A 100: Mit offiziell 473 Mio. Euro für 3,2 km ist der 16. Bauabschnitt zwischen Neukölln und Treptower Park der teuerste Bau der deutschen Autobahngeschichte. Inzwischen schätzt der Bauträger die Kosten sogar auf bis zu 700 Mio. Euro. Momentan stockt der Bau, doch nach Fertigstellung droht am Treptower Park Dauerstau, weil die örtlichen Straßen den Verkehr von der A 100 nicht aufnehmen können. CDU, AfD, FDP und Teilen der SPD dient das als Grund, den Bau des 4,1 km langen 17. Abschnitts bis zur Storkower Straße in Lichtenberg zu fordern, den auch das CSU-kontrollierte Bundesverkehrsministerium wünscht. Im Koalitionsvertrag von 2016 hat die SPD Grünen und Linken das A100-Ende am Treptower Park zugestanden – im Tausch gegen den Bau der TVO (siehe unten).
A 115 (Avus) Kreuz Zehlendorf–Hüttenweg: Ausbau auf sechs Spuren rund 7 km, Kosten 126 Mio. Euro, „weiterer Bedarf“ im Bundesverkehrswegeplan. Der BUND sagt: unnötig, viel zu teuer und kontraproduktiv bei der Verkehrswende.
A 14 Magdeburg– Schwerin: 2 km von der Elbe bis Wittenberge seit 2020 im Bau; fast 18 km zwischen Wittenberge und Karstädt in Planfeststellung. Der BUND zweifelt stark an der verkehrlichen Notwendigkeit.
B 158/B 167 nordwestliche Ortsumfahrung Bad Freienwalde: 5,2 km, 22 Mio. Euro, zerstört das Hammerthal und durchschneidet das FFH-Gebiet „ Sonnenburger Wald und Ahrendskehle“ mit 15 nachgewiesenen Fledermausarten.
B 189n Wittstock/Dosse nach Mirow: 37 km, 85 Mio. Euro, durchschneidet besonders wertvolle Schwarzstorchhabitate im Norden des 2011 aufgegebenen „Bombodroms“. Die Prognose spricht von 3.000 Fahrzeugen täglich, wobei ein großer Teil einem Holzverarbeitungsunternehmen in Heiligengrabe westlich von Wittstock zuzurechnen ist, das dank eigenem Gleisanschluss seine Lieferungen auch gut per Bahn erhalten könnte.
B 2 Umfahrung Malchow: Die geplante zwei- bis vierspurige Trasse verläuft durch geschützte Flächen mit Erholungswert und dürfte erheblichen Zusatzverkehr anziehen. Die angegebenen Kosten von 20 Mio. Euro bilden nur einen Teil der tatsächlichen Kosten ab, da sie nicht den Bau einer Brücke oder eines Tunnels am Berliner Außenring berücksichtigen. Ohne die Querung dieser Bahnstrecke bliebe die Umfahrung aber eine Sackgasse.
B 87 nördliche Ortsumfahrung Lübben: Die geplante 11,3 km lange Neubaustrecke für knapp 70 Mio. Euro durchschneidet das Biosphärenreservat Spreewald und versperrt mit ihren kilometerlangen Dämmen den Biotopverbund der Spreeaue, des FFH-Gebiets Wiesenau-Pfaffenberge und der Hartmannsdorfer Teichen, die für ihre wertvollen Schwarzstorch-, Fledermaus- und Amphibienvorkommen bekannt sind. Dabei ist die Umfahrung überhaupt nicht nötig, denn gemäß dem im Koalitionsvertrag vereinbarten Prinzip „Erhalt vor Neubau“ wird die Lübbener Ortsdurchfahrt derzeit ausgebaut und kann somit die seit Jahren stagnierenden Verkehrsmengen bequem aufnehmen.
B 96 Oranienburg–Neubrandenburg: 408 Mio. Euro teurer und 95 km langer größtenteils drei-, teilweise auch vierspuriger Straßenneubau, davon 47 km für acht Ortsumgehungen. Die restlichen 42 km entstehen nicht etwa anstelle der bisherigen Straße, sondern überwiegend parallel. Grund für diese überdimensionierte Planung ist die angestrebte Ausweisung als Kraftfahrstraße mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 80 km/h; langsamerer Verkehr muss daher auf die alte Trasse oder neu zu bauende Wege ausweichen. Die Begründung für den Neubau, eine Verbindung zwischen Berlin und der Ostsee schaffen zu wollen, überzeugt nicht, da es westlich mit der A 24/A 19 und östlich mit der A 11/A 20 zwei Autobahnverbindungen gibt. Besonders problematisch sind die Pläne für Fürstenberg. Hier sieht auch der BUND eine gewisse Notwendigkeit zur Entlastung, allerdings zerschneidet die westliche Umfahrung den Naturpark Stechlin/Ruppiner Land auf brutale Weise. Eine östliche Umfahrung kommt nicht in Betracht, da sie die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Ravensbrück tangiert. Der BUND fordert daher eine Trasse entlang der Bahnlinie.
L 20/L 201 Ortsumfahrung Falkensee: Bis kurz vor die Berliner Landesgrenze soll die knapp 9 km lange nördliche Umgehung von Falkensee für eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h durch Wald und Wiesen gebaut werden. Vier Brücken und bis zu sieben Meter hohe Lärmschutzwände fordern besonders viel Betoneinsatz. Betroffen von der Umgehungsstraße sind die FFH-Gebiete Falkenseer Kuhlake und Spandauer Forst im ehemaligen Mauerstreifen; die Erholungsgebiete am Falkenhagener See werden faktisch zerstört, da die Trasse direkt am beliebten Badestrand entlangführt. Der Nutzen ist extrem umstritten, da über 90 Prozent des Verkehrs auf der jetzigen Route nach Falkensee will oder von dort kommt, Durchgangsverkehr spielt keine nennenswerte Rolle.
TVO: Der rot-rot-grüne Senat plant als „Tangentiale Verbindung Ost“ für 155 Mio. Euro eine 6,4 km lange autobahnähnliche Verlängerung der B 158 von Biesdorf bis zur Spree in Köpenick, wo sie an eine bereits gebaute Umfahrung der Altstadt anschließt. Sollte diese Betontrasse Wirklichkeit werden, fallen ihr rund 15 Hektar Wald mit jahrhundertealten Eichen zum Opfer. Eigentlich ist auf dieser Route eine S-Bahn mit dem Arbeitstitel „Nahverkehrstangente“ parallel zur bestehenden Bahnstrecke vorgesehen.
Verbindung B 2–Alt Karow/Bahnhofsstraße: Entlastung für den denkmalgeschützten Kern des Pankower Ortsteils bringt die knapp 2 km lange und 7 Mio. Euro teure Neubaustraße kaum, dafür höhere Lärmund Abgasbelastung für etliche Anwohner*innen. Rund drei Hektar Grünland werden neu versiegelt.
Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2021-2. Mehr zum Titelthema „Betonpolitik“: