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Zügig mehr Straßenbahn statt U-Bahn-Größenwahn

19. März 2023 | Klimaschutz, ÖPNV, Stadtentwicklung, Verkehr

U-Bahn-Bau-Vision der BVG könnte vor allem den Ausbau der Straßenbahn verhindern.

Foto: IngolfBLN (CC BY-SA 2.0)

Info 13 / Berlin, 19. März 2023: Die Vision der Berliner Verkehrsbetriebe, das Berliner U-Bahn-Netz auf 318 Kilometer mehr als zu verdoppeln, ist vor allem eines: die komplette Verkennung der verkehrspolitischen Notwendigkeiten in der Stadt. Angesichts der eskalierenden Klimakrise muss mit Nachdruck das Straßenbahnnetz der Hauptstadt ausgebaut werden. So zügig wie möglich muss insbesondere auch in Spandau der überlastete und unattraktive Busverkehr durch schnelle und attraktive Tramstrecken, so weit wie möglich auf eigenem Gleisbett, ersetzt werden. Nur mit der Tram kann Berlin vergleichsweise zügig eine flächendeckende Verbesserung des Nahverkehrs erreichen.

„U-Bahnen sind Hochleistungsverkehrsmittel, die ihre Berechtigung auf entsprechend stark nachgefragten Korridoren haben. Die sind in Berlin allerdings fast vollständig abgedeckt. Vergleiche mit dem Großraum Paris mit ungefähr der doppelten Einwohnerzahl von Berlin und ganz Brandenburg zusammen, um den U-Bahn-Ausbaubedarf zu begründen, sind nicht angebracht. Zumal die Berliner S-Bahn nach internationalen Maßstäben eher einer Metro entspricht. Damit verfügt der Großraum Berlin über fast 500 Kilometer Metronetz – auch heutzutage im internationalen Vergleich ein hoher Wert“, sagt Tilmann Heuser, Geschäftsführer des Umweltverbands BUND Berlin.

„Es droht, dass mit Verweis auf die angedachten neuen U-Bahn-Strecken bereits fest vereinbarte Straßenbahn-Ausbauten gestoppt werden. Und das, obwohl allein schon angesichts der Kosten die Realisierung der U-Bahn-Träume vollkommen unrealistisch ist. Dazu kommt noch der eklatante Fachkräftemangel im Planungs-, Bau- und Genehmigungsbereich“, warnt Tilmann Heuser. Die Klimakrise zwingt auch dazu, den Bau derart Ressourcen- und Treibhausgas-intensiver Infrastrukturen noch genauer abzuwägen als früher.

„Der einzige erkennbare mögliche Nutzen des Konzepts ist, den Gegnern des Straßenbahn-Ausbaus Vorwände zu geben, die Planungen dafür abzubrechen. Daher sollte die U-Bahn-Vision wieder schnellstmöglich in der Schublade verschwinden. Wir erleben schon jetzt, wie die Untersuchungen für die U7-Verlängerung zur Heerstraße die Straßenbahn-Planungen ausbremsen“, so der Landes-Geschäftsführer Tilmann Heuser.

Es ist schwer nachvollziehbar, wie die BVG den Bedarf für U-Bahn-Strecken in dünn besiedelte Gebiete wie Düppel im Südwesten oder Falkenberg im Nordosten begründen möchte. Die planerische Fantasie ist so groß, beispielsweise auch die derzeit am Innsbrucker Platz direkt vor dem Autobahn-Tunnel der A100 endende U4 weit in den Süden bis Lichterfelde verlängern zu wollen. Dafür müsste der Autotunnel verschwinden.

Grob überschlagen dürfte der Bau der 171 Kilometer neuer U-Bahn-Strecken nach aktuellem Preisstand nicht unter 35 Milliarden Euro kosten. Das ist mehr Geld, als Berlin bis 2035 für Ausbau und Modernisierung des kompletten Nahverkehrsnetzes einsetzen will. Von dem Geld ließen sich bis zu 1700 Kilometer neuer Straßenbahnstrecken errichten.

Kontakt:

Tilmann Heuser, Geschäftsführer BUND Berlin, heuser@bund-berlin.de

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