Auf den ersten Blick scheinen die Ende 2023 veröffentlichten Waldzustandsberichte von Brandenburg und Berlin eine leichte Erholung zu dokumentieren: „Nur“ noch 16 beziehungsweise 30 Prozent der untersuchten Waldbäume in Brandenburg (2022: 20 Prozent) beziehungsweise Berlin (2022: 40 Prozent) zeigen deutliche Schäden (Schadstufen 2 bis 4). Der Anteil der Bäume ohne jede Schäden stieg in Brandenburg auf 25 Prozent (2022: 8 Prozent) und in Berlin auf 6 Prozent (2022: 4 Prozent).
Zu verdanken ist das in erster Linie dem im Vergleich zu den Vorjahren regenreichen Frühjahr. Die in den märkischen Forsten dominierenden Kiefern konnten so gut austreiben, dass bei ihnen der Anteil der Bäume ohne sichtbare Schäden von 5 Prozent im Vorjahr auf 30 Prozent wuchs (Berlin: 6 Prozent 2023, 2 Prozent 2022).
Bereits stark geschädigten Kiefern nutzten die günstigen Witterungsbedingungen jedoch nichts, der Anteil der Bäume mit einer Kronenverlichtung von über 60 Prozent stieg erneut leicht an. Auch für die Rotbuche, die die naturnahen Wälder Brandenburgs prägt, ist die Situation weiter kritisch, über 90 Prozent ihrer Waldflächen weisen Kronenschäden auf.
Dass von einer Trendwende keine Rede sein kann, macht die Mortalitätsrate deutlich: Von allen erfassten Waldbäumen starben im Jahr 2023 0,8 Prozent in Brandenburg und 1,6 Prozent in Berlin ab. Das langjährige Mittel der Mortalitätsrate liegt bei 0,4 Prozent. In Berlin war mit 3,1 Prozent frisch abgestorbenen Bäumen besonders die Baumart Nummer zwei, die Eiche, betroffen. In Brandenburg starben mit 6,0 Prozent außergewöhnlich viele Birken.
Diese Befunde haben Konsequenzen für den Waldumbau. Es ist zwar weitgehend Konsens, Kiefernmonokulturen zu Mischwäldern umzubauen, die den zu erwartenden Strapazen der globalen Erhitzung besser widerstehen können und die mit geringerem immergrünen Nadelanteil weniger Wasser beanspruchen. Über den Weg dorthin muss freilich diskutiert werden. Der BUND setzt sich vehement dafür ein, den Waldumbau mit dem Wald anzugehen – und nicht gegen ihn.
Angesichts der historisch hohen Mortalitätsrate und Kronenverlichtung ist es kontraproduktiv, ältere Bäume zugunsten von Setzlingen der gewünschten Arten zu fällen oder gezielt zum Absterben zu bringen. In den vergangenen Dürresommern hat sich vielmehr gezeigt, dass sich Feuchtigkeit besser im Wald hält, wenn das Kronendach geschlossen ist. Auch Totholz sollte an Ort und Stelle bleiben. Für die Förster*innen muss die Devise daher Zurückhaltung lauten.
Waldzustandsbericht Brandenburg
Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2024-1.