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Wird Erdgas die neue Kohle?

06. November 2019 | BUNDzeit-Artikel, Klimaschutz

Vattenfall und Senat haben eine Studie zum Kohleausstieg Berlins in Auftrag gegeben. Das Ergebnis ist unbefriedigend, denn es setzt weiter auf die Verbrennung von fossilen Brennstoffen.

Schluss mit Kohle bedeutet natürlich auch Schluss mit Erdgas: Coal-and-Boat-Demo in Potsdam. Foto: Björn Obmann

Die Ergebnisse der von Vattenfall Wärme Berlin AG und der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz vorgestellten Machbarkeitsstudie belegen, dass es möglich ist, die Berliner Steinkohlekraftwerke bis spätestens 2030 stillzulegen, ohne dass deswegen die Strom- und Wärmeversorgung der Stadt zusammenbricht. Der BUND begrüßt, dass diese Erkenntnis nun amtlich ist. Gleichzeitig muss er jedoch Kritik üben.

Wenn Vattenfall als derzeit größter Akteur im Berliner Energiegeschehen seine künftige Geschäftspolitik an den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie ausrichtet, bedeutet das, dass Berlin zwar den Kohleausstieg schafft, aber sein CO2- Budget überzieht. Gleichzeitig orientiert sich das in der Studie angenommene CO2-Budget nicht einmal am international gesetzten Pariser Klimaabkommen und damit am 1,5°-Ziel, sondern setzt an einem 2°-Ziel an. Um verheerende Folgen des Klimawandels zu vermeiden, muss die Begrenzung der Erwärmung um 1,5 °C das Ziel sein.

Dass das Berliner Emissionsbudget überzogen wird, hat mehrere Ursachen. Die wichtigste: Die Kohle der Kraftwerke wird im Wesentlichen durch fossiles Erdgas ersetzt. Vattenfall plant die Gaskraftwerke zukünftig auf synthetisches aus dem Ausland importiertes Gas umzustellen. Das ist allerdings extrem unsicher, da momentan kein internationaler Markt für synthetisches Gas aus erneuerbaren Energien existiert und seine Produktion mit hohen Umwandlungsverlusten verbunden ist.

Außerdem setzt die Machbarkeitsstudie auf eine stärkere Nutzung von Strom und Wärme aus dem Müllheizkraftwerk Ruhleben und blendet dabei aus, dass die dort verbrannten Abfälle mit Energieaufwand hergestellt wurden: Müll ist kein CO2- neutraler Energieträger und steht auch nicht unendlich zur Verfügung, sondern soll gemäß der von Rot-Rot-Grün verabschiedeten Zero-Waste-Strategie stark reduziert werden.

Viel zu kurz kommt in der Studie die Senkung des Wärmebedarfs. Die angenommene energetische Sanierungsrate von jährlich 2,2 Prozent reicht nicht aus, wird aber auch gar nicht realisiert. Der BUND fordert daher eine Strategie für die Klimaneutralität des Gebäudebestands. Zudem müssen wirklich alle Potenziale für dezentrale erneuerbare Energien ausgeschöpft werden.

Zur Studie: www.kurzlink.de/vattenfall-studie

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 19-4.

 

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