Altglas-Experiment beenden

06. Mai 2020 | Abfall, Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Zero Waste

Umstellung auf Sammlung über Iglus gescheitert / BUND fordert Ende des Abzugs von Hoftonnen

Info 9/ Berlin, 6. Mai 2020: Bereits seit 2013 treiben die für die Sammlung und das Recycling des Berliner Altglases verantwortlichen dualen Systeme den Umbau des Erfassungssystems in der Stadt voran. Um Kosten zu sparen, wurden zu Lasten von Umwelt und Verbrauchern zahlreiche Glastonnen aus Hinterhöfen entfernt. Für die versprochenen zusätzlichen Container im Straßenland ist in Berlin jedoch kein Platz: Bis Ende 2019 konnten von knapp 400 geplanten neuen Standorten gerade einmal 70 eingerichtet werden. Die laut Vereinbarung mit dem Senat bereits bis Ende letzten Jahres umzusetzende Umstellung des Glassammelsystems ist damit krachend gescheitert. Am morgigen Donnerstag wird die Altglassammlung zum wiederholten Male im Umweltausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses diskutiert.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Berlin) fordert Abgeordnete und Senat auf, sich für einen sofortigen Stopp des Abzugs von Hoftonnen für Altglas und eine Rückkehr zum über Jahrzehnte bewährten umwelt- und bürgerfreundlichen Sammelsystem mit Glastonnen auf zahlreichen Grundstücken einzusetzen.

„Der Plan der dualen Systeme durch weniger Hoftonnen und mehr Straßeniglus Kosten zu sparen geht nicht auf“, so BUND-Abfallreferent Tobias Quast, „das gescheiterte Experiment der dualen Systeme zu Lasten von Umwelt, Klima und Verbrauchern muss endlich beendet werden! Der Senat muss den dualen Systemen zumindest eine klare zeitnahe Frist zur endgültigen Beendigung der Maßnahmen zur Systemumstellung setzen.“

In Berlin ist für die zusätzlich geplanten Standorte im Straßenland vielfach einfach kein Platz. Weder Anwohner*innen noch die für die Genehmigung neuer Straßeniglus zuständigen Bezirksämter sind von der Idee der Aufstellung weiterer oftmals überfüllter und vermüllter Container auf ihren Bürgersteigen begeistert. Die Standorte konkurrieren mit dringend benötigten Grünflächen, Radwegen, Fußgängern und mit den ebenfalls sehr viel Platz beanspruchenden Parkplätzen.

Hinzu kommt: Gerade ältere und körperlich eingeschränkte Menschen können die längeren Strecken zum Straßencontainer oft nicht bewältigen. Die Folge: Viel Altglas im Restmüll, weniger Recycling und Klimaschutz! Schon bei einem geschätzten Rückgang der Sammelmengen in Altglastonnen und -containern um 10 Prozent würden jedes Jahr über 2.900 Tonnen CO2 weniger eingespart.

Um eine ökologische und verbrauchergerechte Altglassammlung in der Stadt auch dauerhaft sicherzustellen, fordert der BUND Berlin den Senat außerdem auf, sich im Zuge der aktuell anstehenden und/oder in Kürze absehbarer Novellierungen im Bundesrat für eine Reform des Verpackungsgesetzes einzusetzen: Konkret müssen sowohl die Möglichkeiten der Länder bzw. Kommunen auf die Altglassammlung vor Ort Einfluss zu nehmen erweitert werden, als auch eine bundeslandspezifische Ermittlung und Erfüllung der steigenden Recyclingquotenvorgaben gesetzlich vorgeschrieben werden.

Darüber hinaus unterstützt der BUND Berlin mit seiner Aktion „Meine Altglastonne bleibt!“ den Widerstand der Bürger*innen gegen den Abzug ihrer Altglastonnen. Auf www.meine-altglastonne.de stellt der Umweltverband Briefvorlagen zum Widerspruch gegen den Tonnenabzug bereit, ruft zur Einsendung von Fotos mit übervollen Altglasiglus oder Glasverpackungen im Restmüll sowie zur Unterstützung einer Petition gegen den weiteren Abzug von Berliner Altglastonnen auf. Neu auf der Seite zu finden sind zudem Formulierungsvorschläge für Bürger*innen in Lichtenberg, Treptow-Köpenick und Marzahn-Hellersdorf, die ihre bereits 2013/4 verlorenen Glastonnen nun laut Vereinbarung der dualen Systeme mit dem Senat auf Anfrage zurückerhalten können.

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Für Rückfragen:

Tobias Quast, BUND-Referent für Abfall- und Ressourcenpolitik

fon: (030) 78 79 00-55                                                  

Carmen Schultze, BUND-Pressereferentin

fon: (030) 78 79 00-12

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