Neue EU-Richtlinie für Alttextilien: Tipps für getragene Kleidung und Textilmüll

15. Januar 2025 | Abfall, Grüne Mode, Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Zero Waste

Wohin mit getragenen Kleidern?

Schon von der neuen EU-Richtlinie für Alttextilien gehört? Seit dem 01. Januar 2025 gilt sie als Getrenntsammlungspflicht für Entsorger. Das Ziel: Statt jährlich EU-weit Millionen Tonnen von Kleidung und Stoffen zu verbrennen, sollen alle Textilien wiederverwendet oder recycelt werden.

Das Wichtigste zur EU-Richtlinie in Kürze:

  1. Textilien dürfen nicht mehr im Restmüll entsorgt werden.
  2. Problem: Die Regelung unterscheidet nicht zwischen tragbarer Kleidung und Textilmüll.
  3. Bitte nur gut erhaltene Kleidung spenden – Textilmüll gehört nicht in Altkleidersammlungen.
  4. Bisher existiert keine allgemeine Lösung für das Recycling von kaputter Kleidung.
  5. Eine zusätzliche Mülltonne für Alttextilien vor den privaten Haustüren soll es nirgends geben.

Für uns zählt weiterhin am meisten, dass der beste Müll der ist, der gar nicht erst entsteht. Das gilt natürlich auch für Kleidung und Stoffe. Mit unseren Tipps bleiben eure kaputten Socken, alte Bettwäsche oder zu kleinen Jeans im Kreislauf, bringen Spaß und dienen einem guten Zweck.

Tipps zum Umgang mit tragbaren Altkleidern

Wachsen eure Kinder gerade aus ihrer Kleidung raus oder steht euch der Sinn nach etwas Neuem im Kleiderschrank? Dann schenkt, tauscht oder spendet! 

Auf unserer ReMap findet ihr per Filter auf „Kleidung“ sowie „schenken“ und

„tauschen“ viele passende Adressen in Berlin. Kennt ihr zum Beispiel die NochMall in Reinickendorf? Im August 2020 öffnete mit der NochMall Berlins erstes Gebrauchtwarenkaufhaus. Dort gibt es seither auf 2.000 Quadratmetern vielfältige Second-Hand-Ware zu kaufen. Die Annahmestelle der NochMall nimmt eure getragenen und gut erhaltenen Kleidungsstücke immer gerne entgegen und verkauft sie für kleines Geld. Tragt ihr selbst Second-Hand-Mode, bewahrt ihr Erinnerungen und schenkt Textilien ein langes Leben. Mehr zum Thema verrät unsere BUNDzeit 23-4.

Es existieren zudem einige Anlaufstellen, die eure Kleidungsstücke kostenlos an Menschen vermitteln, die von Kleiderspenden abhängen. Zum Beispiel:

 

Altkleidercontainer richtig nutzen

Altkleidercontainer gibt es überall in der Stadt, bestimmt auch in eurer Nähe. Bitte passt auf, dass eure Kleiderspende im Altkleidercontainer landet und nicht daneben. Verschmutzte Kleidung lässt sich nicht mehr verwerten. Achtet bitte außerdem darauf, dass der Altkleidercontainer nachweislich zu einer sozialen, zertifizierten Organisation gehört, damit wirklich alle Kleiderspenden Bedürftigen zugutekommen. Wie ihr faire Altkleidercontainer erkennt, erfahrt ihr zum Beispiel bei Utopia.

Tipps für den Umgang mit Textilmüll

Kaputte Strümpfe, löchrige Oberteile oder zerrissene Jeans gelten als Textilmüll und kommen nicht als Kleiderspende infrage. Trotzdem lassen sie sich sinnvoll weitergeben oder als kreative Bastelei verwenden. Stoffreste kommen auch bei Kindertagesstätten gut an oder ihr spendet sie einem Berliner Nähcafé. Schaut doch mal bei unserem Nähcafé in Steglitz vorbei.

Aus kaputter Kleidung lässt sich zum Beispiel ein Putzlappen herstellen, der noch lange hält. Zudem bietet sich oft Upcycling an. So entstehen aus nicht mehr tragbaren T-Shirts Geschenkverpackungen, Teebeutel, Hundespielzeuge, Einkaufsbeutel, Buchhüllen und vieles mehr. Viele weitere Ideen fasst Smarticular zusammen. Das gilt auch für kaputte Jeans, die sich schnell in Pflanzenhalter, Lunch-Bag oder Tagesdecken verwandeln. Mehr Inspiration findet ihr hier.

Leider gibt es keine Extratonne für kaputte Kleidung, die nicht mehr verwertet werden kann. Auch wenn die EU-Richtlinie für Alttextilien nicht zwischen Textilmüll und gut erhaltener Altkleidung unterscheidet: Nicht mehr nutzbare Textilien gehören weiterhin in den Restmüll. Näheres erfahrt ihr bei der Berliner Stadtreinigung (BSR).

Textilverschwendung den Hahn zudrehen

Die EU-Richtlinie für Alttextilien ist ein großer Schritt für mehr Nachhaltigkeit in der Textil- und Bekleidungsindustrie. Es gerät schon in Vergessenheit, aber vor wenigen Jahrzehnten war Kleidung noch ein wertvolles Gut. Ein Kleidungsstück lange zu tragen: Das war die Norm. Heute dominiert Fast-Fashion als eine Art Einwegmode den Markt. Ständig füllen neue Kollektionen zu günstigen Preisen Läden und Online-Shops. Wir wissen allerdings: Jemand zahlt den eigentlichen Preis. Die Produktion von Fast-Fashion erfolgt fast immer in Niedriglohnländern. Und dort beutet Fast-Fashion Tiere, Menschen und natürliche Ressourcen aus.

Das verdeutlicht zum Beispiel der enorme Wasserverbrauch. Wird ein Baumwoll-T-Shirt hergestellt, getragen, gewaschen und entsorgt, entsteht insgesamt ein Wasserverbrauch von durchschnittlich 4.100 Litern. Stammt die Baumwolle zudem aus sehr trockenen wasserarmen Regionen, verschärft das den dortigen Wassermangel. Das schadet der Gesundheit von Menschen und Natur. Mehr Hintergrundinformationen lest ihr beispielsweise bei der Caritas.

Die Bedeutung von Alttextilien im Kreislauf lässt sich kaum hoch genug einschätzen. Wollt ihr mehr darüber erfahren, was hinter eurer Kleidung steckt? Dann empfehlen wir euch den Ratgeber vom Umweltinstitut München. Lasst euch inspirieren und teilt euer Wissen mit Personen aus eurem Umfeld. Die EU-Richtlinie schafft erstmalig einen Rahmen für gutes Textil-Recycling und das ist gut. Mit entsprechendem Willen und Bewusstsein tragen wir gemeinsam aber zu noch etwas viel Wichtigerem beitragen: den „Wasserhahn“ der Textilverschwendung endlich zuzudrehen.

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