Wasserstoff ist kein Feenstaub

07. August 2024 | Energiewende, Klimaschutz, Wirtschaft

Wärmewende kann mit energieeffizienten und verbrennungsfreien Technologien gelingen

Foto: Babewyn (CC BY-SA 4.0)

Berlin, 07.08.2024: Dieser Tage hat der Berliner Gasversorger Gasag bekanntgegeben, die Umwidmung von 60 Kilometern Berliner Hochdruck-Gasleitungen für den Transport von Wasserstoff als Teil des deutschen Wasserstoff-Kernnetzes bei der Bundesnetzagentur beantragt zu haben. Hervorgehoben wird die Anbindung Berliner Heizkraftwerke und die dadurch mögliche Dekarbonisierung. In einem Fünf-Punkte-Papier legt der BUND Berlin dar, dass Wasserstoff keineswegs die eierlegende Wollmilchsau ist, die die Wärmewende entscheidend voranbringen kann.
 

Der BUND Berlin hat das Kompaktpapier "Fünf Gründe, warum Wasserstoff in der Wärmeerzeugung keine Rolle spielen kann" veröffentlicht. Zu finden unter diesem Link.


Dazu erklärt Matthias Krümmel, Klimaexperte des BUND Berlin:

„Der Berliner Senat und interessierte Industriekreise stellen Wasserstoff gerade als Feenstaub der Wärmewende dar. Ohne großen Erneuerungsbedarf soll er angeblich dafür sorgen, den Umstieg auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung gelingen zu lassen. Leider bleibt es nicht nur bei mündlichen Bekenntnissen, sondern es werden infrastrukturelle Weichen gestellt, die Zwänge erzeugen werden, diesen falschen Weg weiter zu beschreiten.

Viele harte Gründe sprechen gegen den großflächigen Einsatz von Wasserstoff in der Wärmeversorgung. Die energetische Ineffizienz durch die hohen Umwandlungsverluste bei der Produktion von Wasserstoff mithilfe Grünen Stroms ist die nicht überwindbare physikalische Hürde. Während Wärmepumpen aus einer Kilowattstunde Strom mehrere Kilowattstunden Wärme produzieren, werden beim Wasserstoff aus Elektrolyse mehrere Kilowattstunden Strom für die Produktion einer Kilowattstunde Wärme benötigt. Hinzukommt, dass die Bundesregierung in ihrer jüngst beschlossenen Wasserstoff-Importstrategie keine klaren Nachhaltigkeitskriterien formuliert hat.

Die Ineffizienz resultiert in hohen Kosten. Es ist unverständlich, wie die sozialdemokratische Berliner Energie-Senatorin Franziska Giffey sehenden Auges kurzfristig massiv steigende Kosten für die Fernwärmeversorgung Hunderttausender Haushalte in Kauf nehmen kann. Es macht den Eindruck, als sollte eher der Wert absehbar obsoleter Infrastruktur wie weiter Teile des Gasnetzes künstlich auf Kosten der Steuerzahler und bei der Wärmeversorgung nicht wahlfreier Menschen hochgehalten werden.

So problemlos, wie teilweise dargestellt wird, ist die Umstellung von Gas auf Wasserstoff für die dezentrale Wärmeversorgung keineswegs. Das Endverteiler-Gasnetz müsste mit hohem Aufwand umgerüstet werden, genauso wie Gasheizungen in den Haushalten. Technisch ist in der bestehenden Infrastruktur nur eine Beimischung von H2 möglich.

Das schlichte Verbrennen von Wasserstoff zum Heizen ist so, als würde man Stradivari-Geigen in den Ofen werfen. Sie erzeugen zwar Wärme, aber sinnvoll ist das nicht. Der kostbare Rohstoff Wasserstoff muss daher in Bereichen zum Einsatz kommen, wo derzeit noch keine Alternative absehbar ist. Zum Beispiel in der Stahlerzeugung oder im Flugverkehr.“


Kontakt:
Nicolas Šustr, BUND-Pressereferent, Tel: 030-78 79 00 14, sustr(at)bund-berlin.de

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