Leag schlauer als BSR

15. Februar 2024 | Abfall, BUNDzeit-Artikel, Klimaschutz

Während der tschechische Fossilkonzern die Müllverbrennungspläne für Jänschwalde aufgibt, schmiedet das Berliner Landesunternehmen welche für Neukölln

Sperrmüll sortieren statt verbrennen: Dafür ist eine Recyclinghalle sinnvoll. Foto: Sebastian Petrich

Erfolg in der Lausitz: Kurz vor Weihnachten verkündete der Braunkohlekonzern Leag das Aus für seine geplante Müllverbrennungsanlage am Kraftwerksstandort Jänschwalde bei Cottbus. Das kam nicht überraschend. Schon im Frühjahr war der Partner Veolia ausgestiegen, gleichzeitig formierte sich das Aktionsbündnis contra Müllverbrennungsanlage, mitorganisiert von der langjährigen BUND-Aktivistin Heide Schinowsky. Zudem hatte der BUND zusammen mit der Organisation ClientEarth eine Klage gegen die erste von zwei Teilgenehmigungen eingereicht. Der vereinte Druck gegen die Leag-Pläne hat sich nun bezahlt gemacht.

Grundsätzlich kritisiert der BUND Pläne für mehr Müllverbrennung als klimaschädlich, überflüssig und unvereinbar mit den Zielen der Abfallvermeidung. Das gilt auch für das neuste Vorhaben der Berliner Stadtreinigung (BSR), das sie als Beitrag zur „Defossilisierung“ der Berliner Fernwärme verkaufen will: eine „Bioenergieanlage“ in der Gradestraße in Neukölln. Dort will das landeseigene Unternehmen ab 2032 Altholz, Sperrmüll und vielleicht auch weiteren Abfall „energetisch verwerten“, also verbrennen. Dagegen spricht viel.

Erstens ist die Verbrennung von Abfall nicht klimaneutral. Das zeigt allein schon die Tatsache, dass seit Anfang 2024 für den CO2-Ausstoß aus der Müllverbrennung Emissionszertifikate bezahlt werden müssen. Auch die Verbrennung von (Alt-)Holz leistet keinen Beitrag zum Klimaschutz: Nach Angaben des Umweltbundesamts ist der Treibhausgasausstoß dabei sogar höher als beim Verheizen von Steinkohle und Erdgas. Außerdem kann angesichts des hohen Kunststoffanteils im Sperrmüll auch von einer „Defossilisierung“ keine Rede sein.

Zweitens widerspricht der Aufbau weiterer Verbrennungskapazitäten den Berliner Zero-Waste-Zielen und der gesetzlich festgelegten Abfallhierarchie, nach denen Abfallvermeidung, Wiederverwendung und Recycling Vorrang vor der Verbrennung und energetischen Verwertung haben sollen.
Drittens verstärkt jede neue Holzverbrennungsanlage den Druck auf die Wälder, schließlich werden jene Anlagen, die bisher das Berliner Altholz verwerten, andere Quellen erschließen, darunter Frischholz.

Viertens entweichen auch bei bester Filtertechnik Abgase und belasten die Gesundheit der Anwohner*innen zusätzlich.

Fünftens widerspricht die Erweiterung des BSR-Geländes dem Berliner Landschaftsprogramm: Der Eingriff kann nicht angemessen ausgeglichen werden, weil das Gebiet dicht bebaut ist.

Sechstens ist die geplante Altholzverbrennungsanlage dank mehr als ausreichender Kapazitäten in der Region gar nicht nötig.

Der ebenfalls geplante Bau einer Recyclinghalle am Standort Gradestraße ist dagegen sinnvoll. Eine bessere Sortierung von Altholz und Sperrmüll hilft Wertstoffe zu sichern, was Wiederverwendung und Recycling unterstützt, die Abfallmenge verringert und Rohstoffe in der Natur belässt.

BUND-Stellungnahme zum BSR-Vorhaben

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2024-1.

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