Foto: BUND Berlin/Björn Obmann
Berlin, 21. Mai 2025: Zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt ruft der BUND Landesverband Berlin e. V. zu einem stärkeren Schutz der Stadtnatur auf. In einer Zeit, in der der Verlust biologischer Vielfalt global wie lokal dramatische Ausmaße annimmt, erinnern wir an den unschätzbaren Wert der urbanen Lebensräume in Berlin – von Hinterhofbiotopen über Brachen bis zu Parkanlagen und Grünverbindungen.
„Berlin ist eine Stadt der grünen Inseln – doch viele dieser kleinen Biotope sind bedroht, isoliert oder verlieren ihre ökologische Funktion, wenn sie nicht besser geschützt und gepflegt werden“, sagt Dirk Schäuble, Referent für Naturschutz beim BUND Berlin. „Was wir brauchen, ist ein zusammenhängendes grünes Netz, das Arten Raum zum Leben, Wandern und Überleben gibt – mitten in der Stadt.“
Zu diesen Orten zählen insbesondere auch unsere Berliner Friedhöfe. Friedhöfe sind stille Oasen der Artenvielfalt – artenreiche Wiesen, alte Bäume, Totholz und strukturreiche Hecken bieten wertvollen Lebensraum für Insekten, Vögel, Fledermäuse und viele Pflanzenarten. Gleichzeitig sind sie Rückzugsorte für die Menschen in einer immer dichteren Stadt. Die „stille“ Erholungsnutzung geht im Vergleich zu Parks zudem mit einem geringeren Nutzungsdruck einher, wodurch sich hier Lebensräume ungestört entwickeln können.
Doch genau diese sensiblen Biotope geraten durch Bebauung zunehmend unter Druck. Zwei besonders alarmierende Beispiele sind aktuell:
- Der Emmausfriedhof in Neukölln, ein historischer Ort mit altem Baumbestand, wertvollen Offenlandflächen und einer Vielzahl heimischer Arten, der teilweise bebaut werden soll.
- Der Dreifaltigkeitsfriedhof in Mariendorf, der ebenfalls von Bebauungsplänen betroffen ist. Er zählt er zu den artenreicheren Friedhofsanlagen im Süden der Stadt und ist ein wichtiger Bestandteil im Biotopverbund zwischen Grünzug und Naherholungsflächen.
„Es ist unverständlich, dass derzeit zwei grüne Oasen von einer Bebauung für kaum bezahlbare Wohnungen bedroht sind, obwohl es zahlreiche Alternativstandorte in der Umgebung gibt“, sagt Dirk Schäuble.
Um die biologische Vielfalt in Berlin zu schützen und dennoch bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, fordert der BUND Berlin daher:
- Keine Bebauung grüner Freiflächen mehr wie Friedhöfe, Parks, Grünanlagen, Kleingärten, Gewässerufer, Wälder und geschützte Biotope
- Leerstand nutzen statt neu zu bauen. Allein 100.000 Wohneinheiten könnten durch Umbau, Aufstockung und (Um-)nutzung leerstehender Gebäude sowie auf versiegelten Brachen und Parkplätzen entstehen.
- Zweckentfremdung etwa für Ferienwohnungen, Leerstand oder Gewerbe und Abriss von Wohnungen konsequent untersagen.
Hintergrund:
Der Internationale Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai erinnert an die Verabschiedung des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) im Jahr 1992. Weltweit wird an diesem Tag auf die dramatischen Folgen des Artensterbens und die Notwendigkeit zum Handeln hingewiesen.
Kontakt:
Dirk Schäuble, Referent für Naturschutz BUND Berlin, 030-78 79 00-39, schaeuble(at)bund-berlin.de