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Böllerei bedroht Mensch und Umwelt

28. Dezember 2023 | Gesundheit, Luft, Stadtnatur

BUND Berlin fordert möglichst weitgehende Beschränkungen für privates Feuerwerk

Foto: Sascha Kohlmann (CC BY-SA 2.0 Deed)

Berlin, 28.12.2023: Zum Verkaufsstart von Pyrotechnik erklärt ein Sprecher des BUND Berlin (Bund für Umwelt und Naturschutz Berlin e.V.): "Das massenhafte Zünden von Böllern und Raketen zu Silvester bedroht Mensch und Umwelt und ist eine massive Ressourcenverschleuderung. Der BUND Berlin fordert daher möglichst weitgehende Beschränkungen für das private Abbrennen von Pyrotechnik.

Das Silvesterfeuerwerk ist in der Regel für rund ein Sechstel der jährlichen Feinstaub-Emissionen in Städten verantwortlich, wie Studien ergeben haben. Rund um die Silvesternacht werden die sowieso zu hohen Grenzwerte oft um das Dutzendfache überschritten. Für Wild-, aber auch Haustiere ist die Knallerei rund um den Jahreswechsel ein Horror. Die für sie nicht zuordenbaren Detonationen sorgen für erheblichen Stress.

Dazu werden auch noch erhebliche Mengen an Müll durch die Pyrotechnik produziert. Die Berliner Stadtreinigung muss jährlich zu Neujahr hunderte Kubikmeter Unrat von den Straßen einsammeln. Einen nicht unerheblichen Anteil daran dürften die Rückstände von Böllern und Raketen haben.

Aus Sicht des BUND Berlin könnte ein Kompromiss in der bereits lange währenden Diskussion das Abhalten einiger zentraler, professionell organisierter Feuerwerke in Berlin bei Untersagung privaten Zündens von Pyrotechnik sein. Damit würden die Belastungen auf einige wenige Gebiete konzentriert. Auch würden erheblich geringere Feinstaubmengen emittiert."

In Berlin lag der maximale Ein-Stunden-Wert für Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von 10 Mikrometern laut den Werten des Berliner Umweltmessnetzes an der Messstelle Schildhornstraße in Berlin-Steglitz bei 390 Mikrogramm pro Kubikmeter. Dabei handelte es sich um die Stunde zwischen Mitternacht und 1 Uhr am Neujahrstag. Am Mariendorfer Damm in Berlin-Mariendorf wurden zeitgleich 381 Mikrogramm Feinstaub PM10 pro Kubikmeter Luft gemessen. An der Frankfurter Allee in Berlin-Friedrichshain lag der Wert bei 302, an den beiden Neuköllner Messstellen an der Silbersteinstraße und Karl-Marx-Straße waren es 271 beziehungsweise 227 Mikrogramm.

Bemerkenswert an den Neuköllner Messstellen ist, dass die Werte am Silvesterabend bereits mit Einbruch der Dunkelheit hochgeschnellt sind und nochmal am Abend des Neujahrstages wieder hochschnellten. Ähnliches war an der Frankfurter Allee zu beobachten.

Die bundesweiten Feinstaubwerte für den Silvestertag 2022 und den Neujahrstag 2023 finden Sie als Excel-Tabelle verlinkt auf dieser Seite des Umweltbundesamtes.

Das recht windige Wetter in der vorjährigen Silvesternacht sorgte für vergleichsweise geringe Feinstaubwerte, da die Partikel schnell verweht worden sind. An den Neujahrstagen 2011 bis 2019 lagen die Maximalwerte bei durchschnittlich 555 Mikrogramm pro Kubikmeter, am 1. Januar 2020 sogar bei 757 Mikrogramm. Die zwei folgenden Corona-Silvesterjahre waren von wesentlich weniger Böllerei und somit auch deutlich geringeren Feinstaubwerten gekennzeichnet.

Ein Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft darf laut aktuellen Grenzwerten höchstens 35 Mal im Jahr überschritten werden.

Im September 2021 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation WHO neue Empfehlungen mit deutlich geringeren Grenzwerten, da inzwischen eindeutige Evidenz vorliege, dass sich die negativen gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung bei noch niedrigeren Konzentrationen als bisher angenommen zeigen. Für Feinstaub der Partikelgröße bis 10 Mikrometer wird nun ein Jahres-Mittelwert von 15 statt bisher 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft empfohlen. Der EU-Jahres-Grenzwert für PM10 liegt derzeit bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel. Das europäische Parlament hatte bereits im März 2021 den Beschluss gefasst, die Grenzwerte anzupassen, sobald die neuen Empfehlungen der WHO vorliegen.



Kontakt:

Nicolas Šustr, Pressesprecher BUND Berlin, Tel. 030-78 79 00-14, sustr(at)bund-berlin.de

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