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Erpe: Büffel, Reiher und Biber

04. Februar 2020 | Naturschutz, Wasser, Tourismus, Stadtnatur, Naturerleben, Flächenschutz, Artenvielfalt, Immer.Grün

Kurz bevor die Erpe in Köpenick in die Müggelspree mündet, fließt sie durch eine selten gewordene offene Feuchtwiesenlandschaft. Ein Spaziergang von Hirschgarten nach Hoppegarten.

Kreuzberger*innen kennen das Phänomen: Kaum herrschen an einem Spätwintersonntag Sonnenschein und etwas höhere Temperaturen, strömen Menschenmassen an den Landwehrkanal. Dort stehen sie sich auf den Füßen, während sie Enten beobachten und das erste Eis des Jahres schlecken. Wenn Sie einmal ein anderes Gewässer und andere Tiere sehen wollen und auf das Eis verzichten können, dann beginnen Sie Ihre Spaziersaison an der Erpe, die auch als Neuenhagener Mühlenfließ bekannt ist. Das Fließtal steht größtenteils unter Schutz, auf Berliner Seite als Landschaftsschutzgebiet, in Brandenburg als Naturschutzgebiet und als FFH-Gebiete.

Startpunkt der Tour ist der S-Bahnhof Hirschgarten (S3 Richtung Erkner). Dort folgen wir der Straße Am Wiesenrain, um hinter der Hausnummer 22 rechts in den Grillenweg einzubiegen. Unmittelbar hinter der Fußgängerbrücke zweigt links ein Fußweg entlang des Ufers ab. Ab jetzt geht es immer am dem östlichen Ufer flussaufwärts. Nach knapp einem Kilometer haben wir die S-Bahn unterquert und vorerst den besiedelten Bereich hinter uns gelassen, es beginnt die Weidelandschaft Erpetal.

Von Kopfweiden gesäumt zieht sich die Erpe durch eine weitgehend offene Landschaft, aus der immer wieder kleine Gehölzgruppen hervorstechen. Damit das auch so bleibt, weiden jenseits eines Elektrozauns Wasserbüffel und aus Highland und Galloway gekreuzte Robustrinder. Vor allem die Wasserbüffel eignen sich hervorragend zur Offenhaltung von Feuchtwiesen. Sie fressen nicht nur gut Verdauliches wie Gräser, sondern auch weniger gut Verdauliches wie Schilf und Seggen. Trotz ihrem massiven Körper sinken sie auf morastigem Untergrund kaum ein, weil ihre relativ breiten Klauen das Gewicht gut verteilen. Und dort, wo ihre Hufe bestehende Vegetation vernichten, haben schwächere Arten eine Chance heranzuwachsen, etwa die Sumpf-Dotterblume.

Allerdings lohnt es sich, nicht nur die Büffel im Blick zu behalten, denn am Ufer sind gelegentlich Biberspuren zu sehen. Mit etwas Glück sieht man den dämmerungsaktiven Nager, der seit ein paar Jahren wieder an der Erpe lebt. Beim Fischotter ist das nicht so sicher, zumindest streift das scheue Tier gelegentlich durch das Gebiet. Überhaupt nicht scheu präsentieren sich dagegen die Graureiher, die von Spaziergänger*innen unbeeindruckt auf den Wiesen oder im Flussbett stehen. Man sieht es der Erpe nicht unbedingt an, aber sie ist mit 20 nachgewiesenen heimischen Fischarten im Berliner Teil, davon sechs gefährdete, relativ artenreich.

Dem schon seit Jahrhunderten stark genutzten Fluss – zwischen Köpenick und Altlandsberg waren einst sechs Mühlen in Betrieb – haben menschliche Eingriffe schwer zu schaffen gemacht. Die Moorwiesen wurden entwässert und der Fluss immer wieder begradigt. 1976 ging das Klärwerk Münchehofe in Betrieb und seither dient die Erpe als Vorfluter, in dem das geklärte Wasser abläuft. An manchen Tagen sieht und riecht man das. Erst Ende 2022 soll eine vierte Klärstufe installiert werden. Immerhin wurden einige Wehre schon zugunsten der Fischdurchgängigkeit beseitigt.

Nach weniger als einem Kilometer unterbricht eine Reihe von Kleingartenanlagen die Szenerie, wovon wir uns auf dem Weg flussaufwärts nicht irritieren lassen. Hinter der Mühle Ravenstein beginnt, nun schon auf Brandenburger Gebiet, der zweite und größere Teil der Feuchtwiesenlandschaft. Sie endet an der Heidemühle, wo es eine Brücke gestattet, auf dem westlichen Ufer zurück zu spazieren. Die Alternative zum Rundweg ist, der Erpe weiter flussaufwärts zu folgen: auf dem Fernwanderweg E11 vorwiegend durch Wald, am Schloss Dahlwitz und der Pferderennbahn vorbei zum S-Bahnhof Hoppegarten (Gesamtlänge etwa 11 Kilometer).

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2020/1.

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