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29-Euro-Ticket schadet mehr als dass es hilft

21. April 2024 | Verkehr, ÖPNV

SPD-Projekt belastet Nahverkehrsfinanzierung und Erfolg des D-Tickets

Foto: BVG/Andreas Süß

Berlin, 21.04.2024: Diesen Dienstag, den 23. April, soll der Vorverkauf des nur in Berlin gültigen 29-Euro-Tickets starten.


Dazu erklärt Tilmann Heuser, Geschäftsführer des BUND Berlin:
 
"Der von der schwarz-roten Landeskoalition eingeschlagene Weg mit dem 29-Euro-Ticket zeugt von einer großen Verantwortungslosigkeit, deren Auswirkungen nicht nur in Berlin, sondern bundesweit zu spüren sein werden.

Mit der Einführung des 29-Euro-Tickets verpasst Berlin tatsächlich eine Chance, das Deutschlandticket zu stärken. Wie andere Bundesländer es vorgemacht haben, hätte der Senat lieber mit zielgenauen Angeboten auf Basis des D-Tickets Menschen mit geringem Einkommen entlasten sollen. Stattdessen werden nun für viel Geld in hohem Maße pendelnde Beschäftigte entlastet, die bereits seit Einführung des D-Tickets und des noch günstigeren Jobtickets spürbar weniger für den Nahverkehr ausgeben müssen."

Wenn Betriebe-Senatorin Franziska Giffey als Zielgruppe für das SPD-Ticket explizit Seniorinnen und Senioren nennt, wirkt es unverständlich, warum man dann nicht einfach dem Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns gefolgt ist. Dort gibt es das D-Ticket als Senior*innenticket für 29 Euro pro Monat. Hamburg hat ein ganzes Bouquet an zielgruppenspezifisch rabattierten D-Tickets inklusive einem ab kommenden Schuljahr kostenlosen Schülerticket eingeführt. Zielgruppengenau rabattierte Deutschlandtickets sind nicht nur wesentlich haushaltsschonender. Es ist auch ein sozial gerechterer Ansatz.

Die Gießkannenförderung beim 29-Euro-Ticket ist so teuer, dass zur Gegenfinanzierung im Haushalt ein dreistelliger Millionenbetrag zur ÖPNV-Finanzierung eingespart werden soll. Zwar sollen sie sich unter anderem aus eingesparten Bestellerentgelten für nicht oder schlecht erbrachte Leistungen von BVG und Bahnunternehmen speisen. Doch bisher waren diese Gelder für den Nahverkehr nicht verloren, sondern wurden stattdessen für Investitionen verwendet, die nicht im Haushaltsansatz eingestellt waren, wie beispielsweise das nun fertiggestellte Dach für den Regionalexpress-Bahnsteig am Ostkreuz oder barrierefreien Ausbau. Diesmal sind sie dauerhaft für die Finanzierung von Instandhaltung, Ausbau und Attraktivierung von Bahnen und Bussen verloren. Allein über den Preis wird die Verkehrswende nicht gelingen. Auch das Angebot muss stimmen.

Gerade Hamburg ist das Beispiel, was auf Basis des Deutschlandtickets möglich ist. Dort verfügen nun 38 Prozent der Bevölkerung über ein D-Ticket. Mit rund 900.000 Abonnentinnen und Abonnenten liegt die Durchdringung in Berlin nur bei einem knappen Viertel der Bevölkerung. Mit dem 29-Euro-Ticket Berlin wird das D-Ticket kannibalisiert. Angesichts von Hunderttausenden Menschen, die wohl zum Berliner Landesangebot wechseln werden, droht auch dem Deutschlandticket mit bundesweit rund elf Millionen Kundinnen und Kunden ein erheblicher Rückschlag. Dass das D-Ticket immer noch auf wackligen Beinen steht, zeigen die schwierigen Gespräche über dessen weitere Finanzierung in der Verkehrsministerkonferenz.


Kontakt:
Tilmann Heuser, Geschäftsführer BUND Berlin, heuser(at)bund-berlin.de

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