In Berlin kommen 317 Wildbienenarten vor, von denen rund 44 % auf den Roten Listen der bedrohten Arten stehen. Wildbienen werden in Solitärbienen und Hummeln unterteilt. Solitär, da sie nicht wie die Honigbiene im Verband sondern als Einsiedler leben und alleinig die Weibchen Nestbau und Brutpflege betreiben. Hummeln leben wiederum meist im Sozialverband. Die Wildform der Honigbiene existiert bei uns nicht mehr.
Wildbienen benötigen ein spezifisches Nahrungsangebot
Im Gegensatz zur Honigbiene sind einige Wildbienenarten auf ein bestimmtes Mikroklima oder sogar nur eine Futterpflanzenart angewiesen. Daher ist eine hohe Vielfalt heimischer Pflanzen mit ihrem spezifischen Nektar- und Pollenangebot für ihr Überleben entscheidend. Neben dem Schutz der Lebensraumvielfalt von Wiesen, Säumen, Brachen und Böschungen können wir die Vielfalt von heimischen Pflanzen im Garten, auf dem Balkon und in den Grün- und Freiflächen steigern. Auch kleine Flächen lassen sich artenreicher gestalten. Mit einem Blühangebot an heimischen Pflanzen und einer Tränke wird man fix zum Naturbeobachter. Dafür kann bereits ein Topfuntersetzer mit Wasser gefüllt als Tränke sowohl von Vögeln als auch mit einem Steinchen besetzt als Ansitz für Insekten genutzt werden.
Nistplatz ist nicht gleich Nistplatz
Rund 75 % unserer Wildbienenarten nisten im Boden! Daher ist der Erhalt ihrer Lebensräume, wie artenreiche Mager- und Trockenrasengesellschaften mit offenen sandigen Böden oder Hängen elementar. Soziale Bienen wie die Hummeln, die viele Arbeiterinnen und eine zweite Generation im selben Jahr produzieren, suchen sich artenabhängig in Höhlungen wie Baumhöhlen oder Mauselöchern einen Ort für ihr Nest.
Für die anderen 25 % der Wildbienenarten sind hingegen die oberirdischen Strukturen wie trockene Stängel von Wildpflanzen, Gräsern und Gehölzen bedeutend, um sich zu verstecken, Winterruhe zu betreiben und Eier für die Fortpflanzung abzulegen. Solitärbienen legen ihre Eier in Niströhren ab, die aus einzelnen Brutzellen mit Pollenvorrat bestehen. Aus ihnen entwickelt sich in vier bis fünf Stadien der Nachwuchs. Bei den meisten Arten gibt es eine Ruhelarven- bzw. Vorpuppenphase, welche wenige Sommerwochen bis zu elf Monate dauern kann und dann der Diapause, der Überwinterung dient. An den Nestverschlüssen lässt sich erkennen, wer in der Röhre brütet: Das Baumaterial für die Verschlüsse und Wände zwischen den Brutzellen ist artenspezifisch vielseitig: von körpereigenen Sekreten bis hin zu verschiedenen Materialien wie Harz, Blättern, Holzspäne, Mörtel, Lehm, Ton.
Wir zeigen Ihnen, wie Sie Nisthilfen aus Gehölzen für den Balkon und Garten basteln: Anleitung
Tipps zum naturnahen Gärtnern finden Sie in den Leitlinien der AG Kleingärten in der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz e.V. (BLN) sowie in deren Linksammlung. Gebietseigene Gehölze und krautige Pflanzen nach Biotoptypen aufgelistet finden Sie in der Publikation Pflanzen für Berlin.
(c) Andrea Gerbode