Foto: BUND Berlin/Nicolas Šustr
Berlin, 08.02.2025: Eine öffentliche Grundwasser-Messaktion des BUND Berlin im Berliner Regierungsviertel zeigt den schlechten Zustand, in dem sich das Lebenselixier befindet. Fast alle getesteten Parameter waren weit jenseits des grünen Bereichs.
- Die elektrische Leifähigkeit lag mit 1100 Mikrosiemens über den natürlich vorkommenden Werten von 500 bis maximal 1000 Mikrosiemens im Berliner Bereich. Das ist ein Indikator für einen zu hohen Salzgehalt.
- Nachgewiesen worden ist auch ein viel zu hoher Kupfergehalt von ein bis zwei Milligramm pro Liter. Der natürliche Wert liegt in Berlin bei 0,01 Milligramm pro Liter. Kupfer ist ein Metall, das bereits in sehr geringen Konzentrationen für viele Mikroorganismen schädlich ist.
- Ebenfalls deutlich überhöht war der Ammoniumgehalt von rund 3 Milligramm pro Liter. Für Trinkwasser liegt der Grenzwert bei 0,5 Milligramm pro Liter. Hohe Ammoniumgehalte im Grundwasser weisen auf Verschmutzungen durch Abwasser und Abfälle oder den übermäßigen Gebrauch von Wirtschaftsdüngern hin.
- Deutlich über den natürlichen Werten war auch die gemessene Temperatur des Grundwassers von 13,9 Grad. Unter natürlichen Bedingungen liegt die Grundwassertemperatur in Berlin bei acht bis neun Grad.
- Wenig Anlass zur Sorge gaben nur der Sauerstoffgehalt von 4,2 Milligramm pro Liter sowie der pH-Wert von 6,3. Damit ist das Grundwasser nur etwas saurer als die für Berlin üblichen Werte von 6,5 bis 8,5 pH.
Christian Schweer, Wasserexperte des BUND Berlin, erklärt: „Auch das Grundwasser ist ein Lebensraum von Tieren. Da gibt es zwar keine Elefanten und keine Giraffen, aber Kleinkrebse, Würmer oder Spinnentiere. Hochspezialisierte Arten, die nicht so einfach flüchten können, wenn sich die Bedingungen im Grundwasser ändern. Über 16 Grad Celsius kann kaum noch ein Grundwassertier überleben. 50 Prozent der Grundwasserhüpferlinge sterben nach 5 Tagen bei einer Temperatur von über 20 Grad Celsius. Grundwaserasseln, die bis zu 15 Jahre alt werden können, bereits bei 16 Grad Celsius.
Alle Grundwasserbewohner haben einen Nutzen für das ökologische Gleichgewicht: Sie fressen organisches Material, Bakterien, Pilze, mitunter andere ihrer Art, andere anderer Arten und sorgen dafür, dass die engen Lückenräume nicht verstopfen. Damit tragen sie zu einem sauberen Grundwasser bei – und helfen damit auch uns, die wir das Grundwasser hier in Berlin ohne viel Aufbereitung als Trinkwasser nutzen können.“
Bilder der Aktion, die kostenfrei für die aktuelle Medienberichterstattung genutzt werden können, finden Sie unter diesem WeTransfer-Link.
Die Aktion wurde von Christian Schweer, Wasserexperte des BUND Berlin, sowie Ehrenamtlichen des Arbeitskreises Wasser des BUND durchgeführt. Beprobt worden ist am Samstagnachmittag das Wasser einer Schwengelpumpe direkt vor dem ARD-Hauptstadtstudio am Reichstagufer in Berlin-Mitte. Das Wasser wird dort aus 22 Meter Tiefe und damit aus dem zweiten Grundwasserleiter gefördert. In Berlin gibt es fünf Grundwasserstockwerke. Die obersten vier Leiter führen Süßwasser. Darunter liegt noch eine Salzwasseretage – ein Überbleibsel des Meeres, das einst die Fläche bedeckte.
Gabi Jung, Geschäftsführerin des BUND Berlin, erklärt: „90 Prozent unserer Berliner Gewässer sind im schlechten Zustand. Das dürfte gar nicht mehr so sein, weil wir seit rund 25 Jahren die Wasserrahmenrichtlinie auf EU-Ebene haben, die die Bundesregierung umsetzen muss. Wasser ist die Lebensgrundlage.
Der bessere Schutz des Wassers hängt von vielen Politikbereichen ab. Wir brauchen dafür eine andere Baupolitik, eine andere Verkehrspolitik. Denn einfach nur „Bauen, Bauen, Bauen“ sorgt beispielsweise für mehr Versiegelung und immer weniger Versickerung. Gleichzeitig wird das Grundwasser dadurch immer weiter aufgeheizt. Eine Verkehrspolitik, die auf das Auto setzt, hat zur Folge, dass die Gewässer immer weiter verseucht werden durch Mikroplastik, Schwermetalle und Chemikalien aus Reifenabrieb.“
Mehr zur Verantwortung der Bundespolitik für den Zustand der Berliner Gewässer finden Sie hier.
Kontakt:
Christian Schweer, Projektleitung Grundwasserschutz BUND Berlin, schweer(at)bund-berlin.de