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BSR-Biogasanlage: Kein überzeugendes Leuchtturmprojekt

04. März 2013 | Abfall, Ressourcen & Technik

BUND fordert Nachweis für vorbildhaften Klimaschutz

Info 19/ Berlin, 4. Juni 2013: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Berlin) begrüßt die Eröffnung der BSR-Biogasanlage am morgigen 5. Juni. Die Inbetriebnahme beendet endlich die zuvor übliche besonders klimaschädliche Kompostierung der Berliner Bioabfälle in veralteten Brandenburger Kompostanlagen. Bislang konnten hier Lachgas und Methan, deren Wirkung auf den Klimawandel zigfach so stark ist wie die von CO2, frei in die Atmosphäre entweichen. Seit Jahren hat sich der BUND dafür eingesetzt, dass der Bioabfall in einer modernen Berliner Vergärungsanlage möglichst klima- und umweltschonend verwertet wird. Die neue Biogasanlage und die geplante Gasnutzung in den Sammelfahrzeugen der BSR bringen Umwelt- und Klimaschutz bei der Verwertung der Berliner Bioabfälle einen großen Schritt voran.

Dennoch bleiben Zweifel, ob die BSR-Biogasanlage ihrem ursprünglichen Anspruch gerecht wird. Ein überzeugendes „Leuchtturmprojekt“ und damit Vorbild für zukünftige Anlagen ist die neue Biogasanlage aus Sicht des BUND nicht. Insbesondere bei den Abluftemissionen wären bei Planung und Bau der Anlage ambitioniertere Ziele möglich gewesen. Vorschläge dazu hat der BUND rechtzeitig eingebracht.

Unklar ist beispielsweise, ob die Möglichkeiten zur Reduzierung klimaschädlicher Methanemissionen, die auch bei Vergärungsanlagen auftreten, vollends ausgeschöpft werden. „Wichtig wäre es, auch über den eigentlichen Prozess in der Anlage hinaus zu denken. Hier geht es vor allem darum, wie mit den Gärresten umgegangen wird“, so Tobias Quast, Abfallreferent beim BUND Berlin, „klimaschädliches Methan kann nämlich auch bei Verladung und Transport, bei einer Zwischenlagerung oder bei der Ausbringung von Gärresten als Dünger auf den Acker in die Atmosphäre gelangen.“

Der BUND fordert daher eine umfassende Klimabilanzierung der Anlage, die die Belastungen aus der Gärrestbehandlung und -verwertung vollständig miteinbezieht. Im laufenden Betrieb müssen dazu kontinuierliche Messungen und Kontrollen erfolgen. Nötig ist dafür ein Höchstmaß an Transparenz und eine Offenlegung aller für den Verbleib der Gärreste und ihre potenziellen Emissionen relevanten Dokumente.


„Wir hoffen, dass auf Basis der ersten Messungen noch Optimierungen an der Anlage erfolgen. Für eine verbesserte  Klima- und Umweltbilanz ist noch Luft nach oben. Diese Erkenntnisse sollten dann für den Fall des Baus einer weiteren Anlage von vornherein berücksichtigt werden,“ fasst Tobias Quast die Erwartungen an die BSR zusammen. Bedarf für eine zweite Anlage gäbe es in der Stadt genug: Mehr als zwei Drittel der Bioabfälle aus Berliner Haushalten landen derzeit noch im Restmüll. Diesen als wertvollen Energieträger nutzbaren Schatz gilt es schnellstmöglich zu bergen. Die BSR ist daher aufgefordert, die Biogut-Sammlung und -verwertung weiter zu optimieren.

Für Rückfragen:
BUND-Pressestelle, Carmen Schultze    fon: (030) 78 79 00-12

Tobias Quast, Abfallreferent                 fon: (030) 78 79 00-55 

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