode vom BUND Berlin: „Nicht ohne Grund wird das Landschaftsbild im Landschaftsprogramm des Senats als erhaltenswert eingestuft. Im Gebiet sind mit Zauneidechse und Knoblauchkröte mindestens zwei streng geschützte Arten und zugleich Zielarten des Biotopverbunds etabliert. Die Bedeutung des Areals für die Amphibienpopulation würde zerstört werden. Die beim Tag des Gartens 2024 von SPD-Bausenator Christian Gaebler getroffene Aussage, dass die Kleingärten im Areal weitestgehend unangetastet bleiben werden, ist wenig glaubhaft.“
Weiterhin fordert der BUND Berlin: Der Senat muss endlich konsequent die Umnutzung bereits versiegelter Flächen und leerstehender Gebäude angehen. Sie sind ein riesiges Potenzial für die Schaffung neuen Wohnraums ohne Raubbau an der Natur und der Lebensqualität in der Stadt. Außerdem muss dafür nicht für sehr viel Geld eine komplett neue Versorgungsinfrastruktur aufgebaut werden. Das wäre eine konsequent nachhaltige Politik.
Der BUND Berlin hat die Ablehnung der Wohnungsbaupläne des Senats für das Dreieck Späthsfelde bereits im Jahr 2022 in einer gemeinsamen Stellungnahme über die Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz (BLN) erstmals deutlich gemacht.
Die öffentliche Auftaktveranstaltung des Senats über die Durchführung der vorbereitenden Untersuchungen im „Dreieck Späthsfelde“ findet am 30.01.2025 um 18:00 Uhr in den Späth‘schen Baumschulen (Späthstraße 80/81, 12437 Berlin) statt. Eine Anmeldung unter diesem Link ist erforderlich: https://eveeno.com/250632718
Kontakt
Andrea Gerbode, Sprecherin des BUND Arbeitskreis Dreiländereck, gerbode(at)bund-berlin.de