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BUND-Bilanz: Umweltzone reicht bei Stickstoffdioxid-Belastung nicht aus

29. Dezember 2016 | Mobilität, Umweltgifte

Grenzwerte 2016 an vielen Straßen überschritten – weitere Maßnahmen zur Luftreinhaltung sind notwendig!

Info 29 / Berlin, 29. Dezember 2016: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Berlin) zieht eine erste Jahresbilanz zur Luftqualität in Berlin. Die Umweltzone hat dazu beigetragen, die Feinstaub-Belastung zu verringern. So wurde der Grenzwert für Feinstaub (PM10) von 50µg/m3 im Jahr 2016 (Stand 28. Dezember) an keiner Messstellen an Hauptverkehrsstraßen mehr als 35 Mal überschritten: Am Mariendorfer Damm an 8 Tage, an der Schildhornstraße an 13 Tage, an der Frankfurter Allee und Silbersteinstraße an 14 Tage sowie an der Karl-Marx-Straße an 18 Tage.

Allerdings wurde in Berlin in diesem Jahr der Grenzwert von 40 µg/m3; für Stickstoffdioxid (NO2) an fast allen stark befahrenen Hauptverkehrsstraßen deutlich überschritten – auch innerhalb der Umweltzone.

So gab es im Jahr 2016 Überschreitungen der Jahresmittelwerte an folgenden Messstellen, die aufgrund der EU-Richtlinien neu eingerichtet wurden (ermittelt zwischen Jan – August):

Hardenbergplatz (Charlottenburg)               52,1 µg/m3
Silbersteinstraße 1 (Neukölln)                     51,9 µg/m3
Karl-Marx-Straße 77 (Neukölln)                 50,8 µg/m3
Mariendorfer Damm 148 (Tempelhof)          47,5 µg/m3
Schildhornstraße 76 (Steglitz)                     46,5 µg/m3
Frankfurter Allee 86 b(Friedrichshain)         41    µg/m3

Dies sind aber noch gar nicht die höchsten NO2-Werte in Berlin, weil die Daten des BLUME-Messnetzes nur einmal im Jahr ausgewertet werden und noch nicht vorliegen. Das BLUME-Messnetz misst an mehr Hauptverkehrsstraßen und es ist davon auszugehen, dass dort dann auch noch höhere Werte ermittelt werden. z. B. an der Badstraße oder Herrmannstraße.

Um die Grenzwerte für NO2 einzuhalten, müssen zusätzliche Maßnahmen umgesetzt werden. So konnte der Einsatz der neuesten Busse der BVG, die die EURO 6-Norm tatsächlich einhalten, dazu beigetragen, dass die NO2-Konzentration am Hardenbergplatz deutlich zurückgegangen ist. Im Jahr 2014 lag diese noch 10 µg/m3 höher.
Auch an der Schildhornstraße in Steglitz waren die Belastungen etwas niedriger, denn dort gilt Tempo 30, welches dauerhaft per automatischer Radarkontrolle überwacht wird.


Zwar gibt es auch in der Silbersteinstraße bereits ein Durchfahrverbot für LKW und Tempo 30, trotzdem wurden die Grenzwerte dort überschritten. Das zeigt zum einen, dass die Berliner Polizei offensichtlich nicht gründlich kontrolliert, zum zweiten, dass die parallele A100 bei weitem nicht die Verkehrsentlastung für die Stadtstraßen erbringt, wie oft behauptet wird.


Martin Schlegel, Referent für Verkehrspolitik beim BUND Berlin:
„Der BUND fordert, auf allen Hauptverkehrsstraßen Tempo 30 einzuführen, an denen 2015 die Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2)) überschritten wurden. So wie es im Berliner Luftreinhalteplan von 2013 auch vorgesehen ist. Bislang gibt es diesbezüglich weder einen Termin für die Revisionsverhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht zur Berliner Allee in Weißensee noch ein abschließende Antwort auf die 20 weiteren Tempo 30-Anträge, die der BUND im Mai dieses Jahres an die Verkehrslenkung Berlin gesandt hat.
Der Senat muss Durchfahrverbote verhängen, zügig neuere Busse einsetzen und die Straßenbahn weiter ausbauen. Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, um die Grenzwerte einzuhalten, muss die blaue Plakette für die Umweltzone eingeführt werden und bei den Fahrzeugen, die Euro-Normen tatsächlich eingehalten und das auch kontrolliert werden.“


Quellen:

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt: Luftverunreinigungen in Berlin, Monatsberichte jan. – Aug 2016: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/luftqualitaet/de/messnetz/monat.shtml

Luftreinhalteplan Berlin 2011-2017. Die wichtigsten Ergebnisse. Situationsanalyse. NO2-Messergebnisse Basisjahr 2009.
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/luftqualitaet/de/luftreinhalteplan/situation.shtml

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt: BLUME-Messnetz: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/luftqualitaet/de/messnetz/tageswerte/index.shtml

Weiterführende links:
www.bund-berlin.de/bund_berlinde/home/mobilitaet_und_verkehr/gute_luft/bessere_luft.html
www.bund-berlin.de/bund_berlinde/home/mobilitaet_und_verkehr/gute_luft/abgase.html
www.bund.net/themen_und_projekte/mobilitaet/autoverkehr/abgaswerte/



Für Rückfragen:
BUND-Pressestelle, Carmen Schultze    fon: (030) 78 79 00-12
Martin Schlegel, Referent für Verkehrspolitik  fon: (030) 78 79 00-17 o.
                                                                    mobil: 0160 76 24 387 

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