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So sicher nicht

31. Oktober 2023 | BUNDzeit-Artikel, Klimaschutz

Ob Berlin seine Klimaziele erreicht, hängt maßgeblich vom Umgang mit der Fernwärme ab. Vattenfalls neueste Pläne machen da wenig Hoffnung.

Wenn es nach Vattenfall geht, wird nicht nur im Heizkraftwerk Moabit Holz für die Fernwärme verbrannt. Foto: Sebastian Petrich

Damit Berlin wie beschlossen bis 2030 aus der Kohleverbrennung aussteigen und bis spätestens 2045 klimaneutral werden kann, muss die Fernwärme, die derzeit rund 1,3 Millionen Haushalte versorgt, auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Doch der gerade einmal 35 Seiten umfassende Dekarbonisierungsfahrplan, den der Netzbetreiber Vattenfall jetzt vorgestellt hat, verdient diesen Namen leider nicht.

Die Fernwärme des Jahres 2040 soll ihm zufolge so zusammengesetzt sein: 19 Prozent „dekarbonisierte Spitzenlast“ (Wasserstoff, Power-to-Heat, Bioöl, CCS), 18 Prozent Wärmepumpen, 13 Prozent wasserstoffbasierte Kraft-Wärme-Kopplung, 16 Prozent Biomasse, 10 Prozent Heißwassererzeugung mit Wasserstoff und Bioöl, 10 Prozent Müllverbrennung, 6 Prozent Power-to-Heat und 6 Prozent Geothermie.

Dieser Mix enthält mehrere gravierende Probleme. Erstens: Biomasse (sprich: Holz) mag zwar ein nachwachsender Rohstoff sein, seine Verbrennung setzt aber CO2 im erheblichen Ausmaß frei. Holz muss vielmehr im Wald bleiben, um als CO2-Senke zu funktionieren. Zweitens: Müllverbrennung ist ebenfalls nicht klimaneutral, außerdem widerspricht die Steigerung von heute 4 Prozent auf 10 Prozent komplett dem Prinzip der Abfallvermeidung. Drittens handelt es sich bei CO2-Abscheidung und -speicherung (CCS) um eine ökologisch riskante Technologie, die die Abhängigkeit von den fossilen Brennstoffen verlängert. Viertens wird es längst nicht genügend klimaneutral produzierten Wasserstoff geben – das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung rechnet mit einem Anteil von weniger als einem Prozent an der weltweiten Energieerzeugung 2035.

Das größte Problem von Vattenfalls Plan ist aber, dass er das Thema Gebäudesanierung auslässt. Nur eine drastische Senkung des Wärmebedarfs macht die Fernwärme zur Klimaschützerin.
Ausführliche Analyse des Vattenfall-Plans auf dem BUND-Blog: www.umweltzoneberlin.de/2023/07/20

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 23-4.

 

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