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BUND begrüßt Bepreisung von Müllverbrennungsanlagen und fordert Ausbau echter grüner Fernwärme

03. Januar 2024 | Abfall, Klimaschutz, Zero Waste

Berliner Stadtreinigung darf keine zweite Müllverbrennungsanlage bauen

Foto: Naturally Selenator (CC BY-SA 4.0 Deed)

Berlin, 03.01.2024: Seit dem 1.1.2024 werden Müllverbrennungsanlagen in den nationalen Emissionshandel einbezogen. Etwa eine Milliarde Euro werden dann von dann für den Betrieb der 100 Anlagen fällig. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) bewertet dies als wichtig und längst überfällig, da die Verbrennung von Abfällen eine Transformation zu einer echten Kreislaufwirtschaft verhindert sowie die dringend notwendige Wärmewende erschwert.


Beispiel Berlin:

  • Mit hohen Investitionen stellt die Berliner Stadtreinigung (BSR) auf Jahrzehnte die Weichen für oder gegen Klima- und Ressourcenschutz im Umgang mit Berliner Abfällen. Denn sie plant den Bau einer Müllverbrennungsanlage in Berlin-Britz. Die BSR behauptet, mit der Verbrennung von Altholz und anderem Müll in der „Bioenergieanlage“ „grüne“, „regenerative“ Fernwärme und damit deren „Defossilisierung“ zu unterstützen. Dies ist nachweislich falsch: Die Anlage schadet Klima und Umwelt.
     
  • Im Zuge der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung für das entsprechende Bebauungsplanverfahren haben der BUND Berlin, die BLN, der bfub e.V. und der Zero Waste e.V. gemeinsam Stellung genommen: Die genannten Organisationen befürworten den Bau der „Recyclinghalle“, lehnen aber die Errichtung der „Bioenergieanlage“ strikt ab. Ausführlich unter diesem Link.

Zur Müllverbrennung generell:

Janine Korduan, Referentin Kreislaufwirtschaft beim BUND Bundesverband, erläutert die Folgen des Ausbaus der Müllverbrennung: „In Müllverbrennungsanlagen wird niemals grüne Fernwärme produziert, auch wenn diese fälschlicherweise im Heizungsgesetz so eingestuft wurde. Bei der Abfallverbrennung werden in Deutschland jährlich circa 24 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt, dessen Quellen zu einem großen Anteil fossilen Ursprungs sind. Bei der Müllverbrennung bleiben giftige Rückstände wie Schlacken und Filterstäube zurück, zudem sind mehr als zwei Drittel des Inhalts der durchschnittlichen deutschen Restmülltonne stofflich verwertbare Abfälle, die vermieden oder ins Recycling gehören. Dies sind insbesondere Bioabfälle, aber auch Holz, Altpapier, Verpackungsabfälle oder Elektroaltgeräte.
 
Statt weitere Anlagen zu bauen, fordert der BUND einen Stopp des Baus von Müll- und anderen Verbrennungsanlagen. In Biogasanlagen sollten die Bioabfälle behandelt werden um als Nährstoffe wieder zurück auf die Felder zu gelangen sowie um Biogas zu produzieren.

Sperrmüll und Altholz sollten keinesfalls verbrannt werden, sondern sinnvoll wieder genutzt oder stofflich verwertet werden (z. B. als Holzplatten). Das Verbrennen von Holz in Zeiten von Klima-, Ressourcen- und Artenkrise kann sich die Menschheit nicht mehr leisten. Auch Plastik und Papier sollten recycelt und niemals verbrannt werden. Statt immer mehr Plastik zu produzieren muss Mehrweg das neue Normal werden.
 
Der BUND fordert einen Ausbau von Wertstoffhöfen und Recyclinganlagen, die Wertstoffe recyceln und nicht verbrennen. So würden auch die Müllgebühren sinken statt steigen. Der Bau von Müllverbrennungsanlagen muss gestoppt werden. Deutschland sollte sich ein Beispiel am dänischen Esbjerg nehmen, zwei Wärmepumpen deutscher Ingenieurskunst versorgen 100.000 Einwohnende mit echter grüner Fernwärme. Statt den Klimakiller Müllverbrennung weiter zu fördern ist das die Zukunft und echte Dekarbonisierung der Wärmeversorgung."
 
Gemeinsames Hintergrund-Papier von vier Umweltverbänden
 
Weiterer Hintergrund:

In Deutschland, aber auch in Europa, ist ein Trend zum Aus- und Umbau von Müllverbrennungsanlagen zu beobachten, da grüne Fernwärme benötigt wird. Dies ist besorgniserregend, denn Wertstoffe werden verbrannt und nicht recycelt. Ein Beispiel ist Endenich oder auch die Verbrennungsanlage, die die BSR in Berlin-Neukölln plant. Auch Europaweit steigen die Kapazitäten, dabei ist der Großteil der Abfälle vermeid- oder recycelbar (Hausmüll, der hauptsächlich aus Bioabfall besteht, sowie Holz und Sortierreste). Auch die Pläne, CO2-Abscheidetechniken an Müllverbrennungsanlagen zu etablieren, machen diese Anlagen nicht grün: im Gegenteil – mit CCS werden zusätzliche Treibhausgas-Emissionen verursacht, es verbraucht enorme Energiemengen und ist eine Bürde für kommende Generationen.
 
Der BUND Brandenburg hat erfolgreich gemeinsam mit der Bürgerinitiative vor Ort dazu beigetragen, dass zumindest die Müllverbrennung in Jänschwalde nicht realisiert werden wird. Das ist ein Gewinn für den Klima- und Ressourcenschutz.
 
Kontakt:
Janine Korduan (sie, she), Referentin Kreislaufwirtschaft / Senior Expert Circular Economy Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND)
Tel.: 030 275 86-433, janine.korduan(at)bund.net

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