In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind an der brandenburgisch-sächsischen Landesgrenze durch die Flutung ehemaliger Tagebaulöcher künstliche Seen entstanden. Entgegen der ursprünglichen Planung haben sie ihre angestrebte Füllhöhe noch nicht erreicht, was nicht allein an mehreren Dürrejahren in Folge liegt, sondern auch an einem schwierigen Nachbarn: dem Braunkohletagebau Welzow-Süd. Gerade einmal drei bis sechs Kilometer Luftlinie liegt der letzte aktive Tagebau in Brandenburg von der Seenkette entfernt. Um die Grube wasserfrei zu halten, muss ständig Grundwasser abgepumpt werden. Ein Teil des abgepumpten Wassers stammt aus den Seen, aus denen es in den tiefergelegenen Tagebau strömt.
Dieses Problem war schon vor der Flutung der Tagebaurestlöcher bekannt. Deshalb beantragte der Tagebaubetreiber 2008 den Bau einer über zehn Kilometer langen und durchschnittlich 100 Meter tiefen Dichtwand zwischen Seeufer und Tagebau. Wie üblich, wenn ein Tagebaubetreiber einen Antrag stellt, genehmigte ihn das Brandenburger Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) und wies dabei auch den BUND-Vorschlag für eine alternative Trassenführung der Dichtwand ab.
Bis 2018 errichtete der Energiekonzern Leag 6,5 Kilometer Dichtwand, doch dann kam der Bau zum Erliegen. Schuld daran sind offenbar die schwierigen geologischen Gegebenheiten, vor denen der BUND bei der Trassenwahl gewarnt hatte. Vor Wasserabfluss geschützt sind mit dem Blunoer, Sabrodter und Spreetaler See nur drei kleinere, hydrologisch weniger wichtige Seen. Die deutlich größeren Gewässer Sedlitzer und Partwitzer See verlieren das Wasser, das kostspielig in sie hereingepumpt wurde, an den Tagebau, der es stark verschmutzt in die Spree und ihre Zuflüsse ableitet. Nach Berechnungen des BUND strömten aufgrund der nicht fertiggestellten Dichtwand bis Herbst 2023 71,2 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem Partwitzer See und 150,8 Millionen Kubikmeter aus dem Sedlitzer See. Zum Vergleich: Der jährliche Wasserverbrauch von ganz Potsdam liegt bei 10,9 Millionen Kubikmetern.
Das LBGR hat als zuständige Aufsichtsbehörde auf den fünf- jährigen Stillstand nicht reagiert. Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sagte dem Landtag, die Dichtwand werde „entsprechend der bisherigen Planung“ bis 2030 fertiggestellt. Damit führt er die Öffentlichkeit in die Irre, denn im Sonderbetriebsplan Dichtwand ist von einer Errichtung bis 2022 die Rede. Der BUND hält diese Verzögerung für inakzeptabel und fordert, Leag zur Anschaffung weiterer Baugeräte und zu einem geänderten Verlauf der Dichtwand zu verpflichten. Außerdem muss dringend die Arbeit des LBGR überprüft werden.
Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2024-1.