Info 4 / Berlin, 9. Februar 2021: Mitten in der Klimakrise sollen auch in Berlin noch immer neue Fernstraßen gebaut werden. Deutschlandweit sollen bis zum Jahr 2030 weit über 1000 Bundesfernstraßenneubauprojekte umgesetzt werden, darunter allein 850 Kilometer neue Autobahnen. Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND, LV Berlin) ist dies ein unhaltbarer Zustand.
Mit dem „Desaster im Dutzend“ präsentiert der BUND heute zwölf der unwirtschaftlichsten und unökologischsten Straßenneubauprojekte in Deutschland, darunter auch die geplante A100-Verlängerung von Treptow nach Friedrichshain und Lichtenberg (17. Bauabschnitt).
Obwohl der rot-rot-grüne Senat den Weiterbau der A 100 aus guten Gründen ablehnt, plant Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer weiterhin, den 17. Bauabschnitt vom Treptower Park bis zur Storkower Straße zu realisieren. Das Vorhaben wurde ohne Wirtschaftlichkeits- und Umweltprüfung in den Bundesverkehrswegeplan übernommen und somit die Finanzierung der vier Kilometer langen und – nach inzwischen überholten und deutlich zu niedrigen Kostenschätzungen - 473 Millionen Euro teuren Autobahnstrecke vom Treptower Park zur Storkower Straße - eingestellt.
Ursprünglich sollte der Abschnitt an der Frankfurter Allee enden. Da die A 100 dort aber nicht an das Straßennetz angebunden werden kann, ist jetzt geplant, die Autobahn nun in die Storkower Straße münden zu lassen. Diese müsste stark ausgebaut werden, um den von der A 100 kommenden Verkehr aufzunehmen.
Angefangen am Treptower Park (bis zum Containerbahnhof Frankfurter Allee) würde der 17. Abschnitt der A 100 eine Betonschneise der Verwüstung durch Friedrichshain schlagen. Einer neuen Spreequerung würden als Gartendenkmal geschützte Platanen und das denkmalgeschützte Gebäude der Osthafendirektion zum Opfer fallen. Der projektierte Bau eines Doppelstocktunnel durch die eng bebaute Gürtelstraße quer zur Grundwasserströmung des Urstromtals ist mit hohen Risiken für die benachbarten Häuser verbunden, ob dies überhaupt machbar ist, ist bisher ungeklärt. Im weiteren Verlauf ist die geplante Hochstraße der Autobahn über die Frankfurter Allee und anschließend über niedrige Gebäude des Ringcenters und den Containerbahnhof mit massiven Belastungen für die benachbarten Wohnquartiere verbunden.
Tilmann Heuser, BUND-Landesgeschäftsführer des BUND Berlin: „Mit der Verlängerung der A100 soll die Dominanz des Autoverkehrs festbetoniert werden. Doch statt immer weiter Straßen zu bauen, müssen die politischen Entscheider*innen endlich der Realität ins Auge schauen. Nicht neue Straßen braucht es für eine zukunftsfähige Mobilität, sondern Konzepte, die Verkehr vermindern und verlagern.“
Statt dauerhaft enorme Summen von Steuermitteln mit dem Bau einer weiteren Straße zu binden, muss die Bundesregierung die knappen Steuergelder auf zukunftsfähige Alternativen konzentrieren. So braucht es Geld für den Erhalt und Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in Berlin, also insbesondere für die Sanierung der maroden U-Bahn-Tunnel sowie den Ausbau des Straßenbahnnetzes. Ebenso muss in die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene investiert werden. In der BUND-Broschüre „Desaster im Dutzend“ werden kostengünstigere, umweltschonendere und schneller umzusetzende Alternativen zum Neubau der A100 aufgezeigt.
Tilmann Heuser weiter: „Alle Parteien müssen im anstehenden Wahlkampf auf Landes- und Bundesebene deutlich machen, dass Berlin beim Bau der A100 nicht als Erfüllungsgehilfe für den Autobahnbau-Wahn der Bundesverkehrsministers zu Verfügung steht. Planung und Bau der A100 sind nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen muss die Regierung des Landes in Berlin dafür kämpfen, dass die für den Neubau reservierten Mittel für eine echte Verkehrswende in Berlin umgewidmet werden. Nur so werden sich die Verkehrsprobleme mit Umwelt- und Klimaschutz vereinbar lösen lassen.“
Mehr Informationen zum „Desaster im Dutzend“ und Broschüre finden Sie hier.
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