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Die vermeidbare Wasserkrise

02. Mai 2023 | BUNDzeit-Artikel, Grundwasser, Wasser

Berlin muss mit Grundwasser und Gewässern pfleglicher umgehen als bislang. Und das ab sofort.

Viele haben es geahnt, mittlerweile ist es amtlich: 2022 hat 2018 als bislang niederschlagsärmstes Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung abgelöst. Die Messstelle Dahlem verzeichnete 355,5 Liter Regen pro Quadratmeter, 2018 waren es 359,3 Liter. Betrachtet man die fünf Jahre zwischen 2018 und 2022, so ergibt sich gemessen am langjährigen Mittel ein Niederschlagsdefizit von einem Jahr und zwei Monaten. Weil ein paar relativ feuchte Monate Anfang 2023 allein dieses Defizit nicht ausgleichen können, fordern die im Wassernetz Berlin zusammenarbeitenden Naturschutzverbände vom kommenden Senat ein Sofortprogramm gegen die drohende Wasserkrise.

In einem ersten Schritt muss die Verwaltung klären, welche finanziellen und personellen Bedingungen nötig sind, damit sie die Wasserrahmenrichtlinie umsetzen kann. Diese EURichtlinie strebt einen guten Zustand sämtlicher Wasserkörper an und hätte schon 2015 umgesetzt worden sein müssen. Nur um vier Prozent der Gewässer hat sich der Senat bisher im Sinne der Richtline gekümmert. Ebenso dringlich ist es, in den Einzugsgebieten der Wasserwerke gewisse Mindeststände festzulegen, damit Wälder und Moore nicht austrocknen. Drohen diese Mindeststände unterschritten zu werden, müssen die Wasserbetriebe die Förderung drosseln.

Weniger Trinkwasserförderung bedeutet natürlich nicht, dass die Berliner*innen weniger sauberes Wasser zum Trinken, Kochen oder Waschen haben. Aber um private Swimmingpools zu füllen, ist das Trinkwasser zu kostbar. Höhere Preise für Trinkwasser über den üblichen Verbrauch hinaus würden helfen, mit diesem Gut sparsamer umzugehen. Und in Dürreperioden müssen gewisse Verwendungen wie das Rasensprengen eingeschränkt werden.

Die größten Wasserverbraucher beziehen ihr Wasser jedoch nicht über die Leitung, sondern nehmen es sich aus den Oberflächengewässern. Dafür sollen die fossilen Kraftwerke nach Auffassung der Wassernetz-Initiative künftig ein angemessenes Entnahmeentgelt zahlen, das direkt dem Schutz der Gewässer zugutekommt. Neben diesen Sofortmaßnahmen bleibt aber die Großaufgabe, Berlin zur Schwammstadt zu machen, die besser mit Dürrezeiten und Starkregen umgehen kann. Dazu muss der nächste Senat vor allem eines: die Flächenversieglung stoppen, damit mehr Wasser in der Stadt gespeichert werden kann. Straßenneubauten und Bauvorhaben auf unversiegelten Flächen sind nicht mehr verantwortbar.

www.wassernetz-berlin.de

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2023-2.

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