Berlin, 22. November 2024: Die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg GmbH ergreift Maßnahmen, um Kollisionen von Vögeln mit der Glasfassade des Terminals 1 zu reduzieren. Diesen Montag sollen nach Informationen des BUND Berlin die Arbeiten zur Anbringung von gepunkteten Folien beginnen. Bis Jahresende sollen 3750 Quadratmeter der Fassade so beklebt werden.
„Es freut uns, dass die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg GmbH jetzt ernsthaft in die fachgerechte Lösung des Problems einsteigt und damit nun einen ersten wichtigen Schritt ergreift", sagt Claudia Wegworth, Vogelexpertin des BUND Berlin. "Das ist ein guter Anfang, aber eben auch nur ein Fünftel der Glasfläche alleine am Hauptgebäude des Terminals 1. Wir fordern, dass auch der Rest des Terminals von fachlich qualifizierten Vogelschutz-Expert*innen untersucht wird und auch die anderen Risikofaktoren wie die nächtlichen Lichtemissionen und baulichen Gefahrenstellen, wie die ungesicherten Lichtschächte behoben werden."
Das Hauptgebäude von Terminal 1 hat rund 20.000 Quadratmeter Glasflächen, dazu kommen noch die Flächen der rund 1,5 Kilometer langen Abflugpiere. Bereits kurz nach Fertigstellung der Außenhülle des Terminalgebäudes wurde ein Massenanprall von Zugvögeln an der Fassade registriert. Naturschützer dokumentierten seitdem zahllose Anprallspuren, Federfunde und Vogelkadaver. Das nachgewiesene Artenspektrum reicht von Eisvogel, Turmfalke, Waldschnepfe, Haubenlerche, Singdrossel, Mehlschwalbe, Dohle und Blaumeise und vielen mehr bis hin zum Waldkauz. Viele der verletzten Tiere verenden qualvoll in den Lichtschächten zwischen den Terminalgebäuden.
Vögel erkennen transparentes Glas nicht als Hindernis und können Spiegelungen der Umgebung nicht als solche erkennen. Zudem werden sie bei Dunkelheit von illuminierten Gebäuden angelockt und kollidieren dann mit deren Fassaden. Abhilfe schaffen können engmaschige und kontrastreiche Muster auf den transparenten Flächen. Nur wenn Vögel schon aus der Ferne sofort erkennen, nicht dazwischen durchfliegen zu können, wirkt die Maßnahme. Laut Schätzungen der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten kommen alleine in Deutschland jedes Jahr bis zu 100 Millionen Vögeln durch Glaskollision ums Leben.
Viele Jahre weigerte sich die Flughafengesellschaft, Maßnahmen zu ergreifen, um den Vogeltod an Terminal 1 zu verhindern. Grund sind die erheblichen Kosten für die nachträgliche Anbringung entsprechender Schutzvorrichtungen. Unermüdlich forderten Naturschutzverbände wie der BUND Berlin öffentlich und in Hintergrundgesprächen Maßnahmen ein, unter anderem mit einem Offenen Brief (Link) im Jahr 2022.
"Dieser Fall macht aber auch sehr deutlich: Um solche Probleme und die damit verbundenen Folgekosten zu vermeiden, muss der Artenschutz von Beginn an Teil der Entwurfsplanung sein. Wir wissen längst, wie wir besser bauen können – es muss nur einfach auch getan werden", sagt Claudia Wegworth.
Die jahrelange Aufklärungsarbeit unter anderem des BUND Berlin zu Vogelkollisionen trägt langsam Früchte. Im kommenden Jahr sollen auch an der Glasfassade des Berliner Hauptbahnhofs Schutzfolien angebracht werden. Das Gebäude ist, wie Terminal 1 des BER, vom Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner entworfen worden. gmp Architekten haben jedoch längst erkannt, dass Vogelschutz an Glasfassaden bereits in der Planung berücksichtigt werden muss. Die Glasflächen der 2018 und 2019 eröffneten U- und S-Bahnhöfe Elbbrücken in Hamburg waren von vornherein mit einem feinen Linienmuster versehen, das Vögel zuverlässig schützt.
Ein Beispielfoto für die Beklebung einer Glasfassade mit Vogelschutz-Folien können Sie unter diesem WeTransfer-Link abrufen. Es zeigt die Nachrüstung des am Berliner Hauptbahnhof gelegenen Futuriums mit Punktfolien. Foto: Claudia Wegworth, Verwendung in der aktuellen Berichterstattung kostenfrei.
Die Fachpublikation "Vogelfreundlich Bauen mit Glas und Licht" finden Sie zum Download unter diesem Link.
Kontakt:
Claudia Wegworth, Vogelexpertin BUND Berlin, wegworth(at)bund-berlin.de