13. November 2023 | Pressemitteilung
FAQ
Mit knapp 19 Millionen Tonnen hatte die Abfallmenge der jährlich in Deutschland verbrauchten Verpackungen bereits vor der Pandemie ein neues Rekordgewicht erreicht. Unglaubliche 17,4 Milliarden Einwegplastikflaschen werden hierzulande jedes Jahr geleert und weggeworfen. Große Treiber für den Müllwahnsinn sind besonders To-Go-Verpackungen und Einweggeschirr: Allein in Berlin werden täglich geschätzte 460.000 Kaffee-Wegwerfbecher verbraucht. Deutschlandweit stieg das Müllaufkommen durch Take-Away-Teller und -Boxen bereits zwischen 1994 und 2017 um 173 %.
Allein die Entsorgung von Abfällen in den Berliner Parks kostet die Bezirke mehrere Millionen Euro jährlich. Dennoch bleibt viel Müll in der Natur liegen. Etwa 10 Millionen Tonnen Plastikmüll gelangen jedes Jahr unter anderem durch Flüsse in die Weltmeere. Da Kunststoffe sich kaum zersetzen, sammeln sie sich immer weiter in der Natur an. Und ebenso in den Mägen nichts ahnender Tiere, die die bunten Teile mit Nahrung verwechseln und mit vollem Bauch verhungern. Als Mikroplastik landet es in Muscheln, Fischen oder Honig auch auf unseren Tellern und gelangt damit in unseren Körper. So nehmen wir jede Woche die Kunststoffmenge einer Kreditkarte zu uns – mit noch weitestgehend ungeklärten gesundheitlichen Folgen.
Wir fordern eine Steuer auf alle Wegwerf-To-Go-Verpackungen sowie Einweggeschirr und -besteck. Die Abgabe soll die ökologischen Gefahren und Belastungen durch Einwegprodukte deutlich widerspiegeln. Alternative Mehrweglösungen sollen so nicht nur besser für die Umwelt sein, sondern auch im Preisvergleich attraktiver werden. Damit sollen Plastikbesteck, Pizzakarton, Coffee-To-Go-Becher, Pappteller und Einweg-Aluschalen bald der Geschichte angehören. Auf alle Einwegverpackungen und -geschirr fürs Essen unterwegs muss eine Abgabe von 50 Cent pro Stück bezahlt werden. Für Einwegbesteck sollen 20 Cent anfallen.
Die Einnahmen durch die Steuer werden zur Förderung innovativer Mehrweglösungen genutzt, damit alle Berliner*innen ihr Lieblingsessen auch in einer abfallfreien Verpackung mitnehmen können. Besonders für Mehrweggeschirr gibt es inzwischen eine Auswahl an Pool-Systemen, die von mehreren Betrieben angeboten werden. Das hat den Vorteil, dass die Kund*innen das Geschirr an unterschiedlichen Orten zurückgeben können. Was bei Flaschen und Dosen schon lange üblich ist, funktioniert auch mit Essensboxen. Damit wir knusprige Pizza, exotisches Sushi oder scharfe Curry-Gerichte künftig ohne Abfall genießen können.
Durch die sogenannte Einwegkunststoffverbotsverordnung der EU werden nur ganz wenige Produkte verboten: Einwegbesteck und -teller, Trinkhalme und Rührstäbchen dürfen dann nicht mehr aus Plastik hergestellt werden, Becher und To-Go-Essensboxen nicht mehr aus Styropor. Einweghersteller und der Handel werden deshalb nur auf andere Materialien wie Pappe oder Holz umsteigen. Es werden weiterhin viele Rohstoffe umweltschädlich abgebaut und aufwendig zu Wegwerfprodukten verarbeitet. So wachsen Berlins Abfallberge weiter! Das ist schlecht für die Umwelt. Viel Müll landet weiterhin in unseren Parks und auf der Straße. Die Folge: eine dreckige Stadt und hohe Kosten fürs Saubermachen. Mit der Verpackungssteuer und der Förderung von Mehrweglösungen aus ihren Einnahmen packen wir das Problem an der Wurzel: Mit wiederverwendbaren, langlebigen Verpackungen können wir so bald auch unterwegs unser Essen nachhaltig und abfallarm in einer schönen, sauberen Stadt genießen!
Für Speisen und Getränke zum Mitnehmen müssen die meisten Gastronomiebetriebe seit dem 1. Januar 2023 wiederverwendbare Behälter anbieten. Dabei können sie entweder individuelle Pfandbehälter bereitstellen oder mit anderen Betrieben sogenannten Pool-Systeme verwenden, wie Vytal oder Rebowl. Die Mehrweglösungen müssen präsent beworben werden und dürfen nicht teurer als Einwegverpackungen sein. Kleine Betriebe, wie Imbissbuden mit weniger als fünf Beschäftigten und maximal 80 Quadratmetern Verkaufsfläche inklusive frei zugänglicher Sitz- und Außenfläche, sind zunächst ausgenommen. Diese sind lediglich verpflichtet, kundeneigene Mehrweggefäße zu akzeptieren.
Mehrweglösungen sind das wichtigste Instrument, um die To-Go-Verpackungsberge und die Vermüllung in Berlin zu reduzieren. Jedoch bieten viele Lieferdienste, Supermärkte, Restaurants und Cafés trotz des Gesetzes noch keine Mehrwegverpackungen an. Selbst wenn Mehrwegverpackungen angeboten werden, fehlt oft eine aktive Bewerbung, damit sie auch wirklich genutzt werden. Um Mehrweg zum Standard zu machen, muss es flächendeckend angeboten und beworben werden. Indem Einwegverpackungen zusätzlich besteuert werden, werden die wahren Kosten für die Gesellschaft, wie für die Reinigung öffentlicher Flächen, von denen mitfinanziert, die sie verursachen. Auch ist es dann für Kund*innen ein finanzieller Vorteil, Mehrwegverpackungen zu wählen. Hinzu kommt: Je mehr Gastronomiebetriebe gemeinsame Pool-Systeme nutzen, desto einfach wird es für die Kund*innen, die Behälter wieder zurückzugeben.
Mitmachen
Unterstützer*in werden
Auch genug vom Einweg-To-Go-Wahnsinn? Zeigt eure Unterstützung mit eurem Logo auf unserer Webseite und verbreitet unseren Aufruf für eine Berliner Verpackungssteuer! Wir laden interessierte Initiativen, Organisationen und Unternehmen ein, sich sichtbar für eine Verpackungssteuer für Berlin einzusetzen. Meldet euch bei uns unter plastikfrei [ät] bund-berlin.de und beschreibt, warum ihr die Kampagne „Berlin plastikfrei – Kein Weg für Einweg!" und ihre Forderung unterstützt. Schickt uns euer Logo im Format „.jpg” in möglichst hoher Auflösung. Logos von überzeugten Mitstreitenden für Mehrweg- und Zero Waste nehmen wir dann gern in unseren Unterstützer*innen-Bereich auf.

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