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Die Eichwerder Moorwiesen

01. Oktober 2015 | Immer.Grün, Tourismus, Stadtnatur, Naturerleben

Am nördlichen Stadtrand von Berlin mäandert das Tegeler Fließ durch eine bemerkenswerte Moorlandschaft.

Naturschutzgebiet Tegeler Fließ

Na bitte, da ist er. Keine zehn Minuten flaniert man nun am Ufer des Tegeler Fließes entlang – und schon zeigt sich der erste Graureiher. Er steht in seiner typischen lauernden Haltung auf einem Bein anderthalb Meter vom Ufer entfernt, von uns nur durch das Gewässer getrennt. Offensichtlich weiß er, dass ihm von uns keine Gefahr droht. Hat er uns überhaupt bemerkt? Erst der Blick durch das Teleobjekt bringt Gewissheit: Das Viech ist ein Fake, vermutlich zur Passantenbelustigung aufgestellt. Aber kein Grund zum Ärger, denn es ist nahezu unmöglich, hier spazieren zu gehen, ohne den einen oder anderen Vogel zu sehen. Der Berliner Teil der Tegeler Fließes, rund 15 Kilometer, ist als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) und Europäisches Vogelschutzgebiet (Spe-cial Protection Area, SPA) gemeldet. Neben dem Graureiher halten sich unter anderem Eisvogel, Grünspecht, Stieglitz und Zaunkönig hier auf. Viele der hier heimischen Vögel haben sich über den Winter allerdings in den Süden abgesetzt, etwa Nachtigall, Bachstelze, Teichrohrsänger, Kuckuck, Rohrammer, Gelbspötter und Pirol.

Der Barnimer Dörferweg, der über 32 Kilometer vom Tegeler Hafen bis nach Ahrensfelde führt, verläuft bis zum Köppchensee, dem Endpunkt unserer Tour, parallel zum Tegeler Fließ. Wir starten allerdings nicht in Tegel, sondern in Hermsdorf. Vom gleichnamigen S-Bahnhof folgen wir der Heinsestraße, um direkt hinter der platzartigen Brandtstraße links auf einen Holzpfad einzubiegen, der die S-Bahn unter- und das Tegeler Fließ ein erstes Mal überquert. Nun gilt es nur noch, unbeschadet über den Oraniendamm zu kommen, ihm wenige Meter nach links zu folgen, bis es kurz nach einer Brücke nach rechts in einen Wanderweg geht. Das von Erlenbrüchen gesäumte Ufer macht einen für Berliner Verhältnisse recht naturnahen Eindruck, nur der rege Radverkehr deutet darauf hin, dass wir uns in einer besiedelten Gegend befinden. Nach einem Wechsel der Uferseite passieren wir die Graureiherattrappe und erreichen den Hermsdorfer See. Der See war schon einmal wesentlich größer. Nach der letzten Eiszeit vor 15.000 Jahren war das Fließtal mit Schmelzwasser gefüllt und verlandete und vermoorte über die Jahrtausende. Um 1450 entstanden am Tegeler Fließ die ersten Mühlen, die das Tal jahrhundertelang prägen sollten. Durch ihr angestautes Wasser entstand der Hermsdorfer See.

Etwa einen Kilometer östlich des Hermsdorfer Sees bildet das Tegeler Fließ die Landesgrenze. Das macht sich in der Landschaft bemerkbar. Während auf der (West-) Berliner Seite bald die Wiesen beginnen, die die Pferde aus dem Reiterdörfchen Lübars ernähren, dominieren auf der Brandenburger Seite Erlen, Weiden und Schilf, weil nach dem Mauerbau 1961 die dortigen Bauern aufhörten, die Moorwiesen zu mähen. Wo die Grenzanlagen standen, erkennt man heute kaum mehr: rund 50 Meter östlich des Eichwerder Stegs. Diese Holzbrücke verläuft das Fließ querend einen Meter über dem Boden durch die leicht bewaldete Moorlandschaft und bietet spektakuläre Aussichten. Der Name Eichwerder stammt vermutlich von einem Damm, der statt der Holzbrücke Lübars und Hermsdorf verband und der mit Eichen bepflanzt war. Biegt man hinter dem Steg rechts ab, beginnt – nun auf Brandenburger Boden – erneut ein erhöht angelegter Weg: der erst vergangenen Mai angelegte Moorerlebnispfad Eichwerder Moorwiesen. Nach rund drei Kilometern knickt der Pfad nach Süden ab und überquert wieder das Tegeler Fließ und damit den früheren Mauerstreifen. Linkerhand liegt der Köppchensee, das Herz des Naturschutzgebiets „Niedermoorwiesen am Tegeler Fließtal“. An der nächsten Kreuzung haben wir die Qual der Wahl: links den Barnimer Dörferweg durch die Niedermoorwiesen nach Blankenfelde nehmen, geradeaus auf dem Lübarser Weg dem ehemaligen Grenzstreifen folgen (zwölf Kilometer bis zum Mauerpark) – oder rechts abbiegen, um den Ausflug mit einer Einkehr im Alten Dorfkrug Lübars zu beenden. Lübarser Weg und Barnimer Dörferweg sind zwei der 20 grünen Hauptwege durch Berlin. Mehr dazu hier.

 

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