80 Prozent des Architekturnachwuchses meint: Nachhaltig Bauen!

05. Juni 2025 | Artenvielfalt, Bauen, Flächenschutz, Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung, Stadtnatur, Vögel

BUND-Befragung zum Thema „Nachhaltiges Bauen – Was wird gelehrt und was wünschen sich Studierende?“

Aufprallspuren von Tauben an der Glasfassade des Bahnhofs Ostkreuz. Foto: BUND Berlin/Nicolas Šustr

Berlin, 05. Juni 2025: 80 Prozent der vom BUND Berlin befragten Nachwuchs-Architekt*innen und -Bauingenieur*innen halten nachhaltiges Bauen für dringend notwendig. Sie betonen die Relevanz von Energieeinsparung, ressourcenschonender Materialgewinnung, Recycling sowie der Vermeidung von Abfällen und Schadstoffen. Deutlich weniger, nur rund 40 Prozent, schätzen Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der biologischen Vielfalt am Bau als sehr wichtig ein.

Das ist das Ergebnis einer zwischen November 2024 und März 2025 durchgeführten Befragung. 127 Studierende und Berufseinsteigende der Fachrichtungen Architektur und Bauingenieurwesen aus ganz Deutschland nahmen daran teil.

Die Befragung war Teil eines von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt geförderten Projektes des BUND Berlin zur Förderung des Dialoges zwischen Naturschutz und Bauschaffenden. Erfragt worden ist, ob und in welchem Umfang Themen des nachhaltigen Bauens Teil der Ausbildung sind – und welche Inhalte sich Studierende wünschen.

Nachhaltiges Bauen findet zu wenig Eingang in die Ausbildung

Der deutlich geringere Stellenwert des Schutzes der biologischen Vielfalt in den Umfrageergebnissen spiegelt sich auch in den Studieninhalten wider: Aspekte wie ressourcenschonende Baustoffgewinnung, flächensparendes Bauen und nachhaltiges Energiemanagement sind eher im Lehrplan verankert als Themen der biodiversitätsfördernden Gebäudegestaltung.

Zudem werden Inhalte des nachhaltigen Bauens meist nur als Zusatzangebote und in theoretischer Form behandelt – sie sind selten Bestandteil der praktischen Entwurfslehre. Entsprechend gaben nur etwa die Hälfte der Befragten an, sich gut über Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs informiert zu fühlen. Noch weniger fühlen sich ausreichend vorbereitet, wenn es um ressourcenschonendes Bauen, nachhaltiges Wassermanagement oder den Schutz der Artenvielfalt geht.

Dazu erklärt Claudia Wegworth, Expertin für biologische Vielfalt am Bau des BUND Berlin: „Die Studie zeigt klar: Es besteht großer Handlungsbedarf, nachhaltiges Bauen als zentralen Bestandteil in der Ausbildung von Architekt*innen und Bauingenieur*innen zu verankern. Besonders die artenschutzgerechte Gestaltung von Gebäuden muss stärker in den Fokus rücken. Denn hier fehlt es oft schon am Bewusstsein – mit gravierenden Folgen für Flora und Fauna.“

Auch die Studierenden und teilweise die Hochschulen selbst fordern längst solche Reformen. Die Studierenden-Initiative nexture+ hat beispielsweise soeben einen hervorragenden Handlungskatalog dazu herausgebracht. Er kann unter diesem Link heruntergeladen werden.

Bau- und Gebäudesektor mit großem ökologischen Fußabdruck

Der Bau- und Gebäudesektor trägt weltweit in erheblichem Maße zum Verlust wertvoller Lebensräume durch Flächenversiegelung bei und verursacht zugleich große Mengen klimaschädlicher Treibhausgase.

Hinzu kommt, dass moderne Bauweisen mit glatten Fassaden kaum noch Nist- oder Ruheplätze für gebäudebewohnende Vogel- und Fledermausarten bieten. An Glasfassaden sterben allein in Deutschland jährlich etwa 100 bis 115 Millionen Vögel, da sie die transparenten Flächen nicht als Hindernis erkennen.

Aus Klima- und Artenschutzsicht ist ein nachhaltiges, umweltfreundliches und ökologisch verantwortungsvolles Bauen daher unerlässlich. Damit zukünftige Architekt*innen und Bauingenieur*innen diesen Anforderungen gerecht werden können, müssen sie bereits in ihrer Ausbildung dafür sensibilisiert und entsprechend qualifiziert werden.

Lesen Sie unter diesem Link die vollständigen Befragungsergebnisse.

Kontakt:
Claudia Wegworth, Tel: 0170 540 77 63, wegworth(at)bund-berlin.de

 

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