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Im Sutschketal

06. November 2023 | Artenvielfalt, BUNDzeit-Artikel, Naturerleben

Ein Spaziergang durch moorige Erlenbrüche und alte Eichenwälder, ideal für kurze Ausflüge in der dunklen Jahreszeit

Totholz im Naturschutzgebiet Sutschketal. Foto: Sebastian Petrich

Wie nahe höchst unterschiedliche Landschaftstypen doch beieinander sein können! Nordwestlich der Gemeinde Bestensee im Landkreis Dahme-Spreewald scheinen sich auf einer leicht welligen Ebene Felder und Äcker weit auszudehnen. Doch mitten durch diese Agrarlandschaft verläuft ein leicht s-förmiger Graben in Nord-Süd-Richtung, das gut zwei Kilometer lange und 250 Meter breite Sutschketal. Im Talgrund wechseln sich Feuchtwiesen, kleinste Gewässer, Schilfröhricht, Weiden und Erlenwälder ab, die mitunter recht steilen Hänge sind dagegen von Trockenrasen mit Kartäusernelke und Frühlingsfingerkraut sowie Stieleichen geprägt. Um diese Vielfalt selbst zu erfahren – genauer gesagt: zu erlaufen –, reichen anderthalb Stunden auf dem Sutschketal-Rundweg.

Zunächst müssen wir aber vom Bahnhof Bestensee zum Start der Rundtour kommen (ca. 1,5 Kilometer): Im Prinzip immer entlang der Hauptstraße Richtung Westen, doch ab der zentralen Kreuzung (links der Dorfteich, rechts die Kirche von 1375, in der Findlinge aus dem Sutschketal verbaut wurden) sinkt die Aufenthaltsqualität für Zufußgehende rapide, weil sich die Gemeinde noch nicht dazu durchringen konnte, die stark befahrene Hauptstraße mit einem Fußweg auszustatten. Deshalb machen wir hier einen Schlenker gen Norden zur Windmühle. Die allerdings nur ein Windmühlendenkmal ist, denn die letzte Mühle brannte 1901 ab. Aber, so zitiert eine Infotafel ein amtliches Schreiben von 1648: Groß Besten (so hieß der Ort bis 1938) „hat immer eine Windmühle gehabt.“ Ein gewisser Friedrich Müller sei daher berechtigt, eine neue Mühle zu errichten, „ohne dass die Stadt Mittenwalde dagegen Einspruch erheben kann“. Windräder riefen schon damals Skeptiker*innen auf den Plan.

Erweiterter Schlenker: Auf den Mühlenberg führt ein Pfad, vorbei an einem Weinberg und durch einen streuobstwiesenartigen „Wald der Generationen“. Am Gipfel wenden wir uns wieder Richtung Süden, passieren eine imposante, alte Eiche und erreichen über Franz-Künstler-Straße und Triftweg das Sutschketal. Noch bis in die 1950er-Jahre wurde das Gebiet wirtschaftlich genutzt: als Hutewald, in dem das Vieh weiden durfte, und zum Tonabbau an den Abhängen der eiszeitlichen Rinne. Heute dient die einzige Bewirtschaftung dem Naturschutz. Die Feuchtwiesen werden regelmäßig gemäht, um eine Verbuschung zu verhindern, und auch gegen die Amerikanische Traubenkirsche geht man immer wieder vor.

Der Sutschkesee, ein kleiner Weiher, war früher Teil des Krummen Sees nördlich des Tals. Heute verbindet der Pritzelgraben die beiden Gewässer. Am nördlichen Ende des Rundwegs führt ein neuer Holzsteg über diesen Graben. Vom Steg aus bekommt man den besten Eindruck, wie das Niedermoor im Talgrund aussieht: Schwarzerlen stehen wie auf Stelzen im Moor, ihre Wurzeln kommen auch mit wechselnden Wasserständen zurecht. Wo der Wanderweg von der West- auf die Ostseite des Sutschketals wechselt, müssen wir uns entscheiden: entweder den Rundweg auf der anderen Seite zurück nach Bestensee (nochmals knapp zwei Kilometer) oder weiter entlang des Krummen Sees nach Königs Wusterhausen (knapp sieben Kilometer).

Anfahrt: RE 7 nach Bestensee

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 23-4.

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